Eine Woche
Urlaub im Hochsommer - wohin könnte man fahren? Zuerst hatten wir an
die Toskana gedacht, dann an die Provence. Warum wir schließlich in
Dänemark gelandet sind, wissen wir selbst nicht so genau. Vielleicht
weil wir dort noch nicht waren, und wenn man Urlaub im Norden
macht, dann im Sommer, wo die Chancen auf einigermaßen gutes
Wetter am höchsten sind. Und gutes Wetter brauchten wir, denn wir
hatten uns eine Cabrio-Rundreise ausgeguckt, deren Anfang
(Sankt Peter-Ording) und Ende (Travemünde) zwar in Deutschland lagen,
deren Verlauf aber einmal quer durch Dänemark führte: Über Esbjerg
an der Westküste Jütlands nach Billund (= Legoland), dann - nach
Übernachtung in Middelfart - auf die Inseln Fünen (dän. Fyn) und
Seeland (dän. Syælland). Letztere beheimatet Kopenhagen, die
Hauptstadt Dänemarks und wichtigste Zwischenstation unserer Reise.
Nach einem Abstecher auf die Insel Møn ging es mit der Fähre von
Rødbyhavn zurück nach Deutschland, genauer gesagt nach Puttgarden
und abschließend nach Travemünde. Ab Münster reden wir über genau
2.012 km Strecke plus Fährfahrt, in einer Woche mit dem Auto also
gut zu schaffen!
Da die A1 zwischen Münster und Hamburg nicht nur während der Ferien
ständig völlig verstopft ist, es gleichzeitig aber keine Alternative
in Richtung Norden gibt, brachen wir früh auf, um wenigstens dem
schlimmsten Verkehr zu entgehen. Das klappte auch einigermaßen, und
kurz hinter Hamburg, bei Itzehoe, konnten wir bereits auf
Landstraßen Richtung St. Peter Ording abbiegen und das Verdeck
öffnen. Was wir nicht wussten: Entlang des Weges befindet sich die
tiefste Landstelle Deutschlands, 3.54m unter NN. Ein Holzpfahl
markiert die genaue Stelle (Bild unten links), wobei es sich allerdings um einen Irrtum
handeln muss, denn die Kuhwiese daneben liegt eindeutig tiefer. Aber
gut, wen interessiert's?
Nur einige Kilometer weiter machten wir Bekanntschaft mit einer für
die Gegend typischen Einrichtung. Wir hatten uns schon gefragt, was
"AF" auf der Landkarte wohl bedeuten könnte - als wir dann vor der
Autofähre standen, ging uns ein Licht auf. Für uns war die
kurze, kostenlose Fährfahrt eine willkommene Abwechslung auf dem Weg
zur Nordseeküste.
Eine weitere, vor allem für Techniker interessante Stelle entlang
der Strecke zwischen Itzehoe und St. Peter Ording markiert das
Eidersperrwerk (Bild oben rechts). Das 1973 fertig gestellte,
als Reaktion auf die Hamburger Sturmflut von 1962 errichtete "größte
deutsche Küstenschutzbauwerk" verfügt über fünf aus riesigen
Metallschaufeln bestehende Tore, die bei
Sturmflut geschlossen werden können. Als Tourist kann man bei gutem
Wetter auf dem Sperrwerk herumlaufen, sich über Technik und Historie
informieren oder in der wenig einladenden Frittenbude etwas Fettiges
essen, wenn man mag. Wir mochten nicht, und da wir auch keine
Technikfreaks sind, ließen wir das Eidersperrwerk nach einer
Viertelstunde hinter uns.
Einen längeren Stopp legten wir - wie geplant - in Sankt
Peter-Ording ein. Ich war als kleines Kind mehrmals dort, konnte
mich dreißig Jahre später aber an nichts mehr erinnern. Ausnahme:
Die unvergesslichen Pfahlbauten am Strand (Bild unten: Die "Arche
Noah", wo man recht gut, aber nicht ganz billig essen kann).
Der Nachmittag in Sankt
Peter-Ording war sehr schön, wenngleich ein bisschen windig. Wir
saßen auf der Terrasse besagter "Arche Noah" in der Sonne und ließen
uns den gemischten Vorspeisenteller schmecken. Die Kalorien muss man
ja schon zwangsweise wieder abarbeiten, weil der Strand in St. Peter
nur über einen ca. 1km langen Steg zu erreichen ist. Nicht
ungeschickt vom örtlichen Fremdenverkehrsamt, diese Erschwernis auch
noch als Attraktion zu verkaufen ("längster Steg der Welt").
Übernachtet haben wir
aber nicht in Sankt Peter-Ording, sondern in Husum, weil wir noch
ein Stück gen Norden voran kommen wollten. Unser
dortiges Hotel entpuppte sich übrigens als die vielleicht
positivste Überraschung des gesamten Urlaubs: Nie haben wir in einem
Hotel ruhiger geschlafen, und nie ein besseres Frühstücksbuffet
angetroffen. Reichhaltigkeit, Darreichung und Frische der Speisen
waren einfach unvergleichlich, für ein 4-Sterne-Haus mit nur 66
Zimmern geradezu sensationell. Sehr zu empfehlen.
Überhaupt zeigte sich uns Husum von seiner besten Seite. Am Abend
begann es zwar zu regnen, aber am nächsten Morgen schien wieder die
Sonne und tauchte den Binnenhafen in ein wunderschönes Licht.
Sehr idyllisch war die
Fahrt entlang der Nordseeküste nach Dänemark. Wir entschieden uns
ausschließlich für kleine Landstraßen, wobei wir auch mal einen
Umweg in Kauf nahmen. Schlüttsiel, Dagebüll, Tønder, Højer, Skærbæk
und Ribe hießen die Stationen auf dem Weg nach Esbjerg.
Deiche, Wasser und Gras wohin man schaut:
Doch mal ehrlich:
Esbjerg kann man sich auch schenken! Es handelt sich um eine
Industriestadt, deren Hauptattraktion ein Fischereimuseum ist.
Länger kann man schon deshalb nicht bleiben, weil ständig ein
unangenehmer Fischgeruch über der Stadt liegt. Interessant sind
allerdings die vier "Menschen am Meer", ein monumentales Kunstwerk
in der Nähe des Hafens. Vier identische, über 9m hohe Figuren sitzen
auf dem Deich und blicken in die Ferne. Sehenswert.
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