Planung
Nachdem wir den Nordosten der USA und Kanadas
bereits bereist und für schön befunden hatten, sollte im Sommer
2007 nun der Nordwesten folgen. Ausgehend von Seattle
wollten wir über die kanadische Grenze nach Vancouver fahren, von dort aus
nach Victoria auf Vancouver Island übersetzen, uns auf Vancouver
Island nach Port Hardy vorarbeiten und dort eine Fähre durch die
legendäre Nordwest-Passage nach Prince Rupert nehmen. Zurück auf
dem Festland sollte es über Prince George in den Jasper National
Park (NP) und durch diesen weiter nach Banff gehen. Über Salmon Arm
und den bekannten Wintersportort Whistler hätte der Weg uns zurück
nach Vancouver und Seattle geführt.
Kleine Änderung der
Reiseroute
Hätte. Denn pünktlich zu unserer Ankunft hatte sich über der
Westküste Kanadas ein Tief eingenistet, das der Region für eine
Woche Dauerregen bescherte. Das war natürlich der Super-Gau für
unsere Cabrio- und Schiffstour, und
Regen auf dem Schiff hatten wir in diesem Jahr schon genug.
Deshalb beschlossen wir kurzfristig, unsere Route komplett zu ändern
und statt Kanada zunächst die USA
unsicher zu
machen. Gesagt - getan! Durch den Mt. Rainier NP ging es quer durch Washington und
Idaho bis zum Yellowstone NP, von dort aus dann Richtung Norden zum
Glacier NP, der bereits unmittelbar an der kanadischen Grenze liegt.
In Kanada statteten wir zunächst Calgary einen Besuch ab, bevor wir
in der zweiten Woche in Jasper unsere ursprüngliche Reiseroute
wieder aufnahmen und wie geplant nach Vancouver und Seattle
zurückfuhren, allerdings nicht über Whistler, sondern auf direktem
Weg entlang der I-5. Natürlich ist es uns nicht leicht gefallen,
eine so gravierende Umstellung vorzunehmen, zumal die Hotels
vorgebucht waren.
Aber am Ende war die Entscheidung goldrichtig,
denn an der Westküste hat es tatsächlich Bindfäden geregnet. Prince
Rupert ist mit über 2000 mm Niederschlag pro Jahr ohnehin die
regenreichste Stadt Kanadas (zum Vergleich: Münster, das ich aus
eigener Erfahrung nur als Regenloch bezeichnen kann, kommt gerade
auf 750 mm). Auf unserer neuen Route hatten wir hingegen die ganze Zeit über bestes Wetter und
konnten unseren Urlaub richtig genießen. Das war ein kleines
finanzielles Opfer wert.
Einreise
Dass es schlechtes
Wetter geben sollte, konnte man vor Ort zunächst gar nicht glauben,
denn als wir nach dem problemlosen Flug mit KLM (Minuspunkt:
alle Stewardessen waren um die 100!) in Seattle
eintrafen, schien die Sonne von einem
wolkenlosen Himmel. Nicht,
dass wir zunächst viel davon gehabt hätten, denn als erstes mussten
wir die endlosen Einreiseformalitäten über uns ergehen lassen und
unseren Mietwagen in Empfang nehmen. Letzteres ist immer mit ein
wenig Spannung verbunden, denn wenn man ein Cabrio bucht, ist
erstens nie garantiert, dass man auch wirklich eines bekommt
(ich sage es bei jeder Gelegenheit: boykottiert HERTZ, überall
und unter allen Umständen !!), und natürlich kennt man im Vorfeld auch nie
das genaue Fabrikat. Aber wir hatten großes Glück, denn der für uns
von Alamo reservierte Chrysler PT Cruiser war einsame Spitze!
Ein cooles Auto mit viel Flair, edler Innenausstattung und großem
Kofferraum. Dass die Gangsterkiste liebenswerte Schwächen hatte
(Kurvenlage wie ein Eiswürfel auf Parkett, Automatik-Beschleunigung
wie ein Braunkohlebagger und Wendekreis wie ein Supertanker),
minderte den Fahrspaß nicht im geringsten.
Mariners Baseball
Auf der Fahrt vom Flughafen
zum Hotel kamen wir bereits am SAFECO
Field vorbei, das wir am Abend zum Spiel der gastgebenden Seattle Mariners
gegen die Detroit Tigers wieder aufsuchten. Zum Baseball zu gehen
hat bei unseren USA-Urlauben schon Tradition, und da Seattle die
einzige Stadt auf unserer Reise mit einem Baseballteam war, nutzten
wir gleich am ersten Abend die Gelegenheit, uns die Mariners mit
ihrem japanischen Superstar Ichiro Suzuki anzusehen. SAFECO
Field ist eine moderne, funktionale Arena, die trotzdem das
klassische Baseball-Flair verbreitet. Man kann innerhalb des
Stadions einen Rundgang um das ganze Feld machen und sich mit
Fressalien aller Art versorgen. Überall riecht es nach Popcorn und
Hotdogs, und gibt es Stände mit
Fanartikeln, die natürlich von "Ichiro", wie die Fans ihre
geliebte Nr. 51 kurz nennen, dominiert werden. Das Spiel gewannen übrigens die Gäste
aus Detroit mit
6:3, was der Stimmung im Stadion keinen Abbruch tat.
Selbstverständlich wurde auch wieder kräftig gesungen, und zwar -
wie immer - vor dem ersten Pitch die Nationalhymne und in der Mitte
des 7. Innings "Take
me out to the ballgame". Sehr amerikanisch, die ganze
Veranstaltung.
Seattle
Am nächsten Tag beschlossen wir angesichts der schlechten
Wetterprognosen die bereits oben erwähnte Änderung der Reiseroute.
Unsere neue Strecke sollte uns als erstes in den Mt. Rainier NP
südöstlich von Seattle führen. Zuvor jedoch
machten
wir noch einen kleinen Abstecher zum vielleicht bekanntesten
Bauwerk von Seattle, der 210m hohen Space
Needle, von deren Aussichtsplateau aus man einen hervorragenden
Blick über Seattle haben soll. Nachdem aber schon der Blick aus dem
Frühstücksraum unseres Hotels nicht zu verachten war (Bild rechts),
wir an der Space Needle von einer ca. 100m langen Schlange begrüßt
wurden und die Besichtigung auch recht teuer gewesen wäre,
entschieden wir uns, nicht hinauf zu fahren.
Insgesamt machte Seattle auf uns einen sehr guten, ordentlichen
Eindruck. Die Stadt verfügt vielleicht nicht über ähnliche
Attraktionen wie New York oder San Francisco, aber man kann dort
durchaus einiges unternehmen, beispielsweise die Boeing-Werke,
den Washington-Park oder das Seattle Art Museum mit
seinem Hammering Man (Foto links) besichtigen, dessen "großer
Bruder" in Frankfurt vor dem Messeturm steht. Von der Lage her
eignet Seattle sich ohnehin vorzüglich für den Einstieg in den
Nordwesten des amerikanischen Kontinents.
Mount Rainier National Park
Die an der Space Needle gesparte Zeit konnten wir im Mt. Rainier NP,
unserem ersten, südöstlich von Seattle gelegenen Reiseziel,
gut
gebrauchen. Der Park verdankt seinen Namen dem in seiner Mitte
gelegenen, 4394m hohen Vulkan, dessen Gipfel immer von Schnee
bedeckt ist. Um in den Park hinein zu kommen, erwarben wir einen "Annual Pass",
der wie sein Vorgänger, der legendäre "Golden Eagle", ein
Jahr lang
zum Betreten und Befahren aller US-Nationalparks berechtigt. Leider
ist der Pass mit 80$ deutlich teurer als ein Vorgänger, der noch für
50$ zu haben war.
Der Besuch des sehr grünen, baumreichen Parks lohnt auf jeden Fall.
Zahllose Stellen bieten schöne Postkartenblicke auf den Mt.
Rainier und seinen Gletscher. Wir entschieden uns für die von vielen
Reiseführern empfohlene Sunrise-Region im Nordosten des Parks
(das Bild links zeigt das örtliche Visitor Center), die günstig auf unserem
Weg lag. Weniger günstig war, dass die Ranger den einzigen Pass zum
Highway 410 nach Osten gesperrt hatten, weil die Straße durch starke
Regenfälle unterspült worden war. Wir hätten auf der 410 optimal
weiterfahren können, mussten so aber einen Umweg von gut 100km in
Kauf nehmen, um unsere Reise gen Osten fortsetzen zu können. Ein
Tipp noch: Man sollte sich im Mt. Rainier NP unbedingt mit
Mückenschutz versorgen, denn die Moskitos dort sind zahlreich
und stechfreudig. Sie hinterlassen zudem stark juckende
Hautrötungen, die man erst nach einer Woche wieder los wird.
Gefahren sind wir schließlich noch bis Ellensburg, einem
kleinen Ort 100 Meilen südöstlich von Seattle. Dort gab es ein
ordentliches
Hotel zum Übernachten, dessen Restaurant
Monstersteaks mit lecker Kartoffelpüree servierte (Update 2014: das
Restaurant gibt es nicht mehr). Genau das
Richtige nach einem langen Besichtigungstag! |