Luxemburg Stadt
Am letzten Tag stand als krönender
Abschluss noch ein Besuch der Landeshauptstadt auf
dem Programm, die mit ihren knapp 120.000 Einwohnern gut
ein Viertel der Gesamtbevölkerung Luxemburgs stellt. Von
Larochette aus ist sie problemlos zu erreichen, und auch
das Stadtgebiet
selbst
überzeugt durch eine klare Verkehrsführung und
ausreichende Beschilderung. Jedenfalls fanden wir auf
Anhieb ein Parkhaus ganz in der Nähe des Place du St.
Esprit, von dem aus wir unseren Besichtigungsmarsch
antreten wollten. Der Reiseführer warnte zwar vor der
chaotischen Parkplatzsituation in der Innenstadt, aber
für einen Montag Morgen können wir dies nicht
bestätigen. Geholfen haben dürfte, dass die Geschäfte
noch geschlossen waren.
Luxemburg Stadt kann man in Unter- und Oberstadt
unterteilen. Die Unterstadt mit dem historischen Stadtteil
"Grund" ist älter und direkt in das
Felsental hinein gebaut. Im Laufe der Zeit ist dann die
Bebauung immer weiter in die Breite gegangen und hat sich
schließlich auf die Anhöhen der umgebenden Felsen
erstreckt. So entstand die modernere Oberstadt, in der die
meisten Verwaltungsgebäude stehen. Vom Place du St.
Esprit aus wollten wir direkt zur Corniche gehen,
dem "schönsten Balkon Europas". Die Corniche
ist ein breiter Fußgängerweg, der etwas unterhalb der
Oberstadt direkt am Felsen entlang führt und einen
überragenden Ausblick auf den Grund ermöglicht. Direkt
aus dem Parkhaus heraus stießen wir auch auf einen
Wegweiser zur Corniche, der jedoch - wie wir einige Zeit
später bemerkten - in die völlig falsche Richtung
zeigte.
Cathedrale Notre Dame
Auf unserer Suche nach dem "Balkon" kamen wir
aber halb zufällig an der Cathedrale Notre Dame (Liebfrauenkirche)
vorbei, die wir eigentlich erst später aufsuchen wollten.
Die zentrale Kirche Luxemburgs ist völlig zugebaut und
lässt sich daher von außen kaum fotografieren. Das
kleine Bild links oben zeigt einen untauglichen Versuch,
die drei schlanken Türme einzufangen, die gleichzeitig
das Wahrzeichen der Stadt Luxemburg sind. Der gotische Bau
besticht vor allem von innen. Die "Notre Dame",
Stadt- und Landespatronin zugleich, thront als gut
70 cm große Figur über dem Altarraum, der von schönen
Buntglasfenstern gesäumt wird. Die ganze Kirche ist sehr
hell, da durch große Fenster viel Licht hinein strömt.
Ein echtes Erlebnis.
Corniche
Die Corniche hätten wir ohne hilfsbereite ortskundige
Luxemburger vermutlich nie entdeckt. Nach drei oder vier
Einwohnerbefragungen standen wir im Anschluss an die
Besichtigung der Liebfrauenkirche wieder vor dem Wegweiser
an unserer Tiefgarage, ohne eine Spur von der Corniche
gefunden zu haben. Erst ein Kellner brachte die Wende,
der wild gestikulierend genau in die dem Wegweiser
entgegen gesetzte Richtung zeigte. Und siehe da, ein paar
Meter weiter führte in der Tat eine Rampe hinab zur
Corniche, dieser Mischung aus Aussichtsplateau und
Strandpromenade. Sie hat mich sehr stark an die Terrasse Dufferin
in Quebec erinnert. Der Ausblick auf die Altstadt
ist wirklich herrlich. Man sieht unglaublich
viel Grün, in das viele alte und einige moderne Häuser
eingebettet sind (kleines Foto rechts). Hatte die Altstadt
noch vor 20 Jahren den faden Beigeschmack einer unsauberen
Gegend, gilt es heute als "in", im Grund zu
wohnen. Ganz besonders auffällig sind die zahllosen
Brücken, die quer über die Unterstadt gebaut wurden, um
die verschiedenen Teile der Oberstadt miteinander zu
verbinden.
Kasematten
Ganz am Ende der Corniche erreicht man unmittelbar die Kasematten.
Zwischen 1737 und 1746 ließen Karl VI. und seine Frau
Maria-Theresia als damalige Herrscher von Luxemburg
zahllose Gänge und Räume bis zu 40 Meter tief in den
Felsen bohren. Ursprünglich sollten sie Soldaten als
Unterschlupf dienen. Im 2. Weltkrieg flüchteten bis zu
35.000 Luxemburger bei Bombenangriffen hierher. Von den
ursprünglich 40 Kilometer langen Stollen sind noch 23
begehbar. Im Reiseführer stand, dass man sich trotz der
Vielzahl von Gängen nicht verirren könne, aber ich kann
aus eigener Erfahrung nur sagen, dass es sich um das
reinste Labyrinth handelt. An mehr als einer Stelle gibt
es Kreuzungen ohne Wegweiser, und es gibt so viele Ebenen,
dass man aufpassen muss, auf welcher sich der Ausgang
befindet. Zudem ist es recht dunkel, was die Orientierung
nicht gerade erleichtert. Viel zu sehen gibt es auch
nicht, ein Stollen bleibt ein Stollen.
Heimreise
Auf eine Besichtigung des modernen Luxemburg haben wir
ganz bewusst verzichtet, obwohl ich von Berufs wegen
eigentlich zumindest dem Europäischen Gerichtshof (EuGH)
einen Besuch hätte abstatten müssen. Auch haben wir kein
Museum betreten oder andere Indoor-Aktivitäten entfaltet,
denn dazu war das Wetter einfach zu schön. Wir
beschlossen statt dessen unseren ursprünglichen Plan zu
ändern und nicht direkt über die Autobahn in die Heimat
zu fahren, sondern uns noch über Landstraßen quer durch
Luxemburg nach Bitburg (ja, die Stadt mit dem Bier)
durchzuschlagen, und von dort aus weiter über Land gen
Norden zu fahren, bis wir kurz vor Köln irgendwo auf die
A1 stießen, die uns dann schnurstracks nach Münster
zurück brachte.
Alles in allem war es ein herrlicher Ausflug, auf den sich
das lange Warten mehr als gelohnt hat.