Vom 18. bis 20. März
2006 verbrachten wir ein verlängertes Wochenende in München,
um die Stadt zu erkunden und uns das Bundesligaspiel zwischen
dem FC Bayern München und dem FC Schalke 04 anzusehen. Am Samstag ging es in aller Früh los, um noch möglichst viel Zeit vor Ort zu haben und die Hauptverkehrszeiten zu meiden. Beides klappte hervorragend, und nach gut fünfeinhalb Stunden war die Strecke von exakt 660 km bewältigt.
Nach dem Check-In im Hotel ging es gleich in die Stadt, genauer gesagt mit der U4 zum
Odeonsplatz, wo das Denkmal Ludwigs I. vor der herrlichen
Theatinerkirche steht. Vom Odeonsplatz aus schlenderten wir bei kaltem, aber sonnigem Wetter bis zum
Marienhof, wo der multimediale WM-Globus von André Heller - ein großer, begehbarer Fußball mit einer kleinen Ausstellung im
Innern - aufgebaut
war (Bild). Natürlich warfen wir auch einen Blick in die wichtigsten Geschäfte, wie etwa den Feinkostladen
"Dallmayr", wo es keineswegs nur Kaffee zu kaufen gibt. Weiter ging es zum
Rathaus, vor dem gerade einer ver.di-Demonstration
stattfand, und zur
Frauenkirche, die das nach dem Hofbräuhaus wohl berühmteste Bauwerk Münchens sein dürfte. Besonders ihre beiden Türme
(Bild unten) sind sehr bekannt, u.a. aus dem Vorspann der "Lindenstraße". Von innen wirkt die Kirche eher schlicht, die großen Fenster etwa sind nur zum Teil bebildert.
Unsere nächste Station war der Viktualienmarkt, der am frühen Nachmittag noch in vollem Gange war. Ein Lebensmittelstand reiht sich hier an den nächsten, und neben viel Obst und Brot kann man vor allem bayerische Spezialitäten erwerben. Unter den Kunden dürften mehr Touristen als Münchener gewesen sein.
Natürlich durfte auf dem Viktualienmarkt auch das obligatorische bayerische Bierzelt nicht fehlen, vor dem sogar bereits Tische und Bänke im Freien aufgebaut und - zu unserem Erstaunen - bis auf den letzten Platz belegt waren. Hier und an anderer Stelle mussten wir feststellen, dass es dem Bayern offenbar nichts ausmacht, wenn die Temperatur null Grad nicht übersteigt. Es wird konsequent draußen gesessen und Bier getrunken. Gerne darf es auch eine Brezn' oder eine Weißwurscht dazu sein. Die Kälte spielte jedenfalls überhaupt keine Rolle.
An dieser Stelle sei ein echter Geheimtipp verraten: In unmittelbarer Nähe des Viktualienmarktes gibt es eine Treppe, die zu einer kleinen
terrassenartigen Ebene hinauf führt. Dort kann man schön auf einer Bank in der Sonne sitzen, einen Keks mümmeln (Prinzenrolle, was sonst?) und das muntere Treiben auf dem Markt beobachten. Für Anspruchsvollere gibt es auch ein kleines Cafe. Herrlich.
Nach dieser kleinen Pause wollten wir uns noch ein Geschäft ansehen, das im Reiseführer besonders empfohlen worden war. Leider lohnte der Laden den Fußmarsch überhaupt nicht. Ich halte es inzwischen für sicher, dass die in den Reiseführern beschriebenen Läden, Hotels, Restaurants usw. dafür bezahlen, dass sie im Reiseführer stehen und wie sie im Reiseführer stehen. In Australien ist mir
zum ersten Mal
aufgefallen, wie geschönt viele Beschreibungen einiger Gewerbe sind, während andere, viel bessere Gelegenheiten unerwähnt blieben. Inzwischen habe ich auch einmal einen Hotelführer in der Hand gehabt, der groß damit warb, dass alle aufgelisteten Hotels selbst besucht und bewertet worden seien - etwas ganz besonderes, wie es scheint. Auch der von uns anvisierte Zeitschriftenladen, der laut Reiseführer "eine große Auswahl an ausländischen Magazinen" zu bieten haben sollte, entpuppte sich als besserer Kiosk.
Ganz in der Nähe des Viktualienmarktes, gegenüber vom Rathaus, steht die Kirche St. Peter, deren Turm -
"Alter Peter" genannt - man für eine geringe Gebühr von 1,50 Euro erklimmen kann. Die Treppe zum Gipfel hinauf ist steil, eng (bei Gegenverkehr muss man schon mal zurückgehen) und immerhin 306 Stufen lang. Oben angekommen steht man auf einem vielleicht 50 cm breiten Brett unmittelbar am Abgrund, nur durch ein dünnes, hüfthohes Metallgeländer gesichert. Dafür hat man aber auch einen wunderbaren Ausblick über ganz München und Umgebung, bei klarem Wetter sogar bis zum Alpenrand. Von hier oben gibt es auch die einzige Chance, die Frauenkirche zu fotografieren, zu der man sonst keine Distanz bekommt. Vor dem Rathaus, das man ebenfalls sehr gut einfangen konnte, waren die Gewerkschaftler inzwischen von irgendwelchen Pazifisten abgelöst worden, die vorsorglich gegen eine US-Intervention im Iran und nachträglich gegen alle anderen US-Interventionen der letzten 20 Jahre wetterten.
Nach dem Abstieg hatten wir uns definitiv eine Erfrischung verdient und ergatterten in einem schönen Cafe direkt am Marienplatz die letzten zwei Plätze. Dort gab es zu überraschend zivilen Preisen einen hervorragenden Apfelstrudel und eine noch bessere heiße Schokolade, die auf besondere Weise serviert wurde: Man bekam einen Becher mit heißer Milch und einer Sahnekrone, in den man selbst die aufgelöste Schokolade gießen konnte. Dergleichen habe ich noch nirgendwo erlebt, obwohl ich schon an vielen Orten Kakao getrunken habe.
Da wir für den ersten Tag genug gesehen hatten, fuhren wir anschließend mit der U-Bahn wieder zum Hotel zurück. Als praktisch erwies sich bei dieser und allen anderen Fahrten übrigens die "München-Welcome-Card", mit der bis zu 5 Personen für insgesamt 25,50 Euro drei Tage lang alle Busse und Bahnen der Stadt benutzen können. Das rechnete sich auch für uns zwei und sparte zudem die Mühe, vor jeder Fahrt eine Karte am Automaten ziehen zu müssen.
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