Planung und Anreise
2015 markiert das zehnjährige Jubiläum unserer Cabrio-Tour durch
Luxemburg. Wenn ich mir den
Reisebericht heute noch einmal durchlese, scheint mir diese
Fahrt sogar noch länger zurückzuliegen. Höchste Zeit also, die
Erinnerung aufzufrischen. Ein verlängertes Wochenende über
Frohnleichnam sollte genügen, um die Highlights von damals
noch einmal abzuklappern. Als Startpunkt hatten wir uns allerdings
anders als 2005 nicht Trier ausgeguckt, sondern die Eifel, genauer
gesagt den Nürburgring. Von dort ist es nur ein Katzensprung über
die Grenze nach Luxemburg, wo wir zwei gemütliche Tage mit Cabriofahren verbringen wollten, natürlich immer wieder unterbrochen
von diversen Stops an allerlei Sehenswürdigkeiten. Ziel der Reise
sollte Dinant in Belgien sein, ein wunderschönes kleines Städtchen
an der Maas, in das wir immer wieder gerne zurückkehren. Die genaue
Route werde ich im Folgenden beschreiben, eine Karte von Google Maps
gibt es hier, wobei wir -
anders als Google es zeigt - natürlich nicht den Hauptstraßen
gefolgt sind, sondern bewusst die weniger befahrenen, landschaftlich
schöneren Nebenstrecken gewählt haben.
Da wir den Donnerstag bereits als vollen Urlaubstag eingeplant
hatten, fuhren wir am Mittwoch nach der Arbeit in Münster los. Uns
war schon klar, dass die 250 km von Münster nach Nürburg kein
Vergnügen werden würden, denn zur A1 gibt es keine wirkliche
Alternative, und dass die A1 seit Jahren eine einzige Baustelle ist,
weiß in NRW jedes Kind. Dass wir allerdings in einen solchen
Monsterstau kommen würden, hatten wir dann doch nicht erwartet.
Speziell im Kölner Raum ging nichts mehr, nicht zuletzt wohl wegen
der vielen Kollegen, die sich parallel zum Festival "Rock am Ring"
aufgemacht hatten (leicht zu erkennen an ihren heillos überfüllten
alten Klapperkisten und den mit Isolierband selbst gebastelten "RaR"-Zeichen
auf den Heckscheiben). Hurra!
Nürburgring
Entsprechend spät kamen wir am
Dorint Hotel am Nürburgring an. Das Hotel entschädigte aber für
alles: sehr freundliches und kompetentes Personal, ein schönes
Zimmer mit Blick auf die Rennstrecke, und ein Frühstück, das
seinesgleichen sucht. Und das alles für einen sehr angemessenen
Preis. Klare Empfehlung!
Blick aus dem Hotelzimmer auf die Grand-Prix-Strecke (Kurve
vor Start und Ziel) |
Grand-Prix-Strecke
Am nächsten Morgen führte unser erster Weg natürlich auf die
Rennstrecke, die an vielen Tagen für Touristen geöffnet ist. Man hat
die Wahl zwischen der heutigen Grand-Prix-Strecke und der legendären
Nordschleife, auf der Niki Lauda 1976 schwer verunglückte. Beide
kosten 27 €, für die man auf der Grand-Prix-Strecke ca. 15 Minuten
fahren kann, auf der Nordschleife eine Runde. Wir entschieden uns
als erstes für die Nordschleife, erfuhren vor Ort jedoch, dass diese
wegen eines Unfalls bis auf Weiteres gesperrt war. Deshalb ging es
dann doch erst auf die Grand-Prix-Strecke (eine Reihenfolge
übrigens, die wir im Nachhinein dringend empfehlen würden, denn die
Grand-Prix-Strecke ist eine sehr gute Vorbereitung auf die
unvergleichlich interessantere, aber auch anspruchsvollere
Nordschleife).
Die Gerade vor Start und Ziel auf der Grand-Prix-Strecke |
Auf die Grand-Prix-Strecke
werden Hobbyfahrer nur in Gruppen gelassen, geschätzte 30 Autos und
15 Motorräder in einer Gruppe. Man darf ca. 15 min. fahren, bevor
man mit Flaggen abgewunken wird. Das genügt auch bei mäßigem Tempo
für 4-5 Runden. Zwei ganz intensive Eindrücke sind mir nachhaltig in
Erinnerung geblieben: Erstens erahnt man, welche Anforderungen der
Rennsport an das Material stellt. Obwohl Porsche sicherlich die
besten Bremsen überhaupt hat, und ich wirklich gemäßigt gefahren
bin, rochen die Bremsen nachher sehr verschmort. Auch die Reifen
werden erheblich beansprucht, man kann locker einen Reifansatz an
einem Tag durchbringen, wenn man es darauf anlegt. Zweitens kommt es
auf der Strecke weniger auf Höchstgeschwindigkeit, als vielmehr auf
Beschleunigung an. An keiner Stelle bin ich 200 km/h gefahren, dafür
bietet die Grand-Prix-Strecke einfach keine Gelegenheit. Zeit
gewinnt oder verliert man eher beim Anbremsen und Beschleunigen aus
den Kurven heraus. Die Ideallinie kann man am Reifenabrieb auf der
Strecke ganz gut erkennen, ähnlich wie in Videospielen.
Hier erkennt man deutlich die vergleichsweise dunkle
Ideallinie links |
Nordschleife
Nach diesem Abenteuer, das schon sehr viel Spaß gemacht hatte,
erfuhren wir von Streckenposten, dass die Nordschleife nun wieder
frei sei. Also, nichts wie hin! Ein Tipp: hier sollte man früh
kommen. Ab 9 Uhr geht es los, wir waren gegen 10.30 Uhr dort, was so
gerade noch ging, und als wir gegen 11 Uhr abfuhren, war schon alles
völlig überfüllt. Porsche war übrigens klar in der Mehrheit, gefolgt
von aufgemotzten BMW, VW und Opel.
In der "grünen Hölle" |
Die Fahrt auf der
Nordschleife ist - das muss man klar sagen - ganz sicher nichts für
Anfänger! Denn auch wenn man selbst relativ vorsichtig fährt, weil
man keine Lust hat, seinen Wagen und im schlimmsten Fall sein Leben
zu gefährden, so gibt es dort doch zahllose Hobbyfahrer, die sich
für Schumi oder Vettel halten und in ihren aufgemotzten Kisten Kopf
und Kragen riskieren. Die völlige Selbstüberschätzung ist
allgegenwärtig (hier ein paar
Beispiele). Vorausschauendes Fahren ist also angezeigt, und der
Rückspiegel ist sicherlich wichtiger als das Gaspedal, wenn man
heile ans Ziel kommen will.
Zum Überholen sollte man zuweilen die Idealline verlassen |
Trotz dieser Risiken - man
muss einfach einmal im Leben auf der Nordschleife gefahren sein.
Näher wird man als Otto-Normalfahrer dem Rennsport nie kommen. Ein
echtes Abenteuer, nachdem man sich die Formel 1-Rennen im
Fernsehen mit ganz anderen Augen anschaut.
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