USA & Kanada: Der Nordosten 

1. Teil: 02.09.04 bis 03.09.04
Planung und Anreise - New York (1)

 

Reiseplanung
Nachdem wir mit unseren früheren Rundreisen per Pkw an die Westküste und nach Florida so gute Erfahrungen gemacht hatten, wollten wir unbedingt noch einmal in die USA. Zwei Reiseziele boten sich an: Die Ostküste und die Dixieland-Tour durch den Süden. Gegen den Osten sprach, dass wir zwei der Hauptattraktionen dort - Washington und New York - aus meinem Referendar-Aufenthalt 1997 schon kannten. Die Entscheidung ist aber schließlich doch für diese Tour gefallen, weil wir unter den zahlreichen Angeboten eine Route fanden, die über eine Woche durch die Metropolen Kanadas führen sollte, und in Kanada waren wir noch nie. Außerdem kann man sich Washington und New York nach mittlerweile sieben Jahren auch noch einmal ansehen. 

Ein kleines Problem gab es bezüglich des Cabrios, auf das wir auch dieses Mal nicht verzichten wollten, denn solche gab es nach Auskunft unseres Reisebüros am Flughafen Newark, wo wir ankommen würden, nicht zu mieten. Also entschieden wir uns dafür, zunächst mit einem normalen Auto loszufahren und dieses dann auf der zweiten Station in Boston gegen ein Cabrio zu tauschen. Der Aufwand hierfür schien uns im Vorfeld vertretbar, und tatsächlich war die Tauschaktion vor Ort völlig unproblematisch. Vor Ort stellte sich allerdings auch heraus, dass es in Newark bei unserem Anbieter (Hertz) durchaus Cabrios zu mieten gab!

Anreise
Die Hinreise (Münster-Frankfurt-New York) verlief völlig problemlos. Dieser Umstand ist mir eine Erwähnung wert, denn man hatte im Vorfeld allerlei gehört über unerträgliche Einreise-Kontrollen, die bis zur Abnahme von Fingerabdrücken und Lichtbildern gehen sollten. Zwar hatte ich in der Zeitung gelesen, dass solche für EU-Bürger ursprünglich erst zum 1.10.04 geplant und dann sogar noch einmal um ein Jahr verschoben worden seien, doch am Frankfurter Flughafen berichtete eine Dame, dass deren Verwandte erst vor kurzem zwei Stunden lang das volle Programm über sich ergehen lassen mussten. Hinzu kam, dass wir selbst in Florida schon einmal eine unendlich lange Zeit in der Schlange gestanden hatten, weil die Grenzbeamten sich in nur noch schikanös zu nennender Weise Zeit ließen. Diesmal jedoch nichts davon! Unser Flug war einer der ersten ab Frankfurt, also gab es keine Warteschlange. Ich kann deshalb nur jedem den Tipp geben, einen möglichst frühen Flug zu buchen. Bei der Abfertigung selbst stellte der Grenzbeamte zwei kurze Fragen (Was wollen sie hier und wann hauen Sie wieder ab?) - das war's. Keine Fingerabdrücke, keine Fotos, nichts. Alles Panikmache also. 

Im Vorfeld hatten wir uns auch einige Gedanken über den Transfer von Newark zum Hotel gemacht, denn es gibt dort keine U-Bahn, und die Organisation eines öffentlichen Verkehrsmittels mit zwei dicken Koffern im Gepäck ist immer recht beschwerlich. Glücklicherweise wurden wir aber direkt in der Halle von einem Taxifahrer angesprochen, der sich von ursprünglich 55 auf 40 Dollar herunterhandeln ließ. Die Bahn hätte für zwei Personen fast dasselbe gekostet und uns mitten in New York abgesetzt, von wo aus wir noch mit der U-Bahn und zu Fuß zum Hotel hätten gelangen müssen. Also gab es kein Zögern, und die Fahrt war auch sehr angenehm, wenngleich wir mitbekamen, dass der Taxifahrer offenbar eine Schwarzfahrt durchführte, denn er schaltete den Taxameter nicht ein, wollte am Ende keine Kreditkarte akzeptieren und steckte sich das Geld in die eigene Tasche. Am Hotel an der Upper Westside in Manhattan angekommen, gingen wir noch kurz einige Lebensmittel einkaufen und fielen dann ins Bett. 

Wall Street
Am ersten richtigen Urlaubstag ging es bei schönstem Sonnenschein per U-Bahn nach Downtown Manhattan, wo wir über die Wall Street zum Hafen gehen und eine Fähre zur Lady Liberty nehmen wollten. Die Wall Street ist bekanntlich zugleich Namensgeber für ihr berühmtestes Gebäude - die New Yorker Börse. Selbige war - entgegen der Angabe im Reiseführer, der angeblich auf Stand Juli 2004 sein wollte - aber noch für Besucher geschlossen und von der Polizei hermetisch abgeriegelt. Schweres Geschütz, Hunde, unfreundliche Blicke und alles was dazu gehört. Danke, Osama! Wir befürchteten schon, dass uns Ähnliches in ganz New York drohen könnte, aber abgesehen von einigen Kleinigkeiten, auf die ich später zu sprechen komme, gab es keine nennenswerten Einschränkungen mehr. Einlasskontrollen muss man aber mittlerweile an nahezu allen öffentlichen Gebäuden in Kauf nehmen, und das nicht nur in NY. In die Börse aber kamen wir überhaupt nicht 'rein. So blieb uns nur ein Foto von außen, wobei das Gebäude äußerst schwierig zu fotografieren ist. Die riesige Flagge, welche weite Teile der Front bedeckt, hing 1997 dort noch nicht. Ich nehme an, sie ist nach den Anschlägen von 9/11 aufgehängt worden. Ganz in der Nähe der Wall Street steht übrigens die neben den unzähligen Hochhäusern etwas verloren wirkende Trinity Church, ein weiteres, ebenso schwer abzulichtendes Wahrzeichen von NY. Meinen untauglichen Versuch vom schmalen Korridor der Wall Street aus zeigt das kleine Foto links.

Freiheitsstatue
Vom Hafen aus gehen in halbstündlicher Frequenz ab 9 Uhr Fähren zur Freiheitsstatue und nach Ellis Island. Von der Fähre aus kann man hervorragend die Skyline von Manhattan überblicken, die auch ohne das World Trade Center noch immer unvergleichlich imposant wirkt. Natürlich bekommt man auch die Statue selbst zu in geradezu idealer Perspektive geboten, und diese Gelegenheit sollte man zum Fotografieren nutzen, denn auf der die Statue beheimatenden Insel Liberty Island selbst, die übrigens schon zu New Jersey gehört, findet man keinen idealen Winkel. Auf der Insel angekommen, wollten wir die Statue auch von innen sehen. Erst im Sommer 2004 wurde sie wieder für Touristen geöffnet, wenngleich nicht mehr bis zur Krone, und auch sonst nur im Rahmen einer Führung. Keinesfalls darf man Gepäck mit in die Statue nehmen, und da praktisch jeder Touri einen Rucksack oder ähnliches dabei hat, gibt es ein eigenes Zelt mit Schließfächern. Selbige waren nur per Fingerabdruck (!!) zu öffnen, und bis jeder der vielleicht fünf Leute vor mir den Mechanismus verstanden hatte, dauerte es eine knappe halbe Stunde. Und das, obwohl wir auf dem zweiten Schiff an diesem Morgen waren, also kaum Betrieb vor uns hatten. Ich wage nicht mir auszumalen, was dort zur Rush Hour los ist. Ich kann daher nur jedem raten, wenn möglich erst gar keinen Rucksack mitzunehmen (Kameras alleine gehen durch), und wenn schon, dann möglichst früh zu kommen. Anschließend folgen noch zwei (!) Personenkontrollen, die ebenfalls ihre Zeit in Anspruch nehmen. Man muss sich also in Geduld üben.

Die Führung selbst lohnt sich allerdings auf jeden Fall, weil man im Inneren eine Menge zu sehen bekommt, z.B. die Original-Fackel, einen Abguss des Gesichts und eines Fußes, Fotos vom Aufbau und Transport der Statue u.v.m. Auch einige Anekdoten wurden erzählt, z.B. dass Erbauer Frederic Bartholdi das Gesicht der Statue dem Gesicht seiner Mutter nachempfunden haben soll. Viele meinen allerdings, sie sehe eher wie Elvis aus. Was richtig ist, mag jeder selbst entscheiden. Ich finde, eine entfernte Ähnlichkeit mit beiden ist durchaus vorhanden, wobei Elvis natürlich erst gut 50 Jahre nach Errichtung der Statue geboren wurde. Die Statue wurde den Amerikanern 1876 von den Franzosen zum 100jährigen Jubiläum ihrer Unabhängigkeit geschenkt. Die in Frankreich errichtete, dann in ihre Teile zersägte und verschiffte Statue traf allerdings erst 1886 in den USA ein, weil die Amerikaner so lange brauchten, um den Sockel zu errichten. Erst konnte man sich nicht auf einen Standort einigen, und dann wollte einfach niemand die notwendigen Kosten übernehmen. Der durch den von ihm gestifteten Preis später weltbekannt gewordene Verleger Joseph Pulitzer schaffte schließlich Abhilfe, indem er jedem Spender versprach, seinen Namen in der Zeitung zu veröffentlichen. Binnen weniger Monate war das Geld beisammen, und die Statue, deren Grundgerüst übrigens von keinem Geringeren als Gustave Eiffel stammt, wurde in nur 4 Monaten aufgebaut. Sie ist das wohl berühmteste Monument überhaupt und aus der Nähe viel imposanter, als sie von weitem wirkt.

Ellis Island
Sehr zu empfehlen ist es, von Liberty Island aus nicht wieder direkt zum Hafen zurückzukehren, sondern den Umweg über Ellis Island zu nehmen. Auf Ellis Island kamen zwischen 1892 und 1954 per Schiff über 12 Millionen Emigranten an, die eine Einlasskontrolle über sich ergehen lassen mussten, die man aus heutiger Sicht nur als unmenschlich bezeichnen kann. Tagelanges Warten war angesichts des Ansturms von Tausenden täglich unvermeidlich, und nicht wenige Menschen wurden kurzerhand wieder zurückgeschickt, weil ihre Gesundheit, ihr Intellekt oder ihre Biografie Makel aufwiesen. Dass sie dadurch von ihrer Familie getrennt wurden und/oder in der Heimat vielfach vor dem Nichts standen, weil sie ihre ganze Habe in die Überfahrt investiert hatten, interessierte offenbar niemanden. Natürlich waren auch die Überfahrten damals alles andere als die heutigen Kreuzfahrten; die zu besichtigenden Fotos davon erinnerten eher an Viehtransporte, und man konnte sich an Bord allerlei Krankheiten holen, ja ohne Weiteres auch den Tod finden. 

Das frühere Hauptgebäude auf Ellis Island ist heute ein Museum, in dem ein sehr eindrucksvoller Rundgang den Besucher genau durch die Stationen führt, die auch ein Einwanderer zu durchlaufen hatte. Die Exponate sind allerdings zwangsläufig eher bescheiden, hauptsächlich Dokumente, Fotos und Statistiken. Auf mich wirkte die ganze Anlage wie damals Alcatraz, also sehr beeindruckend, aber auch sehr beklemmend. Ich musste immerzu an das Lied "Ellis Island" von Marc Cohn denken, der offenbar bei seinem Besuch der Insel dasselbe empfunden und in m.E. genialer Weise vertont hat.

Ground Zero
Nicht weniger beklemmend wirkt auch der Ground Zero, unser nächstes Ziel. Das gilt besonders, wenn man wie wir schon einmal dort war und damals die gigantischen Türme des World Trade Centers hat stehen sehen, wo heute nur noch eine Baugrube ist. Man bekommt erst vor Ort einen Eindruck davon, wie groß das Ausmaß der Katastrophe von 9/11 wirklich ist, zumal man auch die Schäden an den Nebengebäuden sieht, von denen sonst keiner spricht. An der Baustelle hat man aus rostigen Stahlträgern behelfsmäßig ein Kreuz errichtet, und der den ganzen Ground Zero umgebende Bauzaun berichtet von den Opfern des feigen Anschlags. Ich habe mir vorgenommen, noch einmal an diesen Ort zurückzukehren, wenn der von Daniel Libeskind geplante "Freedom Tower" fertig ist (geplant frühestens für 2009).

Brooklyn Bridge
Trotz des vollen Programms blieb an diesem ersten Tag noch die Zeit, einer Empfehlung des Reiseführers zu folgen und einen Gewaltmarsch zur Brooklyn Bridge anzutreten. Die Brooklyn Bridge ist tatsächlich die schönste Brücke über den Hudson River, und sie ist zu Fuß begehbar. Man läuft über einen Holzboden, während unter einem die Autos in einer unendlichen Reihe vorüber donnern. Von der Brücke aus hat man einen schönen Blick auf die Stadt, wenngleich ich jedem, der nur an diesem Ausblick interessiert ist, von dem Besuch abraten würde, denn dafür gibt es deutlich bessere Standorte, wie z.B. die oben beschriebene Fähre nach Liberty Island oder das noch folgende Empire State Building. 

Yankees Baseball
Am Abend brachen wir nach kurzem Zwischenstopp im Hotel noch einmal auf, um die New York Yankees gegen die Baltimore Orioles zu sehen. Die Yankees sind das non plus ultra im Baseball, und diesen Status lassen sie sich mit Eintrittspreisen von 95 Dollar für eine gute Karte auch bezahlen. Dank einiger Erfahrung mit Baseball-Stadien konnte ich für uns allerdings einen guten Platz für schlappe 55 Dollar pro Nase klarmachen, was immer noch teurer ist als die teuerste Karte in anderen Stadien. Zur Belohnung verloren die Yankees auch prompt das Spiel mit 1:3, und ihr Star-Pitcher Kevin Brown schlug anschließend in der Kabine aus Frust so hart gegen eine Wand, dass er sich die Hand brach und für den Rest der Saison ausfällt. Diese Episode beherrschte anschließend für Tage die Sportberichterstattung in Zeitung und TV. Man stelle sich einmal vor, Michael Ballack würde sich bei uns mit einem Frust-Tritt gegen eine Tür den Fuß brechen! Resignierend aufgegeben habe ich übrigens den Versuch, das Yankee Stadium, welches in seinen Wurzeln eines der ältesten Stadien im Baseball ist und mitten in der Bronx liegt, von außen zu fotografieren. Es ist derart zugebaut, dass man einfach keine Draufsicht bekommt. Ich beschloss deshalb, mir bei Gelegenheit ein Buch mit professionellen Stadionfotos zuzulegen, wie ich es schon verschiedentlich in Buchhandlungen gesehen hatte - ein Umstand, der später noch für eine eigene Anekdote sorgen würde.


Fotos:
 


 
Der Eingang zur Wall Street.
 


Die Skyline von Manhattan von der Liberty Island Ferry aus.
 


Lady Liberty.



Wem sieht sie nun ähnlich?



Lady Liberty und die Skyline von Manhattan.



Hauptgebäude auf Ellis Island.



Am Ground Zero.



Yankee Stadium vor Beginn des Spiels.