Im Mai 2012 verbrachten wir ein Wochenende in Paris. Nach problemlosem Flug mit Air France ab Düsseldorf und einer recht langwierigen Bahnfahrt vom Flughafen Charles de Gaulle in die Innenstadt (viel Glück mit den Ticketautomaten!) bezogen wir am frühen Samstag Nachmittag unser Zimmer im Hotel Ares Eiffel, das - wie der Name erahnen lässt - in unmittelbarer Nähe des Eiffelturms liegt.

 


Wir waren vor vielen Jahren schon einmal in Paris, und ich erinnere mich, dass ich damals ein wenig enttäuscht von Eiffelturm war, weil er mir in der Realität wesentlich kleiner erschien als in meiner Vorstellung. Nicht so diesmal: Der Eiffelturm ist ein irres Bauwerk, das die Blicke magisch auf sich zieht, wie ich es zuvor nur an den Pyramiden, in Machu Piccu und am Taj Mahal empfunden habe (wenngleich - zugegeben - dort noch etwas intensiver). Übrigens war seine Errichtung anlässlich der Weltausstellung 1889 in der Bevölkerung nicht unumstritten, weil er das Stadtbild damals noch mehr dominierte als heute.

Dass man ihn wieder abreißen wollte, wie es in den Reiseführern zu lesen ist, kann ich mir allerdings nicht wirklich vorstellen, denn der Turm war vom ersten Tag an eine Gelddruckmaschine. Gustave Eiffel hatte für 20 Jahre die Nutzungsrechte, bevor der Turm in das Eigentum der Stadt überging, und bereits nach einem halben Jahr hatte er die Baukosten wieder im Sack. Neunzehneinhalb Jahre Reibach! Was die Stadt Paris seither erst verdient haben mag, kann ich mir kaum ausmalen. Jedenfalls fanden wir am Turm eine kilometerlange Schlange vor. In aller Seelenruhe stellten sich die Leute mehrere Stunden an, um auf den Turm fahren zu können, und das bei diesigem Wetter, das die Aussicht doch erheblich trübte. Nicht zu fassen!

 

Wir entschieden uns - nach einer ausführlichen Augenscheinnahme von allen Seiten - statt dessen für ein kurzes Crêpe-Picknick auf der Wiese am Fuße des Turms. Herrliche Aussicht und leckeres Nutellacrêpe - das ist Leben wie Gott in Frankreich!

Nach Einbruch der Dunkelheit kehrten wir noch einmal zum Eiffelturm zurück, der nachts wunderschön angestrahlt wird. Anschließend kehrten wir gerade noch rechtzeitig ins Hotel zurück, um die unglaubliche Niederlage des FC Bayern im Champions League Finale 2012 miterleben zu können.
 


Für den nächsten Morgen hatten wir eine Segway-Tour durch Paris gebucht. Wie immer hat das Segwayfahren viel Spaß gemacht, aber diese Tour konnte nicht ganz mit San Francisco (und schon gar nicht mit Miami Beach) mithalten, was an verschiedenen Faktoren lag. Zum einen spielte das trübe Wetter eine Rolle, zum anderen war meine Stimmung durch die eben erwähnte Niederlage meiner Fußballmannschaft auch am nächsten Tag noch nicht die Beste, und zum dritten ließ die Tour doch einige Sehenswürdigkeiten aus, die man eigentlich hätte ansteuern müssen, zum Beispiel Notre Dame. Übrigens hatten wir für immerhin 85 Euro pro Person eine Tour von vier Stunden gebucht, tatsächlich dauerte sie dann nur zweieinhalb Stunden zuzüglich einer Viertelstunde Training.
 

Das war aber auch das einzige Mal, dass wir uns in Paris nicht gut bedient fühlten. Um es klar zu sagen: Paris ist kein billiges Pflaster. Aber man bekommt auch etwas für's Geld. Ein Beispiel: In einem Restaurant in unmittelbarer Nähe des Eiffelturms haben wir Carpaccio vom Rind und Bruschetta gegessen und Wasser und Capuccino dazu getrunken. Gekostet hat der Spaß 35 Euro, was nicht billig, aber auch nicht unverschämt teuer ist, wenn man die Lage bedenkt. Und vor allem: Das Essen war richtig gut, und auch der Service stimmte! Man wird also nicht über den Tisch gezogen (davon sollten sich beispielsweise die Römer mal eine Scheibe abschneiden...).
 

Nach der Segway-Tour sind wir mit der Metro noch kreuz und quer durch Paris gefahren, z.B. zum Louvre, wo auch eine endlose Schlange anstand, die man allerdings problemlos umgehen konnte, denn wenn man weiß, dass es neben dem Haupteingang unter der hässlichen Pyramide noch zahlreiche Nebeneingänge gibt, an denen praktisch niemand ist, kann man locker durchgehen.

 

Im Louvre muss man Prioritäten setzen. Wenn man sich alles ansehen will, was Bonaparte und seine Nachfolger dort zusammengetragen haben, braucht man Monate. Deshalb beschränkten wir uns auf das Wesentliche. Selbstverständlich haben wir uns die Mona Lisa angesehen (ich bleibe dabei: Wenn mir keiner gesagt hätte, dass dieses Bild etwas Besonderes ist - ich wäre nicht auf die Idee gekommen!), und natürlich auch die Venus von Milo (für die dasselbe gilt). Viel mehr aber auch nicht, denn das Wetter besserte sich zusehends, sodass es uns wieder nach draußen zog.
 

Leider ließ die Zeit einen Abstecher zur Sacré-Cœur nicht mehr zu, was ich sehr bedauere, aber Monmatre liegt einfach zu weit vom Stadtkern entfernt. Die Kirche habe ich als ausgesprochen schön im Gedächtnis, konnte diese Erinnerung aber nicht überprüfen. Stattdessen liefen wir die komplette Avenue des Champs-Élysées ab, vom Obelisken bis zum Triumphbogen, vorbei an den teuren Modegeschäften, die natürlich auch sonntags geöffnet hatten. Alle Straßencafes waren bis auf den letzten Platz belegt, und überall wuselten Japaner mit ihren Kameras umher. Ob die Pariser tatsächlich hierher kommen? Oder ist der Champs-Élysées nur eine Touristenmeile? Jedenfalls gefiel es uns dort bei schönem Wetter sehr gut.
 

Am Ende brachten uns Metro und RER wieder zum Flughafen, und Air France wieder in die Heimat. Paris kann man in eineinhalb Tagen unmöglich ganz entdecken, und so werden wir wohl noch einmal zurückkehren müssen, um Versäumtes nachzuholen - dann hoffentlich an einem Wochenende ohne schmerzhafte Fußball-Niederlage.


 

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