Kolosseum
Am nächsten Morgen fuhren wir mit der Metro erneut zum
Kolosseum,
um es auch von innen zu besichtigen. Vor dem
Eingang
wartete bereits wieder eine lange Schlange. Wir wurden aber
angesprochen, ob wir nicht an einer Führung interessiert seien,
die statt 10 € immerhin 20 € Eintritt kosten, uns dafür aber
jegliches Anstehen ersparen würde. Natürlich waren wir
interessiert, und so konnten wir - nachdem ich mein frisch
erhaltenes Ticket erst verlegt und dann wieder gefunden hatte -
direkt durchgehen. An der Führung haben wir aber nicht
teilgenommen, sondern das Kolosseum auf eigene Faust erkundet. Es
ist von innen vielleicht nicht ganz so spektakulär wie von außen,
aber allemal sehenswert, besonders vom oberen Rang aus, wo man den
besten Überblick hat.
Das Kolosseum ist mit Recht das Wahrzeichen Roms und die
unseres Erachtens attraktivste Sehenswürdigkeit der Stadt. Mit dem
Bau wurde um 70 n.Chr. von Kaiser Vespasian begonnen, und
sein Sohn Titus weihte es 80 n.Chr. mit 100tägigen Feierlichkeiten
ein. 5000 Tiere
sollen dabei geopfert worden sein, also 50 pro Tag! Zwischen
50.000 und 73.000 Zuschauer fanden im Kolosseum Platz. Bis heute
dient seine Form als Vorbild für große Stadien. Auch die Logistik
war vorbildlich, es soll Platzeinweiser gegeben haben, die jedem
Besucher den für ihn reservierten Platz zuwiesen, und durch die 80
Ausgänge konnten die Zuschauer das Kolosseum in Minuten ohne Chaos
verlassen. Die Sitzreihen und der Boden sind heute komplett
verschwunden, man erkennt statt ihrer die Stützpfeiler und die
Katakomben. Die Fassade ist besser erhalten, bis auf die Südseite,
die um 1320 einstürzte.
Forum Romanum und Kapitolshügel
Direkt neben dem Kolosseum liegt das
Forum Romanum,
das ich als große Ausgrabungsstätte mit mal mehr, mal weniger
gut erhaltenen
Bauwerken beschreiben möchte. Unter ihnen sind vielleicht die
Triumphbögen
der Kaiser Titus und Septimus Severus und die acht erhaltenen
Säulen des
Saturntempels
am sehenswertesten. Der viel gepriesene
Palatin,
ein Hügel mit den Ruinen ehemals imposanter Paläste, lohnt des
Eintritt (und den Anstieg) allerdings eher wegen des nur von dort
aus möglichen Ausblicks auf das gesamte Forum (Bild rechts).
Das ganze Areal ist sehr
weitläufig und glücklicherweise in schattiges Grün eingebettet.
Allerdings gibt es im Forum Romanum keinerlei Gastronomie, so dass
ich nur raten kann, genügend Getränke mitzubringen, wenn man sich
an einem heißen Tag dort länger aufhalten will. Vielleicht sollte
man es auch vor dem Kolosseum besichtigen, denn danach fiel es
neben jenem doch ein bisschen ab.
Viktor Emanuel II.
Durchquert
man vom Kolosseum aus kommend das Forum Romanum gänzlich, kommt
man zwangsläufig auf
dem
Kapitolshügel
(Capitolino) heraus, wo es endlich eine Bude mit Getränken gab,
wenn auch zu saftigen Preisen. Auf dem Kapitolsplatz steht die
Kopie einer mächtigen
Reiterstatue Marc
Aurels (Bild;
das Original befindet sich im Palazzo Nuovo in unmittelbarer
Nähe). Unweit hievon liegt das gewaltige
Denkmal zu Ehren
Viktor Emanuels II.,
der Italien im 19. Jahrhundert einte und am 17. März 1861 zum
ersten König von Italien gekrönt wurde. Das zwischen
1885 und 1927 errichtete Denkmal zeigt eine 12m hohe Bronzestatue
des Königs auf seinem Pferd (Bild rechts) vor einer Säulenreihe
aus weißem Marmor. Der wuchtige, zweckfreie Bau ist
beim Volk recht unbeliebt und wird spöttisch "Schreibmaschine"
oder "Hochzeitskuchen" genannt. Ganz böse Stimmen sagen, man habe
vom Monument aus den besten
Blick auf Rom, weil man dann das Monument selbst nicht sehe. Ganz
so schlimm ist es nun nicht, aber es stimmt vielleicht, dass der
weiße, kaum 100jährige Bau nicht so recht in die sonst so antike,
sandfarbene
Altstadt
Roms passt.
Um ein wenig aus der Sonne zu kommen, besuchten wir anschließend
noch ein
Museum.
Das
Palazzo
Massimo alle Terme
sollte laut Reiseführer die weltweit größte und schönste Sammlung
an antiken Statuen, Mosaiken und Wandmalereien beheimaten. In der
Tat gab es viele gut erhaltene Exponate zu bestaunen, darunter
eine Statue von Kaiser Augustus (Oktavian, Bild links). Allerdings
war der Eintritt mit 7 € recht teuer, und die alte Weisheit, dass
die Schritte im Museum schwerer fallen als unter freiem Himmel
bewahrheitete sich einmal mehr.
Villa Borghese
Deshalb haben wir zum Abschluss unseres Wochenendtrips auch nur
noch einen kurzen Ausflug zur
Villa Borghese
unternommen. Jene Villa Borghese ist nicht etwa ein einzelnes
Herrenhaus, sondern ein riesiger Park inmitten Roms, der für
jedermann frei zugänglich ist. Wir setzten uns dort an einem
kleinen See auf eine schon reichlich ramponierte Parkbank und
schlossen für einige Momente
die Augen. Und obwohl es den ganzen Tag keine Wolke am Himmel gab,
zog es sich nun plötzlich zu, und es fielen ein paar Tropfen vom
Himmel. Der Regen hielt sich zwar keine drei Minuten, aber bedeckt
blieb es für den Rest des Tages. Uns war es recht, denn unsere
Reise war nun, da es schon später Nachmittag geworden war,
eigentlich beendet.
Rückreise
Es standen nur noch der unproblematische Rücktransfer
mit der Shuttlebahn zum Flughafen und der Rückflug an, bei dem es
Air Berlin schaffte, auf einer Strecke von knapp zwei Stunden
knapp eine Stunde Verspätung einzufahren. Dies allein war trotz
der Erschöpfung aller Fluggäste (der Flug ging um 21.40 Uhr, und
man hatte den ganzen Tag in den Knochen) nicht halb so ärgerlich
wie die Informationspolitik des Flughafens
insgesamt und von Air Berlin im Besonderen. Diese fand nämlich
einfach nicht statt. Erst änderte sich das Abfluggate, worauf
keine Ansage und nichts hinwies, und nachdem alle am richtigen
Gate angekommen
waren, ließ uns das örtliche Bodenpersonal ohne Ansage in der
Schlange stehen, obwohl die Boarding- und Abflugzeit schon längst
verstrichen waren. Erst als schon keiner mehr damit gerechnet
hatte, ging es dann plötzlich doch noch los.
Überhaupt muss ich sagen, dass
die Römer
(mit Ausnahme des
Personals in unserem Hotel) ausgesprochen unfreundlich, ja
teilweise geradezu patzig auftraten. Die
Dame am Bahnhof betrachtete es bspw. ihrer Miene nach zu urteilen
offensichtlich als Affront, dass jemand bei ihr eine Fahrkarte
kaufen wollte. Im Restaurant wurden uns die (obendrein noch
ungenießbaren) Speisen geradezu auf den Tisch geknallt,
und wehe, man fragte am Flughafen nach, ob man den kleinen Trolley
nicht als Handgepäck mitnehmen dürfe. Insgesamt muss ich also
sagen, dass Rom - nicht aber die Römer - mit Sicherheit eine
Reise wert waren, und wir werden in nicht allzu ferner Zukunft
zurückkehren, um das in Vatikan und Petersdom Versäumte
nachzuholen.
Bilder:
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