Die Idee
"Mull of Kintyre" ist einer der größten Erfolge von Paul McCartney nach seiner Zeit mit den Beatles.
Der Song, aufgenommen 1977 von der Gruppe
"Wings"
(Bild, Quelle: Internet), deren Kopf McCartney war, glorifiziert eine Landschaft an der Südwestspitze Schottlands. Ich
kannte das Lied und mochte es schon immer, aber bis vor ein paar Monaten hatte ich keine besondere Beziehung zu dem Song, McCartney oder Schottland. Dann jedoch stieß ich im Internet zufällig auf eine
Seite aus
Japan, auf der ihr Herausgeber - offensichtlich ein beinharter Beatles-Fan - über seine Reise zum Mull of Kintyre berichtete. Richtig gelesen, von Japan nach Schottland, nur um das Fleckchen Erde zu sehen, das McCartney besungen hat.
Der Mann hatte, wie man seinen Fotos entnehmen kann, übrigens
unglaubliches Glück mit dem Wetter. Doch dazu später mehr.
Meine Neugier war jedenfalls geweckt, und noch einige Stunden später hing ich auf einschlägigen Seiten wie denen der
Kintyre Peninsula oder des
Scottland's
National Tourist Board fest. Wenn einer aus Japan da hinfliegt, wäre es doch gelacht, wenn man es aus Münster nicht auch zustande brächte. Spontane Ideen sind die besten, und wenn mich mein kurzes Leben eines gelehrt hat, dann dass man solche Vorhaben einfach in die Tat umsetzen muss, Kosten hin, Mühen her. Man bekommt dafür Erinnerungen geschenkt, die man eigentlich mit Geld gar nicht bezahlen kann, und man hat für immer was zu erzählen.
Die Planung
Meine Planung sah nach langem Hin und Her schließlich 5 Reisetage vor: Anreise (Tag 1), Loch Lomond und
Stirling (Tag 2), Road to the Isles (Tag 3), Mull of Kintyre (Tag 4), Rückreise (Tag 5).
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Schnell zeigte sich, dass die Tour durchaus zu machen war, ohne das Budget zu sprengen. Allerdings wurde bei der Reiseplanung ebenso schnell klar, dass ich mit einigen kleinen Änderungen meiner Reisegewohnheiten würde leben müssen:
1. Ich würde mit Ryanair fliegen, also einem Billiganbieter.
2. Ich würde allein reisen müssen, da meine Freundin a) wenig Interesse zeigte und b) ohnehin keinen Urlaub
bekommen hätte.
3. Ein Cabrio kann man in Schottland nicht mieten, so dass ich mit einem normalen Midsize würde leben müssen.
Als Reisezeit habe ich den 18. bis 22. Juli 2005 gewählt, einfach weil es die ersten fünf Tage unserer Kanzleiferien waren. Sonst sind wir bei der Reisezeit immer darauf bedacht, möglichst günstiges Wetter einzuplanen, aber das geht in Schottland ohnehin nicht. Wie der Schotte sagt: "You don't like the weather? Wait a minute!"
Flug von Weeze nach Prestwick
Am 18.7.05 ging es um 17.20 Uhr mit Ryanair ab Weeze los. Der Flughafen, an dem wir auf einem unserer zahllosen Sonntagsausflüge einmal zufällig vorbei gekommen waren, nennt sich selbst "Flughafen Niederrhein" (Kürzel: NRN) oder "Düsseldorf Weeze". Es handelt sich eigentlich gar nicht um einen Flughafen im herkömmlichen Sinn, sondern um eine alte
Militärbasis mit einem neu gebauten Terminal vor der Startbahn. Man fährt auf
dem Weg dorthin regelrecht durch eine (ehemalige) Kaserne hindurch. Sehr eigenartig. Der Terminal selbst ist klein, aber hochmodern. Nur ist hier überhaupt nichts los. Bis auf Ryanair fliegt so gut wie keine Fluggesellschaft diesen Flughafen an, und während meines Aufenthalts von 15 bis 17.20 Uhr hoben ganze 2 Maschinen ab (!), eine davon meine eigene. Dafür waren die Sicherheitskontrollen einfach irre. Ich weiß nicht, wie oft ich meinen Ausweis vorzeigen musste, aber sicher 5 Mal, bis ich in der Maschine war. Meinen Laptop musste ich anschalten (Funktionsprüfung, könnte ja auch eine getarnte Bombe sein), ebenso meine Digicam. Das habe ich selbst in den USA nicht erlebt. Blöd auch, wenn der Akku kaputt (bzw. in meinem Fall leer) ist, dann muss man eben live auf dem Fließband an der Sicherheitskontrolle die ganze Anlage mit Trafo aufbauen. Macht aber nichts, in Weeze hat man Zeit. Während der Wartezeit auf den Flieger wurden zudem bestimmt 20 Personen aufgerufen und zum Sicherheitsschalter gebeten. Warum? Keine Ahnung.
Ryanair
Ein paar Worte vielleicht zum Billigflieger Ryanair: Die Maschine war eine Boeing 727 in ordentlichem Zustand. Gut, die Sitze waren
durchgesessen
und die Gurte aufgerieben. Ich fürchtete schon, dass dies auf den Status der für die Flugsicherheit relevanten Teile schließen lässt, kann aber über den Flug nichts Negatives sagen. Pünktlich war er jedenfalls, sogar vorpünktlich, und ohne jeden Zwischenfall. Getränke und Snacks gab es an Bord nur gegen Gebühr - Billigflieger halt. Neu für mich war auch die freie Sitzplatzwahl: Wer zuerst kommt, malt zuerst. Feste, reservierte Plätze gibt es nicht.
Ebenso wenig einen Transport vom Gate zur Maschine. Das Tor geht auf, und alles rennt quer über den Flughafen zur Maschine. Dabei gibt es 4 Startgruppen: Zuerst starten die Behinderten, dann die Familien mit Kindern, dann die ersten 65 Passagiere am Check-In (dazu gehörte ich), dann der Rest. Ich hatte auf der vielleicht 400m langen Strecke keine Mühe, zuerst die Familien und dann die Behinderten zu überholen und kam ca. auf Platz 15 an der Maschine an. Das reichte für einen Fensterplatz jenseits der Triebwerke.
Fahrt nach Drymen
In Prestwick (auch ein Billigflughafen, der sich "Glasgow Prestwick" nennt, von Glasgow aber
fast genauso weit entfernt ist wie Weeze von Düsseldorf) konnte
ich reibungslos meinen Mietwagen bei HERTZ in Empfang nehmen. Ein Ford Focus, also nichts Spektakuläres. Und doch, die Autofahrt von Prestwick über Glasgow nach
Drymen, meiner ersten Übernachtung in unmittelbarer Nähe zum Loch Lomond, war ein erstes Highlight. In Schottland herrscht ja bekanntlich
Linksverkehr, und diese Fahrt war meine allererste in einem Auto mit Rechtslenker. Schalten mit links! Wahnsinn ist auch die Orientierung beim Abbiegen, denn wenn man es nicht gewohnt ist, blickt man immer in die falsche Richtung. Eine m.E. ganz wichtige Regel: Folge nie deinem Instinkt, schalte immer den Kopf ein! Man muss alles genau anders herum machen, als man es instinktiv tun will. Eine echte Herausforderung, die mir super viel Spaß gemacht hat. Die Strecke war auch ideal zum Lernen: Erst Autobahn, wo alle eh' in eine
Richtung fahren, nur dass die Kriechspur eben links ist, dann breite Landstraße und dann schmale Wege nach Drymen 'rein. Schwierig war die Orientierung vor allem in Glasgow, wo es null Schilder gibt (im restlichen Schottland wurde es nicht besser). Ist man durch diesen Moloch erst einmal hindurch, wird es schlagartig idyllisch, ja typisch schottisch: Grüne Berge und Schafe, wohin man schaut. Und das bei herrlichem Wetter - ein toller Reiseauftakt.
In Drymen selbst gibt es nicht viel zu sehen, außer der örtlichen
Kirche vielleicht, die mit ihrem angeschlossenen Friedhof eine ganz eigene, historisch-beschauliche Stimmung verbreitet. Der Ort dient lediglich als Durchgangsstation auf dem Weg von Glasgow zum Loch Lomond. Zum Glück fand ich mein Hotel sofort. Das "Winnock" gehört zwar zur "Best Western"-Kette, die eigentlich für einen gewissen Standard bürgt, genügt jedoch allenfalls einfachsten Ansprüchen. Die Zimmereinrichtungen sind recht veraltet, aber irgendwie machte es nichts aus, denn die urige Einrichtung passte genau zu meiner Stimmung.
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