6. Tag:
Krimmler Wasserfälle - Achensee - Rottach EgernEin
Blick aus dem Hotelfenster ließ nichts Gutes erahnen: Wolken wohin das
Auge blickt. Dabei stand für heute noch eine schöne Fahrt von Zell am
See zum Tegernsee auf dem Programm. Unterwegs stellte sich aber schnell
heraus, dass die einmal ins Tal gezogenen Wolken nun vor den Felswänden
fest hingen. Je höher wir kamen, umso lichter wurden die Wolken also,
und schon einige Kilometer hinter Zell am See schien wieder die Sonne.
Unsere Route sollte uns zunächst gen Westen führen, entlang der B 165
über Mittersill und Neukirchen zum Gerlos Pass.
Unmittelbar vor dem Gerlos Pass (mautpflichtig, 7 €) passiert man den
kleinen Ort Krimml, der für seine Krimmler
Wasserfälle
berühmt ist. Gegen eine geringe Gebühr (1,50 €) kann man von
zahlreichen Parkplätzen aus (Tipp: Bis zum letzten Parkplatz vorfahren)
eine kurze Strecke von vielleicht 15 Minuten zu den Wasserfällen
wandern. Selbige sorgen für feuchte Luft und einen Höllenlärm im
Hintergrund, belohnen das Auge aber mit dem beeindruckenden Schauspiel
herabstürzender Wassermassen. Zwölf Gletscherbäche vereinigen sich
hier zu einem einzigen ins Tal stürzenden Strom. Insgesamt gibt es drei
Wasserfälle, die sich zusammen gerechnet auf ca. 400 Höhenmeter
verteilen. Zum mittleren sind es weitere 30, zum oberen weitere 60
Minuten Fußweg - eine Strecke, wohlgemerkt. Wir haben dieser Versuchung
widerstanden und uns mit dem unteren Wasserfall zufrieden gegeben, der
imposant genug ist.
Der Gerlos Pass hat uns etwas an die Roßfeldstraße erinnert.
Zwar ist er deutlich weniger steil und auch etwas breiter ausgebaut,
aber neben den majestätischen Bergen im Hintergrund überwiegt doch
wieder das Grün der Bäume und Wiesen. Mit maximal 1.641 m Höhe auf
dem Gerlos-Sattel wird die Baumgrenze niemals überschritten, und
Gletscher waren nirgends zu sehen. Dafür begrüßen einen wieder die
Kühe mit ihrem Glockengeläut, teilweise laufen sie sogar mitten auf
der Straße herum. Das Fahren auf einer Bundesstraße ist natürlich
nicht so schön wie auf einer einsamen Bergstrecke, wo man mit der Natur
allein ist, aber in den Morgenstunden war die B 165 noch spärlich
befahren, jedenfalls in westlicher Richtung. Auch ist eine Bundesstraße
hier in den Alpen bei weitem schmaler als bei uns zu Hause, sodass man
die Natur noch immer genießen konnte, ohne das Gefühl zu haben, nur
eine Strecke abreißen zu müssen.
Hinter Gerlos führt der Weg durch das Zillertal bis hinunter nach Zell
am Ziller. Dort bogen wir nach Norden auf die B 169 Richtung Rattenberg
ab, wobei wir nicht bis Rattenberg durchfahren, sondern kurz hinter
Strass via Achental zum
Tegernsee abbiegen wollten. Auf halber Strecke liegt dann der Achensee,
ein wirklich wunderschöner Bergsee, der sich in vielerlei Hinsicht mit
dem Königssee vergleichen lässt. Beide sind schlauchartig
zugeschnitten, beide schimmern grünlich, beide sind malerisch in eine
Gebirgslandschaft eingebunden und beide sind in etwa gleich groß.
Unterschiedlich ist nur die Nutzung, denn während am Königssee außer
Ruderbootfahren jegliche private Nutzung untersagt ist, darf im Achensee
nach Herzenslust gebadet und Treetboot gefahren werden. Von
letzterer Option haben wir sogleich Gebrauch gemacht. Auch hier ein
Tipp: Wer es gerne etwas ruhiger hat, sollte - von Süden kommend -
nicht gleich nach Maurach oder Pertisau abbiegen, Orte, die nichts
anderes sind als große Freibäder, sondern entlang des Sees bis nach
Scholastika fahren. Ein wirklich die Natur störendes Ausmaß hat die
Nutzung des Sees aber nirgendwo erreicht, und so gibt es hiefür im
Verhältnis zum Königssee auch nur geringe Abzüge. Auf dem See stört
vor allem die an ihm entlang laufende Straße die Ruhe, denn besonders
Motorräder und LKW sind doch deutlich zu hören.
Nach dem Treetboot-Intermezzo auf dem Achensee ging es weiter durch das
Achental und über den Achenpass ins
Tegernseer
Tal, wo wir in Rottach Egern Station machten. Rottach Egern liegt
unmittelbar am Tegernsee, genau wie der Ort Tegernsee und Bad
Wiessee. Rottach ist, wie wir schnell feststellten, ein sehr mondänes
Örtchen, in dem vorwiegend die Reichen absteigen. Mehr als ein Ferrari
oder Porsche Turbo bevölkert die Straße, und man trifft viele gut
gekleidete, vor allem ältere Herrschaften auf der Straße an. Als wir
durch den Ort schlenderten, kamen wir zufällig an einem
Elektroboot-Verleih vorbei und beschlossen, das am Zeller See Versäumte
nachzuholen und ein Elektroboot zu mieten. Solche Boote sind
schnell genug, um bedeutend größere Strecken zurücklegen zu können
als etwa mit einem Ruder- oder Treetboot. Da gleichzeitig der Tegernsee
groß genug ist, um den nötigen Auslauf zu bieten, haben wir die Fahrt
sehr genossen, wenngleich mit einem Sonnenbrand bezahlt. Mitten auf dem
See ist es sogar möglich, einmal völlige Stille genießen zu können,
die nur vom leisen Plätschern der seichten Wellen unterbrochen wird.
Herrlich.
Nach einem genussvollen Abendessen ging es früh ins Bett, denn am
nächsten Tag stand bereits um 5 Uhr morgens die Abfahrt nach Hause an.
Diese sicherlich unvergessliche Woche ist viel zu schnell vergangen.
Bilder:
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