Alpentour 2004

6. Tag: Krimmler Wasserfälle - Achensee - Rottach Egern

Ein Blick aus dem Hotelfenster ließ nichts Gutes erahnen: Wolken wohin das Auge blickt. Dabei stand für heute noch eine schöne Fahrt von Zell am See zum Tegernsee auf dem Programm. Unterwegs stellte sich aber schnell heraus, dass die einmal ins Tal gezogenen Wolken nun vor den Felswänden fest hingen. Je höher wir kamen, umso lichter wurden die Wolken also, und schon einige Kilometer hinter Zell am See schien wieder die Sonne. Unsere Route sollte uns zunächst gen Westen führen, entlang der B 165 über Mittersill und Neukirchen zum Gerlos Pass.

Unmittelbar vor dem Gerlos Pass (mautpflichtig, 7 €) passiert man den kleinen Ort Krimml, der für seine Krimmler Wasserfälle berühmt ist. Gegen eine geringe Gebühr (1,50 €) kann man von zahlreichen Parkplätzen aus (Tipp: Bis zum letzten Parkplatz vorfahren) eine kurze Strecke von vielleicht 15 Minuten zu den Wasserfällen wandern. Selbige sorgen für feuchte Luft und einen Höllenlärm im Hintergrund, belohnen das Auge aber mit dem beeindruckenden Schauspiel herabstürzender Wassermassen. Zwölf Gletscherbäche vereinigen sich hier zu einem einzigen ins Tal stürzenden Strom. Insgesamt gibt es drei Wasserfälle, die sich zusammen gerechnet auf ca. 400 Höhenmeter verteilen. Zum mittleren sind es weitere 30, zum oberen weitere 60 Minuten Fußweg - eine Strecke, wohlgemerkt. Wir haben dieser Versuchung widerstanden und uns mit dem unteren Wasserfall zufrieden gegeben, der imposant genug ist.

Der Gerlos Pass hat uns etwas an die Roßfeldstraße erinnert. Zwar ist er deutlich weniger steil und auch etwas breiter ausgebaut, aber neben den majestätischen Bergen im Hintergrund überwiegt doch wieder das Grün der Bäume und Wiesen. Mit maximal 1.641 m Höhe auf dem Gerlos-Sattel wird die Baumgrenze niemals überschritten, und Gletscher waren nirgends zu sehen. Dafür begrüßen einen wieder die Kühe mit ihrem Glockengeläut, teilweise laufen sie sogar mitten auf der Straße herum. Das Fahren auf einer Bundesstraße ist natürlich nicht so schön wie auf einer einsamen Bergstrecke, wo man mit der Natur allein ist, aber in den Morgenstunden war die B 165 noch spärlich befahren, jedenfalls in westlicher Richtung. Auch ist eine Bundesstraße hier in den Alpen bei weitem schmaler als bei uns zu Hause, sodass man die Natur noch immer genießen konnte, ohne das Gefühl zu haben, nur eine Strecke abreißen zu müssen.

Hinter Gerlos führt der Weg durch das Zillertal bis hinunter nach Zell am Ziller. Dort bogen wir nach Norden auf die B 169 Richtung Rattenberg ab, wobei wir nicht bis Rattenberg durchfahren, sondern kurz hinter Strass via Achental zum Tegernsee abbiegen wollten. Auf halber Strecke liegt dann der Achensee, ein wirklich wunderschöner Bergsee, der sich in vielerlei Hinsicht mit dem Königssee vergleichen lässt. Beide sind schlauchartig zugeschnitten, beide schimmern grünlich, beide sind malerisch in eine Gebirgslandschaft eingebunden und beide sind in etwa gleich groß. Unterschiedlich ist nur die Nutzung, denn während am Königssee außer Ruderbootfahren jegliche private Nutzung untersagt ist, darf im Achensee nach Herzenslust gebadet und Treetboot gefahren werden. Von letzterer Option haben wir sogleich Gebrauch gemacht. Auch hier ein Tipp: Wer es gerne etwas ruhiger hat, sollte - von Süden kommend - nicht gleich nach Maurach oder Pertisau abbiegen, Orte, die nichts anderes sind als große Freibäder, sondern entlang des Sees bis nach Scholastika fahren. Ein wirklich die Natur störendes Ausmaß hat die Nutzung des Sees aber nirgendwo erreicht, und so gibt es hiefür im Verhältnis zum Königssee auch nur geringe Abzüge. Auf dem See stört vor allem die an ihm entlang laufende Straße die Ruhe, denn besonders Motorräder und LKW sind doch deutlich zu hören.

Nach dem Treetboot-Intermezzo auf dem Achensee ging es weiter durch das Achental und über den Achenpass ins Tegernseer Tal, wo wir in Rottach Egern Station machten. Rottach Egern liegt unmittelbar am Tegernsee, genau wie der Ort Tegernsee und Bad Wiessee. Rottach ist, wie wir schnell feststellten, ein sehr mondänes Örtchen, in dem vorwiegend die Reichen absteigen. Mehr als ein Ferrari oder Porsche Turbo bevölkert die Straße, und man trifft viele gut gekleidete, vor allem ältere Herrschaften auf der Straße an. Als wir durch den Ort schlenderten, kamen wir zufällig an einem Elektroboot-Verleih vorbei und beschlossen, das am Zeller See Versäumte nachzuholen und ein Elektroboot zu mieten. Solche Boote sind schnell genug, um bedeutend größere Strecken zurücklegen zu können als etwa mit einem Ruder- oder Treetboot. Da gleichzeitig der Tegernsee groß genug ist, um den nötigen Auslauf zu bieten, haben wir die Fahrt sehr genossen, wenngleich mit einem Sonnenbrand bezahlt. Mitten auf dem See ist es sogar möglich, einmal völlige Stille genießen zu können, die nur vom leisen Plätschern der seichten Wellen unterbrochen wird. Herrlich.

Nach einem genussvollen Abendessen ging es früh ins Bett, denn am nächsten Tag stand bereits um 5 Uhr morgens die Abfahrt nach Hause an. Diese sicherlich unvergessliche Woche ist viel zu schnell vergangen.

Bilder:



Krimmler Wasserfälle, unterer Wasserfall.



Achensee Richtung Bootsanleger in Scholastika.



Tegernsee von der Promenade in Rottach Egern aus.