Alpentour 2004

5. Tag: Salzburg

Für den heutigen Tag hatten wir spontan einen Ausflug nach Salzburg vorgesehen, nachdem die Alternative Kitzbühl deutlich weniger interessant zu werden versprach. Obwohl wir beide schon einmal vor Jahren in Salzburg waren, hatten wir nur noch verschwommene Erinnerungen an die Mozartstadt. Mit sind vor allem die engen Gassen und die Horden von Touristen im Gedächtnis geblieben. Beides hat sich nicht geändert, doch dazu später mehr.

Die Anreise führte uns über die B 311 auf die A 10, also auf eine mautpflichtige Autobahn. Die Vignette für 10 Tage kostet 7,60 €, soviel wussten wir, und wir hätten auch gerne eine erstanden, wenn es denn eine Mautstation gegeben hätte. Statt dessen mündete die B 311 ohne Unterbrechung in die A 10, und so waren wir "schwarz" unterwegs. Erst nach vielleicht 20 km kamen wir an einer Tankstelle vorbei, die Vignetten führte, und so konnten wir unsere Fahrt doch noch legalisieren. Übrigens sind wir natürlich nicht kontrolliert worden. Die Kontrollen spielen sich zu 99% auf Rastplätzen ab, wo die Beamten vorwiegend die Autos mit deutschen Kennzeichen abchecken. Aber es war trotzdem ein schönes Gefühl, einen Beitrag zum Straßenbau in Österreich geleistet zu haben, besonders weil die Österreicher bei uns umsonst fahren. Quasi aus Dankbarkeit verwöhnte man uns sodann gleich mit einer Kostprobe eben jenen Straßenbaus - Stau unmittelbar vor Salzburg wegen der Ausbesserung einer Brücke! Nochmals: Herzlichen Dank.

In Salzburg selbst fanden wir rasch einen recht günstigen Parkplatz (Tiefgarage für 1,70 € pro Stunde), wobei es sich als Glücksfall erwies, dass wir wegen des Staus bereits in Salzburg Süd abfuhren, denn von dort aus führt die "Alpenstraße" geradewegs nach Salzburg Mitte.

Von allen Sehenswürdigkeiten am nächsten zu unserem Parkplatz lag die Festung, genauer gesagt die Station der Bahn, die zur Festung hinauf führt. Zu unserer Überraschung stellten wir fest, dass es sich um eine Seilbahn handelte, die exakt nach dem Schema der Gletscherbahn an der Kaiser Franz-Josefs-Höhe arbeitete. Offenbar eine ideale Möglichkeit, kurze steile Strecken zu überwinden. Die Berg- und Talfahrt war mit 8,50 € allerdings unverschämt teuer, und ich kann jeden verstehen, der sich diesen Betrag für vielleicht 20 Sekunden Fahrt spart. Die Alternative ist allerdings ein Fußweg von mindestens 20 Minuten. Ob sich eine Besichtigung der Festung überhaupt lohnt, will also wohl abgewogen sein. Einmal oben, hat man aber einen hervorragenden Blick über ganz Salzburg. Das Festungsinnere zu besichtigen, kostet dann noch einmal 3,60 € extra, weil im Bahnpreis nur das Betreten des Burghofs enthalten ist. Als uns dann noch mitgeteilt wurde, dass man dafür die Räumlichkeiten aber nicht nach eigenem Gutdünken besichtigen kann, sondern sich "aus Sicherheitsgründen" einer Gruppenführung anschließen muss, die irgendwann losgehen würde, haben wir es sein lassen.

Nach der Talfahrt ging es zum Salzburger Dom, der - soviel wussten wir ja bereits - einen Meter niedriger ist als die Kirche in Maria Alm. Trotzdem war diese Kirche für mich das Highlight des ganzen Ausflugs. Von außen schön, aber unspektakulär, erwartet den Besucher  im Innern das perfekte Beispiel dafür, wie man mit schlichter Eleganz eine atemberaubende Atmosphäre schaffen kann. Ganz anders als in Maria Alm, wo pompöser Prunk regierte, finden sich hier Pastelltöne, die hervorragend mit dem dunkelbraunen Holz harmonieren. Gold wird natürlich auch, aber sparsam eingesetzt. Die Deckenverzierungen sind reichlich vorhanden, aber ebenfalls ohne jede Übertreibung in das Gesamtgefüge integriert. Orgelfreunde werden auch auf ihre Kosten kommen. Geht man das Mittelschiff ganz bis zur Absperrung am Altar vor, und blickt man dann nach oben, wölbt sich die von hinten kaum zu sehende Kirchenkuppel in majestätischer Höhe und mit ebenfalls sehr geschmackvoller Malerei versehen über dem Betrachter. Also, alles in allem eine wunderschöne Kirche. Einziger Nachteil derselben ist, dass sie ebenso überlaufen ist wie die gesamte Stadt. Fotografieren war hier übrigens ausdrücklich erlaubt, aber die günstig erhältlichen Postkarten (40-80 Cent, je nach Größe) fangen die Kirche natürlich viel besser ein, als man es selbst könnte.

Vom Dom ist es nur ein Katzensprung zur direkt gegenüber liegenden Residenz, die man ebenfalls für teures Geld (7,30 €) besichtigen kann. Davon kann ich nur abraten. Man wird durch vielleicht 10 Räume gelotst, die alle ihre historische Bedeutung haben mögen, in denen aber außer einigen Wandmalereien, ein paar Kronleuchtern und einigen wie zufällig zusammen gestellten antiken Möbelstücken (hauptsächlich Kommoden und Tischen) nichts zu sehen ist. Nach 5 Minuten waren wir wieder draußen. Am interessantesten war es noch, den Restauratoren bei der Arbeit zuzusehen, denn selbige waren überall zugange.

Als nächstes stand der Marsch durch die Getreidegasse an, in der sich auch Mozarts Geburtshaus befindet. An wohl keinem anderen Ort der Stadt finden sich so viele Touris auf so engem Raum. Uns sind besonders die Italiener aufgefallen, die sicher 80% der Besucher ausmachten. Dass dergleichen keine selektive Wahrnehmung ist, deuteten schon die Sicherheitshinweise in der Seilbahn zur Festung an, die auf deutsch, englisch und italienisch abgehalten wurden. Die vielleicht drei Meter breite Gasse beheimatet jedenfalls Geschäfte aller Art und kleinere Lokale für jeden Geldbeutel. Logisch, dass auch jede Menge Süßwarenläden mit Mozartkugeln - selbstverständlich jeweils mit den einzig wahren Originalkugeln, nicht mit den nachgemachten wie bei der Konkurrenz nebenan - darunter waren. Das Mc Donald's Restaurant verfügt übrigens über einen kleinen, aber feinen Hinterhof-Garten, in dem man völlig abseits vom wuseligen Geschehen in der Getreidegasse sehr schön sitzen kann. Natürlich haben wir Mozarts Geburtshaus (leicht zu erkennen an der gelben Fassade und vor allem an der Aufschrift "Mozarts Geburtshaus") auch fotografiert, obwohl man dadurch nur ein Bild mit einer schlichten Fassade gewinnt, und natürlich haben es uns Tausende gleichgetan. Wenn man schon mal da ist...

Als letztes traten wir einen längeren Fußmarsch über die Salzach zum Schloss Mirabell an, das über einen sehr schön angelegten Garten verfügt. Vom Schloss aus kann man auch die Festung hervorragend fotografieren, wenn die Sicht klar ist. Mit dem Garten im Vordergrund gibt sie ein hübsches Motiv ab. Das Schloss selbst macht von außen einen recht schmucklosen Eindruck, der vielleicht täuschen mag, aber zu einer weiteren Besichtigung von Räumlichkeiten konnten wir uns nach den Flops in der Festung und in der Residenz nicht mehr motivieren.

Zurück in Zell am See wollten wir uns noch eines der Elektroboote mieten, mit denen man bequem den See befahren kann, doch aufkommende Wolken - die ersten in diesem Urlaub - ließen uns davon Abstand nehmen. Statt dessen probierten wir noch eine örtliche Spezialität aus, den "Topfenstrudel", wobei "Topfen" soviel wie Quark bedeutet. Es handelt sich beim Topfenstrudel folglich um eine Art Quarktasche im Blätterteig, die - besonders mit reichlich Sahne - ganz gut schmeckt. Übrigens gab es am Abend tatsächlich noch etwas Regen, der uns allerdings nicht weiter störte, weil wir ohnehin zu erschöpft waren, um noch einmal auszugehen.

Bilder:



Blick über Salzburg von der Festung aus.



Der Salzburger Dom (Quelle: Postkarte).



Das Mittelschiff des Salzburger Doms (Quelle: Postkarte).



Echte Mozartkugeln - nur hier!



Buntes Treiben in der Getreidegasse.



Blick auf die Festung vom Garten des Schlosses Mirabell aus.