Fahrt nach Ronda
Die 50km landeinwärts von Marbella bis Ronda sind eine Panoramastrecke erster Güte. Die gut ausgebaute Straße führt durch die Sierra Palmitera, eine an die Alpen erinnernde Gebirgslandschaft. Hier und dort haben die Spanier einige Aussichtspunkte entlang der Straße eingestreut. Biegt man auf einen solchen ab, ist übrigens Vorsicht geboten, wenn man sich den Unterboden des Autos nicht demolieren will!

 

Zwischen Marbella und Ronda:
 

Ronda
Ronda selbst ist die vielleicht schönste Stadt in ganz Andalusien. Natürlich ist dies kein Geheimnis geblieben, und so muss man einräumen, dass die Horden von Touristen, die mit Bussen herangekarrt werden, dem Ort viel von seiner beschaulichen Atmosphäre nehmen. Es ist deshalb sehr zu empfehlen, nach bzw. vor den Massen auf Entdeckungstour zu gehen, d.h. am späten Nachmittag und frühen Vormittag. Mit unserer Reiseplanung passte dies zufällig ganz hervorragend zusammen, und so konnten wir Ronda regelrecht genießen.

Als besonders urig erwies sich unser Hotel, dessen Ambiente mindestens ebenso chaotisch war wie sein Internetauftritt. Wir hatten ein Turmzimmer gebucht, das über zwei Etagen verfügte und in knallgrün-orange gehalten war. Dass der kalte Wind durch ein Loch im Fensterrahmen zog, nimmt man dafür gern in Kauf, zumal man durch warme Kleidung hätte vermeiden können, sich einen Schnupfen zuzuziehen...

Bei einem Bummel durch die Altstadt von Ronda sollte man sich Zeit lassen, denn Sehenswürdigkeiten in Form von alten Gebäuden, Mauern oder Kirchen lauern praktisch an jeder Ecke. Die nachfolgenden Bilder stellen nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Gebotenen dar.

 

In Ronda:
 

 

   

Auch wenn nicht ein einzelnes Gebäude, sondern die Stadt als Gesamtkunstwerk der Star ist, sind vielleicht doch zwei Sehenswürdigkeiten hervorzuheben: Zum einen natürlich das Wahrzeichen von Ronda, die Puente Nuevo. Ronda wird von einer über 100m tiefen, El Tajo (der Schnitt) genannten Schlucht geteilt, die der Guadalevin aus dem Fels gewaschen hat. Nur drei Brücken führen über die Schlucht. Die bei weitem imposanteste von ihnen ist die Puente Nuevo, die trotz ihres Namens (neue Brücke) schon über 250 Jahre auf dem Buckel hat.
 

Puente Nuevo:
 

 

Unbedingt erwähnen muss man zweitens die Stierkampfarena, ein architektonisches Kleinod aus dem 18. Jahrhundert. In dieser zweitältesten Arena Spaniens definierte der legendäre Matador Pedro Romero 1750 einen bis heute gültigen Kodex für den Stierkampf. Für die Besichtigung muss man - im Gegensatz zur Arena in Málaga - Eintritt zahlen, der zudem mit 6 € pro Nase nicht gerade knapp bemessen ist. Dafür gibt es ein Museum dazu, das so schöne Exponate wie Stierköpfe zeigt.
 

Plaza de Torros:
 

Arcos de la Frontera
Die Strecke von Ronda nach Arcos steht in ihrer Schönheit der von Marbella nach Ronda in nichts nach. Einziger Nachteil war, dass Arcos auf keinem Schild stand, sodass wir mehr als einmal nur die grobe Richtung erraten konnten.

Einmal in Arcos angekommen, stellte sich auch der Weg zu unserem Parador als nicht ganz unproblematisch heraus. Das lag allerdings nicht an der Orientierung, denn die Beschilderung des Paradors war - wie bei allen Paradores - erstklassig. Vielmehr machten uns die schmalen Gassen zu schaffen. Obwohl wir schon einiges aus anderen Städten Andalusiens gewohnt waren, stellte Arcos doch eine besondere Herausforderung dar. Wer noch nie durch eine Gasse gefahren ist, die ungefähr genauso breit ist wie das eigene Auto (mit eingeklemmten Außenspiegeln), kann diese Erfahrung bei Bedarf in Arcos sammeln. Einen gewissen sozialen Druck durch hupende spanische Lieferwagen hinter einem gibt es gratis dazu. Das kleine Foto links zeigt nur eine von vielen Gassen ähnlichen Ausmaßes, durch die jeder Gast des Paradors zwangsläufig hindurch muss. Trotzdem war es die Mühe wert, denn der Parador selbst ist wunderschön. Außerdem hat man einen genialen Ausblick:

 

 

Wie man sieht, liegt Arcos auf einem Felsen hoch über einem Tal. Genauer gesagt liegt der alte, maurische Teil auf dem Felsen, denn im Tal befindet sich die weniger sehenswerte Neustadt, an der noch fleißig gebaut wird. Die Altstadt kann man ganz gut mit Ronda vergleichen. Auch wenn hier alles eine Nummer weniger spektakulär ist, gibt es doch einige Sehenswürdigkeiten von Rang. Im Bild oben erkennt man bspw. die Kirche San Pedro, die auf den Ruinen einer maurischen Festung erbaut wurde. Unserem Parador gegenüber lag die nachstehend abgebildete Iglesia Santa María de la Asunción, die zwar geschlossen war, von außen aber auch recht ansehnlich ist:
  

Das eigentliche Ereignis in Arcos war aber der Verkehr in den schmalen Gassen. Wenn man nicht gerade selbst am Steuer sitzt, ist es einfach witzig zu beobachten, wie Touristen und Einheimische sich um die Ecken zwängen. Autos ohne Schrammen gibt es, glaube ich, in der ganzen Stadt nicht.

Jerez de la Frontera
Die Übernachtung in Arcos war schon die letzte unserer Rundreise, und so hieß es langsam Abschied nehmen von Andalusien. Jedoch ging unser Flug ab Sevilla erst am späten Abend, sodass noch ein ganzer Tag Zeit blieb, um Jerez zu besichtigen, das nur eine knappe Stunde von Arcos entfernt liegt. Unser erster Weg dort führte auf den Marktplatz, und von dort nach einem Kaffee - natürlich - wieder zur Kathedrale, die wir zunächst aber nur von außen zu sehen bekamen, weil sie - ebenso natürlich - morgens geschlossen war.

 

Kathedrale San Salvador in Jerez:
 

Sherry
Wir beschlossen, die Zeit bis zur Öffnung der Kathedrale mit der Besichtigung des Firmengeländes von Gonzalez Byass zu überbrücken, des wohl bekanntesten Weinguts (oder Bodega, wie der Spanier sagt) in Jerez. Dort wird vor allem Sherry abgefüllt, der bekanntlich ausschließlich aus Jerez und seiner näheren Umgebung kommt. Die Namensgebung des Sherry ist übrigens recht interessant: Wein wurde in Jerez schon zur Römerzeit angebaut, als der Ort noch Xeres hieß. Die Mauren nannten ihn Sheriss, woraus schließlich Jerez wurde. Das "de la Frontera" (an der Grenze) fügte man im 14. Jahrhundert hinzu, als Jerez Grenzstadt des Königreichs Granada wurde. Im 18. Jahrhundert kam - angelehnt an die englische Aussprache von Jerez - der Begriff "Sherry" für den Wein aus dieser Region auf. Sherry trinkt der Spanier in aller Regel kalt und gerne als Aperitif.

Ihren etwas seltsamen Namen verdankt die Bodega Gonzalez Byass einem Joint Venture der spanischen Gründerfamilie Gonzalez mit dem englischen Investor Byass. Das bekannteste Produkt des Hauses ist der Tio Pepe (Onkel José/Josef), ein Sherry, der über ein eigenes Maskottchen verfügt, das überall in Andalusien zu sehen ist (kleines Bild links).

Die Besichtigung ist recht interessant. Wir verstanden es, eine deutsche Gruppe zu meiden und uns einer englisch-spanischen Führung anzuschließen, auf der die Geschichte des Sherry im Allgemeinen und des Tio Pepe  im Besonderen erzählt wurde. Natürlich putzte man sich für die Touristen hübsch heraus. Die auf der Führung gezeigten Weinkeller hatten bspw. nichts mehr mit den aktuellen Verhältnissen gemein; uns wurde eine romantisch-urige Atmosphäre präsentiert, obwohl heute Massenproduktion betrieben wird. Tio Pepe gibt es in über 130 Ländern zu kaufen - ein Rekord für ein spanisches Produkt. Besonders stolz ist man bei Gonzalez Byass auf die zahlreichen prominenten Besucher, die sich auf einem Fass verewigen müssen dürfen. Neben dem Königsehepaar gehörte bspw. auch der "Blonde Engel" dazu, von dessen künstlerischem Talent ich recht überrascht war (kleines Bild oben rechts).

 

Bodega Gonzalez Byass:
 

Rückreise und Fazit
Nach dem Aufenthalt in Jerez ging es über die Autobahn zurück nach Sevilla, wo nur noch die Rückgabe des Mietwagens und der problemlose Heimflug über Mallorca nach Düsseldorf anstanden. Fazit: Neben guter Erholung bei schönem Wetter und der Vermittlung eines ganz kleinen Eindrucks von einer sehr schönen Region Spaniens hat dieser Urlaub sehr dazu beigetragen, dass wir ein Abendessen um 19 Uhr und zweispurige innerstädtische Straßen wieder richtig zu schätzen wissen.