Im Urlaub stehen wir immer zeitig auf, um den Tag zu nutzen. Spätestens halb acht sind wir aus den Federn und eine Stunde später unterwegs. In Kingston ging es sogar noch eine Stunde früher los, denn heute stand die große Überfahrt mit der Fähre von Cape Jervis nach Kangaroo Island an. Eigentlich hätten wir uns den ganzen Tag Zeit lassen können, denn der Reiseveranstalter hatte für uns die Fähre um 18 Uhr vorgebucht, ohne darüber nachzudenken, dass man den Tag ungleich besser auf Kangaroo Island verbringen kann als in Cape Jervis, wo es außer der Fähre nichts zu sehen gibt. Durch einen kurzen Anruf am Vorabend bei Sealink ließ sich dieses Malheur glücklicherweise noch korrigieren, und so war nun auf der Fähre um 13.30 Uhr ein Platz für uns reserviert. Die Fahrt nach Jervis ging dann schneller als erwartet, obwohl es in Wellington keine Brücke über den örtlichen Fluss gab, sondern eine kleine gemütliche Fähre operierte (Bild links), die uns eine knappe halbe Stunde kostete. Als wir gegen 11.30 Uhr in Jervis eintrafen, lief gerade die 12-Uhr-Fähre in den Hafen ein. Ob man da noch ein Plätzchen für uns freimachen könnte? Nein, leider ausgebucht. Aber eine Wartereihe gebe es, meinte die freundliche Dame am Schalter, und vielleicht lasse ja ein gebuchter Passagier seine Reservierung verfallen. Einen Versuch war es wert, und siehe da, als letztes Fahrzeug kamen wir noch mit. Glück gehabt.

Die Freude über den Platz auf der Fähre (Bild rechts) währte allerdings nicht lange, denn die See war unglaublich stürmisch und die gut 45minütige Überfahrt dementsprechend schaukelig. Aber obschon ich früher selbst in der Badewanne seekrank wurde, habe ich es erstaunlich gut ausgehalten. Anscheinend kann man eine solche Schwäche überwinden. Schlechter dran war eine Familie, die auf dem Oberdeck neben uns saß. Mutter, Sohn und Tochter litten offensichtlich Höllenqualen, wobei die Tochter den Anfängerfehler beging, sich über der Reling oral gegen den Wind zu erleichtern, so dass ihr alles wieder ins Gesicht (und anderen Passagieren auf die Klamotten) wehte, sehr zur Freude aller Beteiligten. Nun, auch die schönste Überfahrt geht vorbei, und irgendwann war Penneshaw, der Hafen von Kangaroo Island erreicht. Von dort aus waren es dann noch einmal gute 60 km Fahrt bis nach Kingscote, der Inselhauptstadt, die für die nächsten drei Tage unsere Residenz werden sollte. Im Ozone Hotel hatten wir Glück, ein ruhiges Zimmer mit Seeblick zu bekommen, in dem man es sehr gut aushalten konnte.

Pelikane und Seelöwen
Nach der langen, beschwerlichen Anreise haben wir am ersten Tag nicht mehr viel unternommen, aber ein Highlight konnten wir uns einfach nicht entgehen lassen: Die große Pelikanfütterung am Strand von Kingscote. Die Pelikane wussten genau was kam, denn schon eine halbe Stunde vorher kamen sie nach und nach angeflogen. Dann, um 17 Uhr, kam der "Pelican-Man" (Bild) mit zwei Eimern toter Fische, stapfte ins Wasser und fütterte die Tiere, die sich zu einigen gekonnten Wasserlandungen und nicht minder interessanten Zweikämpfen um die Fische hinreißen ließen.

Die Pelikane waren natürlich nur ein kleiner Vorgeschmack auf die reiche Tierwelt, für die Kangaroo Island berühmt ist. Unter anderem ist die Insel Brutstätte und Ruheplatz vieler Australischer Seelöwen. Um selbige zu sehen, fuhren wir am nächsten Morgen nach Seal Bay. Dort kann man mit einer Führung bis an den Strand herunter gehen, auf dem sich die Seelöwen faul in der Sonne wälzen. Drei Tage verbringen sie mit Fressen im Wasser, dann drei Tage zum Ausruhen an Land und so fort. 365 Tage im Jahr, ihr ganzes Leben lang. Direkter Kontakt zu den Tieren war strengstens verboten, denn Seal Bay ist kein Zoo. Es handelt sich um wilde, frei lebende Tiere in ihrer natürlichen Umgebung. Seelöwen heißen sie übrigens, weil die Männchen mit 9 Jahren einen weißen Fleck auf dem Kopf bekommen, der immer größer wird und an eine Löwenmähne erinnert. Die Männchen sind deutlich größer als die Weibchen und waren in ständige Kämpfe untereinander verwickelt. Kein Wunder, es war Paarungszeit. 

Flinders Chase NP
Von Seal Bay aus ging es weiter in den Flinders Chase Nationalpark, der praktisch den ganzen Westteil der Insel umfasst. Am Visitor Center muss man eine Vignette für das Auto kaufen, um im Park herumfahren zu dürfen. Dort sollte es laut Reiseführer auch Kängurus in Hülle und Fülle geben, aber wir haben kein einziges gesehen. Gesehen haben wir dafür die Remarkable Rocks, riesige Steine, die auf einem Felsplateau an der Küste liegen (Bild). Salz aus dem Meerwasser hat sich in kleine Ritzen der Steine gesetzt, sich ausgedehnt und so im Laufe der Jahre immer weitere Stücke aus den Felsbrocken herausgebrochen, bis sie ihre heutige Form erhielten. Aus der Ferne sehen sie nicht besonders spektakulär aus, aber aus der Nähe betrachtet waren sie einfach super. Aus jedem Blickwinkel sehen sie wieder anders aus. Man kann sich auf dem Felsplateau völlig frei bewegen, ja sogar auf den Steinen herumklettern. Keine Absperrung und keine Aufsicht hindert einen daran. Das Erlebnis wurde uns zusätzlich dadurch versüßt, dass wir unglaublich schönes Wetter hatten, bei dem es einfach Spaß machte, die Felsen zu betrachten, zwischen ihnen herumzulaufen und sie aus verschiedenen Perspektiven zu fotografieren. Ich würde dieses Erlebnis in die Top 3 des ganzen Urlaubs einordnen.

Von den Remarkable Rocks aus ist es nur noch ein Katzensprung zum Cape du Couedic, wo der Admiral's Arch zu bestaunen ist, ein höhlenartig geformter Felsbogen, um den herum sich Neuseeländische Pelzrobben tummeln. Dort war es sehr windig, so dass man trotz geschätzter 30 Grad eine Gänsehaut bekam. Etwas höher gelegen gibt es noch einen alten Leuchtturm von 1909 (Bild).

Koala in Sicht
Kurz vor Sonnenuntergang nahmen wir dann noch einen Geheimtipp aus einem Reiseführer auf: An der Duck Lagoon, ca. 15 km von unserem Hotel entfernt, sollte man gegen Abend mit etwas Glück Koalabären in ihrer natürlichen Umgebung beobachten können. Kangaroo Island verfügt neben den Kängurus nämlich auch über die dichteste Koala-Population der Welt. Angeblich gibt es so viele Bären, dass der Eukalyptus schon knapp wird, von dem sie sich ja bekanntlich ausschließlich ernähren. Die Duck Lagoon kommt ihnen da natürlich genau Recht, denn dabei handelt es sich um eine ehemalige Eukalyptusfarm, die in den 50er Jahren zugunsten der Schafzucht aufgegeben wurde. Die Eukalyptusbäume stehen aber noch - ein Eldorado für Koalas! Nur leider war kein einziger zu sehen. Wir schlichen uns - den Blick immer in die Baumwipfel gerichtet - immer tiefer in das Gelände hinein, ohne auch nur einen einzigen Bären zu sehen. Erst auf dem Rückweg, am letzten Baum vor dem Auto, sahen wir plötzlich doch einen Koala friedlich auf einer Astgabel hocken und Eukalyptus mampfen. Es war einfach ein unbeschreibliches Gefühl, den kleinen Kerl beobachten zu können, mit einem Zoobesuch überhaupt nicht zu vergleichen! Der Koala bemerkte uns übrigens auch, blickte kurz zu uns herab, überlegte und begann dann wieder zu mümmeln als wollte er sagen: "Ihr seid ungefährlich, ihr kommt hier sowieso nicht 'rauf". Stimmt, und wir mögen auch keine Eukalyptusblätter!

Gegen Abend wurde dann noch ein Rätsel gelöst, das - wie sich später herausstellte - uns unabhängig voneinander den ganzen Tag beschäftigt hatte, ohne dass wir darüber gesprochen hatten: Am Hafen war angeschlagen, dass um 20.30 und um 21.30 Uhr ein großer Pinguinmarsch anstehe, dem man gegen Gebühr beiwohnen könne. Wir konnten uns nicht recht erklären, wie die Marsch zweimal stattfinden konnte. Wenn die Pinguine um 20.30 Uhr an ihrem Schlafplatz angekommen sind, gehen sie doch nicht wieder zurück und eine Stunde später nochmals hin, oder? Nein, tun sie nicht. Wie sich herausstellte, gehen die Pinguine überhaupt nicht, sondern die Touristen gehen, und zwar an den Schlafplätzen der Pinguine vorbei. Während wir an einem Hang entlang liefen, leuchtete der Führer mit einer Infrarotlampe in einige dunkle Erdlöcher hinein, in denen in ca. einem Meter Entfernung ein weißer Propfen steckte. Das sei ein Pinguinhintern, meinte er. Wirklich gaaaanz toll. Die dafür verlangten $ 13 pro Nase  waren wirklich eine Frechheit.

Vivonne Beach
Die Universität von Sydney hat in einer landesweiten Erhebung alle Strände Australiens begutachtet. Und wer ging als Sieger daraus hervor? Vivonne Beach auf Kangaroo Island. Ein Urteil, das wir nur bestätigen können. Wir sind noch nie in der Karibik gewesen, aber viel schöner können die Strände dort auch nicht sein. Sanibel Island war vielleicht noch einen Tick schöner, aber auf Platz 2 meiner All-Time-Liste von Stränden kommt Vivonne Beach. Es handelt sich um eine Bucht, die von Klippen umgeben aber trotzdem lang genug ist, um einen Strandspaziergang machen zu können, ohne jemals an das Ende der Bucht zu stoßen. Vor allem aber ist man dort praktisch allein; nur zwei, drei Surfer nutzen die hohen Wellen. Eine echte Oase.

Bilder:
 




Seelöwen an der Seal Bay. Man beachte die weiße "Mähne" des Männchens  rechts.



Drei Imperssionen von den "Remarkable Rocks".


 
 





Admiral's Arch.



Der Koala von Duck Lagoon.



Vivonne Beach.