Für die Abreise von Kangaroo Island hatten wir uns genau den richtigen Tag ausgesucht, denn zum einen zogen Wolken auf, denen wir auf diese Weise entkamen, und zum anderen war die See ganz still, was für eine deutlich geruhsamere Überfahrt ans Festland sorgte. Dort angekommen waren es nur noch gut 80 km den Princess Highway hinauf bis nach Adelaide, der letzten Station unserer Reise. Dass wir dafür knapp 2 Stunden benötigten, lag an der Straßenführung und am Verkehr im Großraum Adelaide. "Highway" ist nämlich nicht mit "Autobahn" zu verwechseln, sondern bedeutet einfach "Straße mit 2 Fahrspuren für jede Richtung". Über das Fortkommen ist damit noch nichts gesagt. Der Princess Highway wird in und um Adelaide beispielsweise alle paar Meter von einer Ampel unterbrochen, und die gibt es auf unseren Autobahnen ja nun nicht. Noch nicht. Der Princess Highway führt ferner mit maximal Tempo 60 quer durch die Stadt. Und selbstverständlich können die Anwohner ihre Autos aus der Garage direkt rückwärts auf den Highway setzen. Also, Eile mit Weile!

Adelaide
Das Motto des Staates South Australia lautet "The Festival State". Wie passend, dass die Hauptstadt Adelaide sich "Festival City" nennt. Klar, dass sie dann auch ein "Festival Center" benötigt, wo richtig gefeiert werden kann. Ich kann nicht beurteilen, was dort das Jahr über so abgeht, vermute aber doch, dass Adelaide seinen Namen zu Recht trägt, denn es hingen z.B. überall Plakate aus, die zum "Schützenfest" einluden (Bild). Im Januar! Richtig nach deutscher Tradition, mit bayerischer Alm im Hintergrund, einem feschen Madl mit drei Bierkrügen in der Hand und einem Brathändl auf dem Kopf und einem jungen Burschen in Lederhosen mit Bratwurst im Mund und Kraut auf dem Teller. Wie wir Deutschen eben so sind. Schön, dass man im Ausland ein realistisches Bild von uns hat.

Für die Dachkonstruktion des Festival Centers hat offensichtlich das Opernhaus in Sydney Modell gestanden. Sie sieht auf jeden Fall reichlich schlecht abgekupfert aus. Immerhin steht auf dem Vorhof des Festival Centers eine interessante Anordnung modern wirkender Skulpturen, die vor dem in unmittelbarer Nähe gelegenen Parlamentsgebäude der Regierung von South Australia ein reizvolles Motiv abgeben. Dass Parlamentsgebäude und Festival Center nur 100 m voneinander entfernt sind, ist kein Zufall, sondern hat Methode. Adelaide wird auch "20 Minute City" genannt, weil angeblich alle Attraktionen zu Fuß in 20 Minuten abgeklappert werden können. Das mag etwas übertrieben sein, aber es kumuliert sich tatsächlich Vieles am Südufer des Torrens River, und ein Auto benötigt man in der City auf keinen Fall. Ein Fahrrad wäre das Optimale gewesen.

In Adelaide war es heiß, sehr heiß. Nicht über 40 Grad wie auf der Hanericka Farm, aber doch jenseits der 35. Und wohin geht man bei Hitze? An's Wasser natürlich. Wie gesagt, alle Attraktionen sind nur einen Katzensprung voneinander entfernt, und so mussten wir vom Festival Center aus nur eine Brücke überqueren und ein paar Stufen hinab laufen, um ans Ufer des Torrens River zu gelangen. Dort wurden Tretboote vermietet, $ 10 für die halbe Stunde. Hurra, nichts wie 'rauf auf's Wasser. Nur leider ließen sich die Tretboote kaum bewegen, weil die Gestänge der Tretvorrichtung völlig ausgeleiert und rostig waren. Es artete also in echte Anstrengung aus, das Ding gegen die Strömung zu bewegen, und Anstrengung braucht man bei gut 35 Grad nun am wenigsten. Immerhin gab es am Fluss aber einen kleinen Laden mit Erfrischungen, und heil an Land gönnten wir uns beide einen kräftigen Schluck aus unseren jeweiligen Urlaubsgetränken: Zitronenfanta für mich und Sparkling Water für Susanne. Dazu für jeden ein Solero Exotic, dessen englischen Namen ich vergessen habe. Zitronenfanta hieß dort übrigens "Lift", was bei uns ein Apfelgetränk war (oder ist?), glaube ich.

Über den Torrens River (Bild) führt die 100 Jahre alte Adelaide Bridge zum Adelaide Oval, einem vor 140 Jahren erbauten Stadion, in dem die West End Redbacks ihre Heimspiele austragen. Es gilt als ältestes Sportstadion Australiens, ist aber nach dem äußeren Anschein komplett modernisiert. Leider war es geschlossen. Von dort aus waren es wiederum nur wenige Minuten bis zur sehr interessanten, vor allem aber angenehm kühlen St. Peter's Cathedral, die wir kurz vor Toresschluss noch besichtigen konnten.

Zum Abendessen hatten wir uns noch etwas besonderes vorgenommen: Unser Lieblingsrestaurant in den USA ist im Laufe mehrerer Urlaube das "Outback Steakhouse" geworden. Wir wussten nicht genau, ob es sich dabei um eine amerikanische oder eine australische Kette handelt, aber in Sydney waren wir an einem Outback Steakhouse vorbeigefahren, und so gingen wir davon aus, dass es in Adelaide - immerhin auch eine Millionenstadt - auch eines geben müsse. Aber im Telefonbuch war keines zu finden, und ein kurzer Blick ins Internet offenbarte dann, dass es in ganz Australien genau zwei Outback Steakhouses gibt - das eine in Sydney und noch eines irgendwo in der Pampa. Unglaublich eigentlich, dass wir in einem Land, das ungefähr so groß ist wie Europa, genau an einem von zweien vorbeigekommen sind. Aber in Adelaide war nichts zu machen. Statt dessen ging es ins "North" im Sky City Casino, das auch wunderbares Essen und hervorragende Weine anzubieten hat. Beides zu relativ zivilen Preisen übrigens, auch wenn das Essen in Australien generell viel teurer ist als hier. Zu zweit haben wir für ein schönes, aber nicht verschwenderisches Abendessen so um die $ 100 hinblättern müssen, das sind ca. 65 Euro. Auch wenn man im Supermarkt Lebensmittel einkauft, sind sie 20 bis 30 % teurer als bei uns. Übrigens kostete Dieselkraftstoff in Australien etwa 10% mehr als Benzin, also genau umgekehrt wie bei uns.

Am nächsten Tag hatten wir uns mehrere Museen und Ausstellungen vorgenommen. Zuerst gingen wir zur Jam-Factory, einer Mischung aus Museum und Geschäft, denn die dort ausgestellte moderne Kunst (Bild) kann man samt und sonders kaufen. Weitaus mehr zu sehen gab es im South Australia Museum, welches in die Universität von Adelaide integriert ist. Gerade lief eine Ausstellung mit Schätzen des alten Ägyptens, aber da hatten wir schon bessere gesehen (einmal, zweimal, dreimal). Nein, ich möchte der Ausstellung nicht Unrecht tun, aber für uns war vor allem der Nordflügel mit den Exponaten aus dem Leben der Aborigines von Interesse. Angefangen von Alltagsgegenständen wie Kleidung, Jagdwaffen, Kanus, Zelten usw. gab es hier bis hin zu Schmuck und Kunstgegenständen alles zu bestaunen, was die Kultur der Ureinwohner Australiens hervorgebracht hat. Am besten gefallen hat mir der Raum mit den kultisch-religiösen Symbolen, Masken und Schriften. Alles im Halbdunkel gehalten, so dass sich eine unheimliche Stimmung einstellte. Sehr gut gemacht.

Wieder an der frischen Luft machten wir eine Spatziergang durch den botanischen Garten, der genau zum National Wine Center of Australia führte, wo wir uns auf einem sehr informativen Rundgang über die Herstellung von Wein informierten. Eine gute Vorbereitung, denn am nächsten Tag sollte es ins Barossa Valley gehen, dem Weinanbaugebiet Australiens. Letzte Station des heutigen Tages war dann noch das Tandanya National Aboriginal Cultural Institute, das sich ganz der Kunst der Aborigines gewidmet hat. Die dortigen Bilder erinnern ein wenig an den als Pointilismus bekannten Stil, wenngleich sie nicht gegenständlich, sondern überwiegend abstrakt gehalten waren. Die ganze Einrichtung wirkte (bis auf den vielversprechenden Eingangsbereich) recht spartanisch. Eintritt mussten wir aber nicht zahlen, wie überhaupt nirgendwo in Adelaide.

Barossa Valley
Den letzten Tag in Adelaide - und damit gleichzeitig den letzten echten Urlaubstag - verbrachten wir im bereits erwähnten Barossa Valley, wo sich eine Weinkellerei an die nächste reiht. Wir nahmen eine von ihnen, die Seppeltsfield Winery, näher in Augenschein. Selbige lag sehr schön an einer von Palmen gesäumten Straße (Bild). Leider war noch keine Weinernte; diese findet erst zwischen Februar und April statt. Auf der Fahrt durch die Weinberge hätte man sich noch einmal sehnlich ein Cabrio gewünscht. Übrigens ist das ganze Tal ein einziger Fuchsbau. Die Wegweiser haben - wenn überhaupt vorhanden - die Größe unserer Straßenschilder und sind vorzugsweise in Gebüschen oder hinter Häuserwänden angebracht. Der Wegweiser zum bekanntesten Aussichtspunkt des Tals, zum Mengler's Hill Lookout, stand beispielsweise nicht an der Kreuzung, wo man hätte abbiegen müssen, sondern erst 300 m weiter in der Straße, in die man hätte abbiegen müssen. Wäre nicht ein freundlicher Herr von der Tankstelle ortskundig und hilfsbereit gewesen, hätten wir den Weg nie gefunden. 

Zurück in Adelaide ging es dann direkt zum Flughafen, wo wir den Mietwagen zurückgaben. Spätestens dort wurde uns klar, dass die Reise nun bald ein Ende haben würde. Nach einem weiteren leckeren Abendessen im "North" und einem letzten Morgenspaziergang am Fluss hieß es dann endgültig Abschied nehmen von down under. Um 12.40 Uhr ging der Flieger von Adelaide nach Sydney, und kaum 32 Stunden später standen wir wieder in Münster vor unserer Haustür - arm an Schlaf aber reich an Erinnerungen.

Bilder:
 




Das Festival Center in Adelaide.



Parliament House mit dem Kunstbau im Vordergrund.



St. Peter's Cathedral.



Die Universität von Sydney mit dem Denkmal eines ihrer Gründerväter.



Kunst der Aborigines im South Australia Museum.



Seppeltsfield Winery im Barossa Valley.



Impression aus dem Barossa Valley.

 

Das Barossa Valley vom Mengler's Hill Lookout aus.