Planung und
Anreise
Beruflich bedingt ließ es sich in diesem Sommer nicht vermeiden,
dass ich a) Urlaub zur Ferienzeit nehmen musste und b) meine Frau
keinen Urlaub nehmen konnte. In dieser Situation bot es sich an, noch
einmal allein auf Tour zu gehen, wie ich es schon zweimal getan
hatte. Auf das Reiseziel Südengland bin ich eigentlich nur aus
Verlegenheit gekommen, denn meine beiden Solotouren durch Schottland
(2005,
2008) haben mir so gut gefallen, dass es wieder die
britische Insel werden sollte, aber nicht wieder Schottland, das ich
ja nun schon kannte. Den Großraum London wollte ich meiden - da
blieb ja nur noch der Süden! Burgen, Schlösser, Steinkreise und
einige schöne Seebäder versprach der Reiseführer, und - soviel sei
vorweggenommen - dieses Versprechen hat er gehalten.
Leider erlaubte es die Zeit nicht, bis ganz in den Südwesten
vorzustoßen, Cornwall und Wales werden also noch warten müssen. Eine genaue Karte der Tour gibt es
hier. Ich habe sie in neun Tagen bewältigt, man kann sich aber
sicher auch ein paar Tage länger Zeit lassen.
Logisches Flugziel bei einem solchen Vorhaben ist London Gatwick, da
alle anderen Flughäfen Londons strategisch so ungünstig liegen, dass
man mit dem Auto durch London fahren müsste - kein Vergnügen an
sich, und im Linksverkehr schon dreimal nicht. Auf den ersten Blick
auch kein Problem, fliegt EasyJet doch günstig von Köln/Bonn nach
Gatwick.
Auf den zweiten Blick aber hat diese Entscheidung richtig Geld
gekostet, denn ein Cabrio zu mieten ist in Gatwick unfassbar teuer,
weit über 1.000 Euro für neun Tage! Zum Vergleich: In Heathrow wäre
dasselbe Modell für unter 500 Euro zu haben gewesen. Einen Moment habe ich
daher überlegt, von Gatwick mit der Taxe nach Heathrow zu fahren, um
dort das Cabrio aufzunehmen, aber dann hätte ich zurück eben doch
durch den Stadtverkehr der Hauptstadt gemusst, und irgendwie war mir
das dann auch zuviel Umstand. Also habe ich in den ganz sauren Apfel
gebissen. Immerhin, der Mini Cooper war klasse:
Natürlich war der Linksverkehr zu Beginn wieder etwas
gewöhnungsbedürftig, vor allem weil ich ein Schaltauto hatte, das
man beim Rechtslenker logischerweise mit der linken Hand schaltet.
Anfängern sei hier dringend ein Automatikauto empfohlen, damit man
sich voll auf den Verkehr konzentrieren kann, denn nichts anderes
ist Linksverkehr für Kontinentaleuropäer: Reine Konzentrationssache.
Man muss im Grunde immer alles genau anders machen, als man es
instinktiv machen würde. Ganz wichtig: Beim Einbiegen in einen
Kreisverkehr immer nach rechts schauen! Denn man wird in Südengland
zahllose Male in einen Kreisverkehr einbiegen, und dort kommen einem
die Autos eben genau von der anderen Seite entgegen. Es gibt üble
Unfälle, wenn man daran nicht denkt.
Los geht's
Mein erstes Ziel nach der Mietwagenübernahme war Chartwell, der
Landsitz von Winston Churchill. Leider erlebte ich dort eine
dreifache Enttäuschung: Alles war völlig überlaufen, völlig
überteuert (Eintritt für die Bude 13 Pfund) und völlig unflexibel,
denn es gab nur geführte Touren, und auf den nächsten freien
Starttermin hätte ich zwei Stunden warten müssen. Das war mir die
Sache nicht wert.
Also gleich auf zum nächsten Ziel:
Hever Castle.
Sehenswert sind
dort vor allem die Gärten. Nicht ganz zufällig kosten sie 12 Pfund
Eintritt, die Burg selbst nur 3 Pfund (wobei man sie freilich nicht
ohne die Gärten buchen kann).
Die Gärten sind ein Spaß für die ganze
Familie, denn auf en endlosen Wiesen kann man picknicken und die
Kleinen sorgenlos laufen lassen. Entsprechend ist die
Geräuschkulisse, die mich sehr an Dänemark erinnert hat. Trotzdem
schmeckten meine ersten Fish'n'Chips für nur 9 Pfund besonders gut,
schon wegen des Ausblicks.
In der Burg gibt es übrigens nicht viel zu sehen, das Übliche halt:
Speisesaal, Schlafräume, Rittersaal usw. Alles war aber ganz nett
gemacht, und wer sich für historische Möbel aus dem
elisabethanischen Zeitalter interessiert, kommt dort voll auf seine
Kosten.
Nach Hever Castle wollte ich mir eigentlich noch Knole House
ansehen, aber das war auf der Landkarte beim besten Willen nicht zu
finden, und da ich in der Pampa auch keinen Internet empfangen
konnte, half auch Google Maps nichts. Also habe ich diesen
Programmpunkt ausfallen lassen und bin direkt zu meinem ersten Bed &
Breakfast gefahren, durch herrlich grüne Landschaften bei bestem
Wetter übrigens. Es erwartete mich ein wunderbares, ruhiges Kleinod
am Dorfand von Sandhurst, kaum zu finden, aber unsagbar idyllisch.
Freundliche Gastgeber zudem. Im
Field Green Oast würde ich jederzeit
wieder übernachten!
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