Cliffs of Moher
Von unserem Bed & Breakfast in Doolin (Bild) war es am
nächsten Morgen nur ein Katzensprung zu den Cliffs of
Moher,
mächtigen Felswänden von 200m Höhe, die senkrecht ins Meer
hinabfallen. Leider war die im Reiseführer ausgeschriebene
Wanderung nicht möglich, weil es sich bei dem Grundstück, auf dem
der einzige Trampelpfad entlang der Klippen liegt, offensichtlich
um ein abgesperrtes Privatgelände handelt. Überhaupt ist die
Gegend rund
um die Klippen gegenwärtig wenig ansehnlich, da eine einzige
Baustelle. Man errichtet ein
neues, riesiges Besucherzentrum und erschließt
den
Weg zu der
kleinen Burg
auf einer der Felsvorsprünge. Ihrer Wirkung tut dies
aber keinen Abbruch,
und noch hielt
sich auch der
Touristen-Ansturm
in Grenzen. Das nach
dem verregneten Vortag überraschend schöne Wetter tat sein
Übriges, dass die Klippen trotz ausgefallener Wanderung und
Baustelle im Hintergrund zu einem Erlebnis wurden.
Übrigens gaben wir uns in puncto Wanderung nicht so leicht
geschlagen und versuchten, das Privatgelände mit dem Pkw zu
umfahren. Während dieses letztlich erfolglosen Versuchs
durchquerten wir auf schmalen Wegen Wiesen und Felder, die durch
die für diese Gegend typischen Steinmauern durchzogen waren
(Bild rechts). Man hat einfach aus der Not eine Tugend gemacht und
die aus den Feldern aufgelesenen Steine zur Grenzmarkierung
benutzt.
The Burren revisited
Die durch die ausgefallene Wanderung gewonnene Zeit verbrachten
wir damit, noch einmal The Burren einen Besuch abzustatten.
Und siehe da, bei Sonnenschein wirkt die Gegend völlig anders als
bei Regen. Die zerklüftete Kalksteinküste sucht wirklich
ihresgleichen. Trotzdem die Landschaft äußerst karg ist, kann das
Auge sich nicht von ihr losreißen, weil sie hinter jeder Kurve
wieder
anders aussieht. Man kann am Wegesrand anhalten und auf den
Steinen herumlaufen. Ein besonders mutiger
leichtsinniger Engländer wagte sich sogar bis auf wenige Schritte
an den Abgrund heran, und das auf einem bereits von zahllosen
Rissen durchzogenen Felsvorsprung, dem ich keine 1o Minuten bis
zum Abbruch mehr gegeben hätte (Bild).
Ennis
Über den Küstenort Ballyvaughan fuhren wir Richtung Süden
nach Ennis, einer für
irische
Verhältnisse mittelgroßen, landeinwärts gelegenen Stadt, wo wir zu
Mittag aßen. Dort fielen uns vor allem die Schulkinder mit ihren
züchtigen Uniformen auf, die wir von unserem Fensterplatz
im Restaurant aus bestens beobachten konnten. Offensichtlich gibt
es in Ennis drei Schulen, eine mit roten, eine mit blauen und eine
mit grünen Uniformen. Die Mädchen trugen trotz maximal 10 Grad
Außentemperatur, gelegentlichen Schauern und heftigem Wind
allesamt dünne Blusen mit Pullunder, dazu kurze Röcke mit bis über
die Knie gezogenen Strümpfen, die Jungs hingegen überwiegend warme
Pullover und
lange Hosen. Offensichtlich war gerade große Pause, und man traf
sich - nach meinem Eindruck streng nach Geschlechtern getrennt -
in kleinen Gruppen zu drei, vier Leuten, um einen Imbiss zu
nehmen, in Hauseingängen oder Seitengassen heimlich eine Zigarette
zu rauchen oder mit dem Handy zu hantieren. Jaja, die gute alte
Zeit...
Ein letztes Abenteuer in Ennis war es dann noch, aus dem fahrenden
Auto heraus die örtliche Kirche zu fotografieren. Der zweite
Versuch ist ganz gut gelungen, meine ich (Bild oben links).
Limerick
Von Ennis aus ging es weiter nach Limerick, der
unvermeidlichen Durchgangsstation auf
dem
Weg zur Dingle-Halbinsel. Wer kann, sollte Limerick unbedingt
meiden. Der Ort hat wenig zu bieten, und seine Straßen sind - wie
in fast allen irischen Orten - total verstopft. Sehenswert ist
eigentlich nur King John's Castle, eine alte Burg aus dem
13. Jahrhundert (Bild rechts). Sie diente dem verhassten, brutalen
und unfähigen König Johann Ohneland, dessen Treiben aus der
Robin-Hood-Sage bestens bekannt ist, für zwei kurze Aufenthalte in
Irland als Quartier. Die Burg ist gut erhalten, gegen einen recht
teueren Eintritt (8,35 €) zu besichtigen und von außen nur unter
größten Mühen in ihrer Gesamtheit zu fotografieren. Es hat uns
jedenfalls eine Weile gekostet, bis wir den einen Platz gefunden
hatten, von dem aus sich ein vernünftiges Bild machen ließ.
Bekannt ist Limerick aber auch nicht für seine Architektur,
sondern selbstverständlich für die (wahrscheinlich) nach ihm
benannten "Limericks", jene fünfzeiligen Reime nach dem
Schema "a-a-b-b-a", die stets in einer Pointe enden. Einen
Limerick habe ich speziell für unsere Reise selbst geschrieben:
Two boys from
Germany, one day in May
To Ireland they came, to seize the day
But the rain kept pouring down
From coast to coast, from town to town
So very wet they went all the way |
Okay, der war nicht wirklich gut und vom Rhythmus her auch nicht
korrekt. Einen in jeder Hinsicht besseren Versuch des berühmten
Limerick-Verfassers Cosmo Monkhouse (1840-1901) möchte ich
daher nachschieben:
There once was
an old man of Lyme
Who married three wives at a time
When asked, "Why a third?"
He replied, "One is absurd
And bigamy, Sir, is a crime" |
Nachdem wir dem Stadtverkehr von Limerick endlich entronnen waren,
fuhren wir bis nach Dingle durch, dem Hauptort der
gleichnamigen Halbinsel. Unterwegs bekamen wir bereits einen
Vorgeschmack auf die wunderschöne Küstenlandschaft, die uns am
nächsten Tag erwarten
sollte. Kurz hinter Inch liegt ein wunderschöner Strand.
Etwas weiter graste eine Schafherde am Straßenrand, die
einen Lärm machte wie drei Kaffeekränzchen. Irland at its best.
Die Vorfreude auf die Rundfahrt entlang der Küste von Dingle und
die bevorstehenden Wanderungen dort war geweckt.
Bilder:
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