Kleine Planänderung
Für den letzten Tag unserer Reise hatten wir uns - so glaubten wir wenigstens - noch Karten für ein weiteres Baseballspiel reserviert. Die Reservierung lag allerdings schon einige Wochen zurück, und hätten wir nur einen Blick auf die Karten geworfen, wäre uns sicher aufgefallen, dass besagtes Spiel nicht am letzten, sonder
n am vorletzten Reisetag stattfand, also während wir in aller Ruhe am Bowman's Beach auf Sanibel Island spazieren gingen! Selten so dumm gewesen, aber nicht mehr zu ändern. Die Frage war nun, was wir mit dem letzten Tag stattdessen anfangen sollten. Ein kurzer Blick in die Florida-Karte ergab, dass sich ein Ausflug nach Norden lohnen könnte. Ganz bis St. Petersburg würden wir es zeitlich sicher nicht schaffen, aber bis Sarasota sollten wir kommen.

Ringling-Museen
Was will man in Sarasota? Nun, ganz einfach: Die Ringling-Museen besuchen. John Ringling war der Zirkuspionier der U.S.A. 1870, im Alter von vier Jahren, führte er mit seinen Brüdern eine Show auf und nahm 8.67 $ ein - der Beginn einer einmaligen Karriere. Die "Ringling Brothers" zogen durch den Mittleren Westen, kauften 1908 den größten Konkurrenten (Barnum) auf und erweiterten ihre Geschäfte im Laufe der Zeit auf Ölquellen, Farmen und Immobilien. John Ringling stieg, nachdem seine Brüder recht früh verstarben, zum alleinigen Inhaber dieses Imperiums auf. Zwar verlor er in der Weltwirtschaftskrise nach 1929 auch viel Geld (man sagt: mehr als jeder andere Mensch auf der Welt), aber es blieb noch mehr als genug übrig. Den unermesslichen Reichtum der Ringlings spiegelt das Anwesen in Sarasota wieder, das seit dem Tode John Ringlings 1936 ein Museum ist. Genauer gesagt gibt es mehrere Museen, eines für Kunst und ein Zirkusmuseum.

Die eigentliche Sehenswürdigkeit sind aber nicht die Museen, so interessant sie auch sein mögen. Nein, es ist das Anwesen selbst. Schöner hätte man es nicht machen können. Das im mediterranen Stil erbaute Herrenhaus "Ca d' Zan" (venezianisch-kurz für "The house of John") beispielsweise liegt direkt am Meer. Innen ist es prunkvoll eingerichtet, die 30 Zimmer sind zum großen Teil noch im Originalzustand aus den 20er und 30er Jahren, und auch die Außenanlagen sind mit wertvollen Kunstgegenständen nur so gespickt. Gerade wenn man einen Blick für's Detail hat, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir hatten uns wirklich nicht viel von einem Besuch versprochen, es war - wie gesagt - nur ein Notfallplan, aber am Ende war das Ringling-Anwesen eines der Highlights unserer Reise. Unbedingt empfehlenswert!

 

Ringling-Anwesen bei Sarasota:
 

 

Ca d' Zan (1) Kunstmuseum Ca d' Zan (2)

Myakka River State Park
Auf dem Heimweg nach Ft. Myers blieb noch Zeit für einen Abstecher in den Myakka River State Park. Der Park ist ein großes Erholungsgebiet, vor allem für Camping- und Wanderfreunde. Ich würde ihn als eine Mischung aus Yellowstone N.P. und den Everglades bezeichnen, denn neben riesigen Bäumen gibt es auch viele Sümpfe und Tümpel mit zahllosen seltenen Vogelarten sowie einigen Alligatoren. Auf dem zentralen "Upper Myakka Lake" kann man Kanufahren, wobei das Vergnügen leider von lauten Propellerbooten getrübt wird, mit denen man weniger paddelfreudige Touristen über den See schippert. Auch hätte man uns vielleicht vor Antritt der Fahrt sagen können, dass auf dem See starker Wind herrschte, der sich mit der Strömung zu einem nicht zu unterschätzenden Problem verband, wenn man erst einmal abgetrieben war. Wir mussten schon einiges an Kraft aufbringen, um es einigermaßen sicher zurück zum Bootsanleger zu schaffen.

Nach dieser sportlichen Einlage wanderten wir noch ein kurzes Stück zum Canopy Walkway & Tower. Dabei handelt es sich um zwei in den Wald gesetzte Holztürme, die als Aussichtsplateau dienen und die mit einer Hängebrücke verbunden sind. Vor Ort war man mächtig stolz auf diese Errungenschaft, doch wir hatten schon ganz andere Hängebrücken gesehen...

 

Einfahrt zum Myakka River State Park
 

Rückreise
Nach dieser letzten Unternehmung stand schon die Rückreise auf dem Programm. Noch am Abend desselben Tages gaben wir unseren Mietwagen bei Thrifty zurück (wobei man doch glatt versuchte, uns 100 $ Benzinkosten in Rechnung zu stellen, obwohl wir eine Tankfüllung inklusive gebucht hatten). Der Heimflug verlief dann ohne Schwierigkeiten, wenn man davon absieht, dass wir uns in Düsseldorf mit 2 Grad über null und Sprühregen anfreunden mussten, während wir den Flieger in Ft. Myers bei 28 Grad und Sonnenschein bestiegen hatten. An Tagen wie diesem fragt man sich, warum man überhaupt wieder nach Hause kommt.