Everglades City
Dass die Rückfahrt von Key West zwangsläufig erneut über den Highway 1 und die Seven Mile Bridge führte, war bestimmt kein Opfer, zumal das Wetter deutlich besser war als auf der Hinfahrt. Allerdings mussten wir auch noch auf dem Highway 41 quer durch die Everglades, um nach Everglades City zu kommen, und jener Highway 41 zieht sich gewaltig. Es handelt sich um eine einspurige, mit zahllosen Baustellen garnierte Strecke, die auch für das Auge nichts zu bieten hat. Deshalb waren wir doch froh, als wir am frühen Nachmittag Everglades City erreichten. Obwohl der Name eine Metropole suggeriert, handelt es sich in Wirklichkeit um ein Kaff mit ganzen 600 Einwohnern. Eines muss der Neid ihnen allerdings lassen - es dürfte wohl kaum einen Ort vergleichbarer Größe mit einem schöneren Rathaus geben.
 

Rathaus von Everglades City:
 

Unser Hotel war an sich auch mehr als akzeptabel. Nur vor der Empfangsdame sei gewarnt, denn um ein Haar hätte sie doch glatt das Skandalpersonal im "Menzies" in Sydney von Platz 1 der ewigen Liste des unfreundlichsten Personals der Welt verdrängt. Nur ein Beispiel: Als ich nach dem Checkout meine Kreditkarte nicht finden konnte und glaubte, sie im Hotelzimmer liegen gelassen zu haben, wollte sie mir den Zimmerschlüssel nicht wieder aushändigen! Erst als ich mit der Polizei drohte, durfte ich doch noch nachsehen. Nochmals herzlichen Dank für diesen "Service", Captain's Table! Übrigens fiel uns dort auf, dass unsere Veranda komplett mit Moskitonetzen umzäunt war. Anscheinend waren wir genau zur richtigen Zeit dort, denn obwohl ich Moskitos sonst anziehe wie ein Magnet, habe ich während der ganzen Zeit in den Everglades kein einziges Insekt gesehen.

Motorbootfahrt in den Everglades
Am Nachmittag blieb noch etwas Zeit für eine Motorbootfahrt in die Weiten der Everglades. Eines vorweg: Die Bootsvermieter dort unten sind mutige Menschen, das muss ich schon sagen, denn nach einer kurzen Einweisung lassen sie einen lostuckern, ohne Pfand und nur mit einer unleserlichen Karte ausgestattet. Nett wäre z.B. der Hinweis gewesen, dass sich Sandbänke auf dem See befinden, der sich unmittelbar an die Hafenausfahrt anschließt. Ohne diese nützliche Information setzten wir prompt in voller Fahrt auf eine solche auf, und ich hatte anschließend doch erhebliche Mühe, den Kahn wieder flott zu kriegen. Zum einen steckte der Propeller des Außenborders tief im Schlick, zum anderen war die Sandbank übersäht mit Muscheln und Steinen, die mir die Füße aufschnitten. Außerdem zog sich meine tapfere Matrosin bei dem abrupten Stopp einen blauen Flecken zu. Eine schwere Verletzung, gerade auch im Verhältnis zu meinen zerschnittenen Füßen, für die ich die Verantwortung zu übernehmen und noch Wochen später Kritik zu ertragen hatte!

Nach diesem Intermezzo entwickelte sich aber noch eine schöne, entspannende Fahrt. So ein Motorboot hat eben den Vorteil, dass man damit wesentlich größere Entfernungen zurücklegen kann als etwa mit einem Kanu. Dadurch sieht man einfach mehr. Unmittelbar vor uns tauchten z.B. drei Delfine auf, die sich immer zehn Meter vor uns hielten. Einer tat uns sogar den Gefallen und sprang in voller Pracht aus dem Wasser. Ein toller Anblick, den fotografisch festzuhalten trotz vieler Versuche leider unmöglich war. Die zwei Flossen im Wasser auf dem Bild links waren das Höchste der Gefühle. Natürlich kann man sich Delfine auch im Zoo ansehen, aber wir stellen immer wieder fest, dass man einen Zoobesuch mit dem Erlebnis, wilde Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten überhaupt nicht vergleichen kann.

 

Motorbootsfahrt in den Everglades:
 

Naples
Fährt man von Everglades City weiter nach Fort Myers, kommt man unweigerlich durch Naples. Naples ist das Rottach Egern Floridas, ein ausgesprochen mondäner kleiner Ort (22.000 Einwohner), in dem offensichtlich nur die Reichen residieren. Egal, in welche Seitenstraße man vom Highway 41 aus einbiegt: Villen, wohin man blickt. Die Vorgärten sehen aus, als würde jeder Grashalm stündlich einzeln aufgerichtet. Und minütlich fährt eine Polizeistreife vorbei - auch ein sicheres Zeichen, dass es hier etwas zu holen gibt.

Villen an der 5th Ave in Naples:
 

 

Villa 1 Villa 2 Villa 3

Edison & Ford Winter Estates
So viel Reichtum kann kein Ottonormalverbraucher länger als eine Stunde aushalten, und so machten wir uns recht bald auf die Socken, um nach Fort Myers weiterzufahren, der letzten Station unserer Reise. Unsere erste Anlaufstelle dort waren die "Edison & Ford Winter Estates", wo der berühmte Erfinder Thomas Alva Edison (Glühbirne, Diktiergerät, Grammophon, Elektrischer Stuhl) und der Auto-Magnat Henry Ford ihre Winter verbrachten. In jeweils eigenen Villen natürlich, für die das riesige Parkgelände mehr als ausreichend Platz bot. Heute ist die sehr gepflegte Anlage ein Museum, vor dessen Eingang man Edison ein Denkmal gesetzt hat, vor einem riesigen, wunderbaren Baum übrigens (Bild).

Red Sox Baseball
In unmittelbarer Nähe zu den "Edison & Ford Winter Estates" liegt der "City of the Palms Park", wo die Boston Red Sox am frühen Nachmittag dieses 13.03. ein Baseballspiel gegen die Tampa Bay Rays austrugen, für das wir uns über das Internet Karten besorgt hatten. Die Red Sox sind nicht irgend eine Mannschaft, nein, sie gewannen letztes Jahr die Endspiele des Major League Baseball (MLB), die sog. "World Series", und dürfen sich daher Weltmeister nennen.

 

Warum spielt ein Team aus Boston in Florida? Nun, ganz einfach: Alle Teams sind im März noch in der Saisonvorbereitung, und dieses "Spring Training" findet immer in der Sonne statt, für manche in Arizona, für manche in Florida. Wir sahen also ein letztlich bedeutungsloses Vorbereitungsspiel, das in einem für MLB-Verhältnisse winzigen Stadion mit 7.290 Plätzen stattfand. Baseballspiele sind für uns zwar nichts Neues, auch in Florida nicht, aber in einem so kleinen Stadion bei so entspannter Barbecue-Atmosphäre waren wir noch nie. Nicht, dass es in einem "regulären" MLB-Spiel angespannt zuginge wie etwa bei unseren Fußballspielen, nein, aber hier war man noch viel dichter am Geschehen 'dran, und es gab sogar eine eigene Rasenfläche im Stadion zum Hinlegen und Faulenzen. Natürlich konnte man sich auch einen Hotdog schmecken lassen oder auf Autogrammjagd gehen. Das Spiel endete nach 10 Innings übrigens 3:3 unentschieden - auch das gibt's im Baseball nur in einem Trainingsspiel.

City of the Palms Park:
 


 
Jacoby Ellsbury am Schlag:
 

Sanibel & Captiva Island
Nach dem Spiel ging es direkt zum Hotel, dem wunderschön gelegenen, sehr gepflegten (und daher nicht gerade billigen) Sanibel Harbour Resort & Spa. Von unserem Zimmer, das uns nach einigen Schwierigkeiten am Check-In dann doch wie gebucht zugewiesen wurde (das Hotel war überbucht), konnten wir bereits die Brücke bewundern, die das Festland von Fort Myers mit der vorgelegenen Insel Sanibel Island verbindet. Diese leuchtete wunderschön im Abendrot.

 

Brücke nach Sanibel Island vom Hotelzimmer aus:
 

Unmittelbar hinter Sanibel Island liegt Captiva Island. Beide Inseln sind über eine kleine, vielleicht zehn Meter lange Brücke miteinander verbunden, wobei man gar nicht merkt, dass man sie überfahren hat, wenn man nicht genau aufpasst. 2003 waren wir schon einmal dort, und man kann nur sagen, dass die Inseln nichts von ihrer Schönheit verloren haben, obwohl zwischenzeitlich ein Hurrikan durchgezogen ist, der laut Reiseführer erhebliche Schäden angerichtet haben soll. Das Besondere an den Inseln sind natürlich die Strände, die noch immer sehr sauber und sehr ruhig sind, jedenfalls um diese Zeit. Berühmt sind sie für ihre Vielfalt an Muscheln. Etwas besser als 2003 war der Verkehr, wenngleich man sich angesichts der einspurigen, alternativlosen Straße noch immer in Geduld üben muss. Trotzdem sind wir natürlich einmal bis an das Ende von Captiva Island und zurück gefahren - Ehrensache!

Auf Captiva Island:
 

Gegen Nachmittag zogen leider ein paar Schauer durch, sodass wir uns auf den Rückmarsch ins Hotel machten. Dort konnte man es auch bestens aushalten, zumal der Himmel gegen Abend wieder aufklarte. [...weiter]