Auf zur Müritz
Der dritte Tag sollte ganz im Zeichen der Müritz stehen, des
größten Sees der Mecklenburger Seenplatte, der nach dem Bodensee
sogar der zweitgrößte Deutschlands ist. Kaum hatten wir uns zu
seinen Ufern aufgemacht, hielt der noch junge Tag allerdings eine
Schrecksekunde für uns bereit: Eine Leuchtanzeige unseres Autos
meldete bereits nach kurzer Fahrt "Kühlwasser niedrig". Zum Glück
ließ sich dieses Problem (vorerst, wie sich später herausstellen
sollte) mittels einer vom Schlosshotel Kittendorf leihweise zur
Verfügung gestellten Gießkanne und ca. einem Liter Wasser rasch
beheben.
Waren
So erreichten wir ohne nennenswerte Verzögerung Waren, das sich mit
seinen ca. 20.000 Einwohnern für Mecklenburger Verhältnisse schon
Großstadt nennen darf. Waren ist von Seen geradezu eingekesselt:
Neben der Müritz grenzt es an den Kölpinsee, den Tiefwarensee, den
Feisnecksee, den Melzersee und den Wopacksee. Mitten in der Stadt
liegt zu allem Überfluss der Herrensee. Rund um den Hafen fand an
diesem 23.5. zufällig die "Sail" statt, ein kleines Fest mit
den üblichen Fress- und Bierbuden, zu denen sich einige
Handwerksstände gesellten. Wir waren erneut etwas zu früh und
konnten auf diese Weise beobachten, wie der kleine Markt nach und
nach zum Leben erwachte. Die "Sail" erfreut sich anscheinend einiger
Beliebtheit, denn es fehlte nicht an Bussen mit Senioren. Zu dieser
recht frühen Stunde war es aber noch nicht allzu voll, und so
konnten wir die hübsche Hafenpromenade bei einem Fischbrötchen in
Ruhe auf uns wirken lassen.
Hafen
von Waren (Müritz):
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Malchow
Von Waren aus ist es nur ein Katzensprung bis Malchow, einer
Kleinstadt, die gänzlich auf einer Insel zwischen dem Plauer See und
dem Fleesensee erbaut wurde. Mit ca. 7.000 Einwohnern ist sie
deutlich kleiner als Waren, darf sich aber ebenso wie dieses (und
wie nach unserem Eindruck jede Gemeinde in der Nähe) "staatlich
anerkannter Luftkurort" nennen. In die Stadt führt eine Brücke, von
der aus man die unmittelbar an das Wasser gebauten Häuser der
Stadtgrenze bestens in Augenschein nehmen kann. Es ist nicht gerade
Manhattan, aber doch ein sehenswerter Eindruck sui generis:
Malchow:
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Highlight des Ortes
ist das am gegenüberliegenden Ufer errichtete Kloster, das ebenso
wie die Altstadt nach der Wende im Rahmen der Städtebauförderung
gründlich saniert wurde (kleines Bild).

Plau am See
Weniger gefallen hat uns Plau am See, die dritte Station (und der
dritte Luftkurort) an diesem Tag. Wir hatten ein malerisch am See
gelegenes Örtchen erwartet, mussten jedoch feststellen, dass "Plau
am See" gar nicht am See liegt (!), sondern bestenfalls am Ausgang
der Müritz-Elde-Wasserstraße aus dem Plauer See. Und mit dieser
unverschämten falsa demonstratio nicht genug, das Fehlen
jeglicher Beschilderung, eine komplizierte Einbahnstraßenregelung
und vor allem das allgegenwärtige, hier besonders ramponierte
Kopfsteinpflaster machten eine Fahrt durch die Stadt auch sonst
nicht gerade zum Vergnügen. Sicherlich hat der Ort trotzdem seinen
Reiz, aber uns blieb er leider verschlossen.
Röbel
Ganz anders Röbel, das bis auf die Größe (ca. 5.000 Einwohner) und -
in diesen Breiten eine Selbstverständlichkeit - den Status eines
Luftkurorts nichts mit Plau gemeinsam hat. Röbel präsentierte sich
vielmehr so, wie wir uns Plau vorgestellt hatten. Seine Lage am
Westufer der Müritz kann man nur malerisch nennen.
Blick
über die Müritz auf die Marienkirche in Röbel:
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Besonders angetan
hatte es uns
unser Hotel, das auf Pfählen in den See hinein gebaut wurde
und neben Zimmern mit Seeblick über eine herrliche Terrasse verfügt,
auf der man es sich kulinarisch gut gehen und die Seele baumeln
lassen kann.
Hotel
Seglerheim in Röbel:
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Wer den ganzen Ort
überblicken will, kann dies vom Turm der Marienkirche aus,
den man gegen eine geringe Gebühr besteigen kann. Der Aufstieg war
wiederum sehr eng und mit 148 Stufen auch nicht gerade kurz, für uns
nach dem Schweriner Dom und dem Warnemünder Leuchtturm aber eine
leichte Übung. Und er lohnt sich:
Blick
auf Röbel vom Turm der Marienkirche:
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Gegen Abend
unternahmen wir noch eine Motorbootsfahrt auf der Müritz und einem
ihrer Ableger, die man nur als ausgesprochen romantsch bezeichnen
kann (kleines Bild) und die gleichzeitig den Abschluss unserer kleinen
Reise
bildete.
Für den nächsten Tag stand nur noch die Rückreise nach Münster an.
Rückreise
Dass besagte Rückreise eher beschwerlich werden würde, ahnten wir an
jenem Abend zum Glück noch nicht. Am nächsten Morgen stellte sich
jedoch heraus, dass das Auto erneut Kühlwasser verloren hatte, und
diesmal war es mit einer Gießkanne nicht mehr getan. Eine lange
Geschichte endete schließlich damit, dass wir aus
dem Nirgendwo in das nächstgelegene Porschezentrum nach Berlin
abgeschleppt werden mussten, wo man uns aber auch weder helfen
konnte noch wollte. Jedenfalls mussten wir von Berlin aus mit dem
Zug zurück nach Münster reisen, da sich unser Auto erst in der
kommenden Woche reparieren ließ.
Diese Beschwerlichkeiten ändern aber nichts daran, dass wir immer
wieder einen Ausflug zur Mecklenburger Seenplatte unternehmen würden
und die ersten Eindrücke, die wir in diesen drei Tagen gewonnen
haben, unter keinen Umständen missen möchten.
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