Kommt man nach L.A., so kann man eines von weitem schon erkennen:
Die gigantische Smogwolke, die über der Stadt hängt. Gerade
einladend sah das nicht aus, und wir hatten es ohnehin nicht eilig,
markierte der Strand von Santa Monica doch das Ende unserer Reise
entlang der Route 66. Wie immer im Urlaub war die Zeit allzu schnell
vergangen. Bevor wir uns zum Santa Monica Pier aufmachten,
erkundeten wir aber zunächst Hollywood. Es ist gar nicht so
leicht, das berühmte Schild in Augenschein zu nehmen, steht
es doch auf einem unzugänglichen Felshang. Einem Tipp aus dem
Reiseführer folgend suchten und fanden wir schließlich eine schmale
Seitenstraße, die den besten Blick auf die Hollywood Hills erlaubte.
Unbedingt zu
empfehlen ist eine Fahrt den Hügel hinauf zum Griffith
Observatory. Von dort hat man auch einen guten Blick auf das
Hollywood-Schild und ganz L.A. Die angesprochene Smogwolke ist auf
dem Foto unten recht gut zu erkennen.
Anschließend nahmen
wir noch Hollywood in Augenschein, genauer gesagt den Hollywood
Boulevard, an dem sich der "Walk of Fame" befindet.
Mittlerweile sind hier über 2.500 Stars der Film- und Musikindustrie
mit einem Stern auf dem Gehweg verewigt. Welch unglaublicher Zufall
übrigens, dass gerade während unserer Anwesenheit Danny de Vito
seinen Stern verliehen bekam. Man sah schon von Weitem einen
Menschenauflauf, und mir war sofort klar, dass da ein Prominenter
aufgekreuzt sein musste. Nun hat Danny de Vito den Nachteil, dass er
leicht zu übersehen ist, um es einmal höflich auszudrücken, und so
dauerte es eine Weile, bis wir spitz bekamen, wessen Anwesenheit die
Massen so entzückte. Immerhin war Mr. de Vito so klug, ein weißes
Hemd anzuziehen, das ihn dann doch aus der Menge hervorhob.
Ansonsten gehen
unsere Meinungen über Hollywood auseinander. Ich halte es für eine
heruntergekommene Touristenfalle allererster Güte, in der es außer
einiger Sterne auf dem Bürgersteig (die man noch dazu nicht richtig
fotografieren kann, weil sie erstens kein Motiv bieten, zweitens
meistens im Schatten liegen und drittens ständig ein Passant darauf
herumtrampelt) und einer unendlichen Kette von Krimskramsläden
nichts zu sehen gibt. Die Gegenansicht hingegen meint, dass dort
Glanz und Glamour durch die Gassen wehen. Kompromissweise gingen wir
daher noch bis zum Chinese Theatre weiter, vor dem sich
einige Hollywoodgrößen mit Hand- und Fußabdrücken verewigt haben.
Die kleinen Bilder unten zeigen die Fassade (mittig) und
exemplarisch den Abdruck von Gregory Peck (rechts). Pecks Referenz
"To my friend Sid" bezieht sich übrigens auf Sid Graumann, den
bereits 1950 verstorbenen Gründer des Theaters.
.
Danach gab es jedoch
kein Zurück mehr - unser Weg auf der Route 66 war zu Ende. Zwar
dauerte es noch eine geschlagene Stunde, bis wir in dem irren
Verkehr auf dem Santa Monica Boulevard die knapp zehn Meilen bis zum
Pier von Santa Monica bewältigt hatten, aber dann standen wir
doch ein wenig wehmütig vor dem Grenzstein, der das Ende des "Will
Rogers Highway" dokumentiert, wie die Route 66 offiziell heißt (auf
dem Bild unten in der Mitte zu sehen).
So ganz einig ist man sich übrigens nicht, ob die Route 66 wirklich
dort endet. Manche vertreten die Ansicht, eine Bude am Anfang des
Piers markiere das Ende, wieder andere sagen, erst auf dem Pier sei
endgültig Schluss, weil man bis dahin noch mit dem Auto fahren
könne. Wir wollten kein Risiko eingehen und haben - wie man sieht -
sowohl die Bude als auch das Schild auf dem Pier fotografiert. Was
man auch gut erkennen kann: In Santa Monica war der Himmel bedeckt.
Ein unglaubliches Phänomen, denn in ganz L.A. war nichts als
wolkenloser Himmel zu sehen, aber 200 Meter vor dem Pazifik war es
damit vorbei, über der Küste hingen tiefe, dichte Wolken.
Danach fuhren wir durch den dichten Stadtverkehr quer durch Downtown
L.A. nach Anaheim, wo unser Hotel lag. Selbiges hatten wir
nicht zufällig ausgewählt, denn am Abend wollten wir das
Baseballspiel der Los Angeles Angels of Anaheim gegen die
Texas Rangers besuchen. Im Angel Stadium, einem der schönsten
Stadien unserer Reise, sahen wir ein hervorragendes Spiel, das die
Angels am Ende durch eine Walk-Off-Homerun von Mark Trumbo mit
2:1 gewannen. Danach konnten wir zu Fuß zum Hotel
zurückgehen und fielen nach einem langen Tag wie tot in die Betten.
Das Ende der Route 66 markierte aber noch nicht das Ende unserer
Reise. Wir hatten nämlich noch ein paar Tage Urlaub übrig und
beschlossen, diese in San Francisco zu verbringen. Die Fahrt dorthin
führt entweder über den Highway 1 oder die wesentlich schnellere
101. Angeblich soll der Highway 1 eine Panoramastrecke sein, in
Wahrheit ist von Panorama jedoch nichts zu sehen, weil die Straße
erstens nur sehr partiell wirklich an der Küste entlang führt, und
zweitens ziehen an der Küste ständig dichte Wolken und Nebel auf,
die einen Schönen Blick auf die See unmöglich machen. Zudem führt
auch die 101 bis Santa Barbara an der Küste entlang.
In Santa Barbara ist es wirklich sehr lauschig, fast schon mondän.
Die schönen Häuser unter Palmen, das Meer und das gute Wetter
weckten Erinnerungen an Florida, etwa an
Palm Beach oder gar an
Key West.
Für die Touristen hat
man einen Pier gebaut, der sich recht hübsch in die Strandlandschaft
einfügt. Ob man in Santa Barbara übernachtet, will allerdings gut
überlegt sein, denn Preise von 300$ aufwärts sprengen doch manches
Budget.
Die Strecke entlang
der 101 nach San Francisco entpuppte sich als landschaftlich
wunderschön und abwechslungsreich. Bei bestem Wetter machte das
Cabriofahren dort richtig Spaß. Allerdings herrschte zuweilen ein
unglaublich dichter Verkehr, und wenn dann noch eine
Baustelle oder ein Unfall hinzu kam - und von beiden hatten wir
reichlich - stand man im Stau. An einer Stelle ging gar nichts mehr
- alles stand, meilenweit. Wir beratschlagten schon, was zu tun sei,
da bog unmittelbar vor uns plötzlich ein Truck von der Autobahn auf
eine parallel verlaufende Schotterpiste ab, gefolgt von einigen
Autos. Wir waren uns sicher: das sind Ortskundige, die den Stau
umfahren! Wir also hinterher, irgendwo zwischen King City und
Salinas. Es ging in einer einzigen Staubwolke quer
durch die Weinberge (die in der Abendsonne übrigens einen
atemberaubenden Anblick boten, siehe unten), immer dem Verkehr nach.
Natürlich war diese Strecke auf keiner Karte verzeichnet, und wenn
das Auto vor uns am Ende in seine Garage abgebogen wäre, hätten wir
dumm dagestanden. Aber nach einigen Meilen bogen wir tatsächlich
wieder auf die 101 ein, und zwar hinter dem Stau. Man muss eben auch
mal was riskieren!
Übernachtet haben wir
dann in Salinas, wo wir zum letzten Mal auf unserer Reise im
Outback essen gingen - die Belohnung am Ende einer langen Fahrt.
Eine weitere Belohnung für die fahrtechnischen Anstrengungen des
Vortages war, dass wir bereits am Morgen San Francisco erreichten,
wiederum durch dichten Stop-and-Go-Verkehr übrigens. Unser erster
Weg führte natürlich zur weltberühmten Golden Gate Bridge.
Dort hatten wir unverschämtes Glück, dass erstens die Sonne schien
und zweitens die Brücke nicht im Nebel lag. Wenn man sie bei diesen
Bedingungen sieht, versteht man ihren besonderen Reiz.
Wir waren ja
nicht zum ersten Mal dort, und doch hat es uns an der Golden
Gate Bridge diesmal ganz besonders gut gefallen. Man hat dort seit
unserem letzten Besuch 2002 viel getan. Mittlerweile gibt es einen
großen Parkplatz, ein Visitorcenter und einen Pier, von dem aus man
nicht nur die Brücke, sondern auch die (ehemalige) Gefängnisinsel
Alcatraz wunderbar anschauen kann. Entsprechend voll war es.
Übrigens sind die Hotdogs, die am Fuße der Brücke von einem
fliegenden Händler verkauft werden, sehr zu empfehlen. Das
nachstehende Bild von Alcatraz wurde allerdings nicht vom Pier,
sondern vom Russian Hill aufgenommen.
Wo wir gerade bei
"Hills" sind: Der ultimative Hügel in San Francisco ist sicherlich
die Lombard Street, durch die sich die Autos ein steiles
Gefälle hinunterschlängeln.
Wir hatten das
Vergnügen, diesen und viele andere sehenswerte Hügel in San
Francisco im Rahmen einer Segway-Tour zu befahren. Segways
sind bekanntlich diese Elektroroller, auf denen man stehend und nur
durch Verlagerung des Körpergewichts steuernd durch die Gegend
braust. Nach einem ersten "Probelauf"
in Münster fühlten wir uns reif für die ultimative
Segway-Herausforderung in San Francisco, und tatsächlich gab es
keinerlei Probleme. Ganz im Gegenteil, die Segway-Tour hat
riesengroßen Spaß gemacht und war eines der Highlights dieser Reise.
Die Fotos können allerdings nicht ansatzweise einfangen, wie steil
die Straßen wirklich sind.
Nach diesem Vergnügen
fuhren wir spontan über die Oakland Bay Bridge auf die andere
Seite der San Francisco Bay, wo im Oakland Coliseum die
Oakland Athletics auf die Toronto Blue Jays trafen. Die
Oakland Bay Bridge hat nicht die Reputation der Golden Gate Bridge,
aber sie ist für sich genommen auch eine Attraktion, die man gesehen
und idealerweise befahren haben sollte. Fünf Spuren gibt es auf zwei
Etagen für jede Richtung.
Wir waren ein wenig
spät, verpassten aber nichts, denn in einem der schlechtesten
Spiele, die ich jemals gesehen habe, gewannen die Blue Jays am Ende
mit einem mageren
1:0. Das machte aber nichts, denn wir saßen ein letztes Mal
in der Sonne und genossen die typisch amerikanische Atmosphäre in
einem Baseballstadion.
Zurück in San
Francisco hatten wir noch etwas Zeit, um den Seelöwen am Pier 39
einen Besuch abzustatten. Allzu lange hielten wir uns dort aber
nicht auf, denn die selbe Idee hatten an diesem Sonntag noch einige
tausend Menschen.
Danach stand noch
eine Übernachtung im
Inn at
Oyster Point an, unserem herrlichen Hotel am Stadtrand von
San Francisco, abseits des großen Trubels und mit herrlichem Blick
auf die Bay. Am nächsten Tag ging es dann zum Flughafen, von dem aus
uns ein Airbus A380 der Lufthansa mit nur dreieinhalb Stunden
Verspätung zurück nach Hause brachte. Ein unvergesslicher Urlaub
ging so zu Ende. Unser Fazit: Die Route 66 ist immer noch eine Reise
wert!
|