Nach der Übernachtung in Kingman unternahmen wir einen Abstecher nach Las Vegas, wo wir uns für eine Nacht im Hotel Luxor einquartiert hatten. Dort bekamen wir ein schönes ruhiges Zimmer zugewiesen, das allerdings - im Unterschied zu allen anderen Hotels auf unserer Tour - nicht über einen Internetzugang verfügte. Mir ist schleierhaft, wie selbst die kleinste Klitsche im Niemandsland mittlerweile einen - wenn auch bisweilen langsamen - Internetzugang anbieten kann, ein Hotel mit mehreren tausend Betten am Strip in Las Vegas dies aber nicht fertig bringt. Frühstück gab es im Gegensatz zu den meisten anderen Unterkünften auch nicht inklusive.

Immerhin liegt das Luxor sehr günstig am unteren Ende des Strips. Wir hatten es vor allem aufgrund dieser Lage ausgewählt, denn bei unseren früheren Aufenthalten waren wir immer am oberen Ende des Strips untergebracht, und dieses Mal wollten wir eben das andere Ende erkunden. Das haben wir auch getan, und dabei so beeindruckende Hotels wie das "MGM Grand", das "New York, New York" (Bild unten) und eben das "Luxor" einer näheren Besichtigung unterzogen. Im Grunde ist es immer dasselbe: Eine möglichst attraktive Fassade, dahinter Shops, viele Zimmer und vor allem Spieltische ohne Ende.

Zum anderen Ende des Strips sind wir natürlich auch gefahren. Dabei stellten wir fest, dass der "Stratosphere Tower" sich zwei neue Attraktionen ausgedacht hat: Die Achterbahn auf dem Dach reichte wohl nicht mehr, an ihre Stelle ist ein Karussell namens "Insanity" getreten, und eines kann ich versichern: Der Name ist dabei Programm. Und wem das noch nicht reicht, der kann jetzt auch noch Bungee-Jumping betreiben. 350 Meter geht es in die Tiefe... mir wurde schon vom Zusehen schlecht. Leider führen die neuen Attraktionen auch dazu, dass ein Teil des Aussichtsdecks jetzt versperrt ist, sodass man nur noch etwas mehr als die Hälfte der Plattform betreten kann. Der Blick auf Downtown ist dadurch völlig versperrt, den Strip kann man aber noch ganz gut sehen.

Dieses Mal waren wir übrigens bewusst am Tag dort, denn den unvergleichlichen Ausblick während der Nacht hatten wir bereits mehrmals genossen. Vergleichend muss man sagen, dass der Ausblick auch bei Tag imposant ist, einem Vergleich mit dem Lichtermeer bei Dunkelheit aber keinesfalls standhält. Da wir uns selbiges nicht völlig entgehen lassen wollten, sind wir bei Nacht noch einmal mit dem Cabrio den Strip abgefahren, was ziemlich cool war, wie man sich denken kann.


Nach Las Vegas unternahmen wir einen weiteren Abstecher, und zwar zum Joshua Tree National Park. Der Weg dorthin führte wieder durch das Nichts der Mojawe-Wüste. Meilenweit keine Seele, dann ein Dorf, dann wieder Nichts. Immerhin, das Postwesen funktioniert selbst hier:

Unterwegs - schon in Kalifornien - führte eine drei Meilen lange Seitenstraße nach Calico Ghost Town, einem alten Silbernest, das um 1900 aufgegeben wurde, nachdem sich der Abbau des Silbers nicht mehr rentierte. Wir erwarteten eine echte Geisterstadt, wie wir sie in Glenrio gesehen hatten. Doch weit gefehlt! Schon kurz vor Calico schwante mir Böses, denn man wollte tatsächlich Eintritt von uns haben. Und richtig: Es handelt sich nicht um eine Geisterstadt, sondern um einen Freizeitpark, den man um das ehemalige Dorf herum errichtet hat. Buden, Buden und nochmals Buden, garniert mit Touristenmassen, die mit Bussen herangekarrt werden. Einige ursprüngliche Bausubstanzen sollen noch erhalten sein, die übrigen 90% sind jedoch lediglich auf alt getrimmte Hütten. Von Einsamkeit keine Spur, Calico ist eher vergleichbar mit "Fort Fun" oder Disneyland. Wenn man einen Freizeitpark besuchen möchte - okay. Wenn man aber etwas Authentisches sucht, ist man dort völlig fehl am Platze. 


Joshua Trees sind hierzulande vor allem von dem gleichnamigen Album der irischen Gruppe "U2" bekannt. Ich muss gestehen, dass ich von dem deutschen Namen "Josua-Palmlilie" noch nie gehört hatte. Jedenfalls handelt es sich um faszinierende Bäume, die neben dem Joshua Tree NP nur noch an ganz wenigen Stellen auf der Welt vorkommen.

Besonders eindrucksvoll wirken diese Bäume vor der Kulisse der ungewöhnlichen Felsformationen des Nationalparks. Ihren Namen verdanken sie übrigens durchziehenden Mormonen, die sich in ihrer gottesfürchtigen Art durch die Äste des Baumes an die ausgebreiteten Arme Josuas erinnert fühlten, der die Israeliten nach Moses Tod ins Gelobte Land führte, wie man in der Bibel nachlesen kann.

Leider kamen wir nicht dazu, den viel gepriesenen Aussichtspunkt "Key's View" in Augenschein zu nehmen, denn dort angekommen sahen wir uns der Attacke eines Wespenschwarms ausgesetzt. Das war wie in einem schlechten Horrorfilm - Wespen überall! Ein Wunder, dass wir es ohne Stiche zurück ins Auto geschafft haben. Wenn man von diesem Zwischenfall (und den Temperaturen von 40 Grad Celsius) absieht, war es aber ein sehr schöner Aufenthalt in dem Park. In den Sommermonaten ist es wegen der Hitze dort sehr leer, und so konnten wir den Park in Ruhe genießen.

Als Übernachtungsstation bietet sich der Ort "29 Palms" an. Man sollte dort unbedingt vorbuchen, am Besten über einen Katalog, denn die Walk-In-Preise sind dort ähnlich hoch wie am Grand Canyon, wenn man überhaupt ein Zimmer bekommt.


Die Fahrt nach Los Angeles, der Endstation der Route 66, unterbrachen wir in Rialto. Dort befindet sich das "Wigwam Hotel", auf das wir im Internet aufmerksam geworden waren. Einmal im Wigwam schlafen! Vor Ort stellte sich allerdings heraus, dass es sich nicht um echte, sondern aus Beton gemauerte Zelte handelte, die durchaus über den nötigen Komfort verfügten.

Zu sehen gibt es in Rialto nichts, deshalb sind wir am Nachmittag noch ein Stück die Route 66 hin- und hergefahren, bevor es am nächsten Tag nach Los Angeles ging, wo die Route 66 in Santa Monica endet.