Selbstständige müssen "selbst" und "ständig" arbeiten. Kein Gerücht,
wie wir nun bestätigen können. Aber nach knapp einem halben Jahr
"Schildheuer & Schildheuer" haben wir es dann doch gewagt, eine gute
Woche Urlaub zu nehmen. Diesen verbrachten wir auf Sizilien, also in
Süditalien - nicht zuletzt angestiftet von unserem Stammitaliener,
der selbst stolzer Sizilianer ist und von seiner Heimat in den
höchsten Tönen schwärmte - Sonne, gutes Essen und viele
Sehenswürdigkeiten. Als Reisezeit hatten wir uns Ende Mai
ausgesucht, weil die Temperaturen zu dieser Zeit mit um die 25 Grad
sehr angenehm sein sollten und praktisch kein Regen zu erwarten war.
So jedenfalls die Theorie.
Die Anreise mit Air Berlin von Düsseldorf nach Catania war - wie
immer bei Air Berlin - verspätet, aber nicht wirklich tragisch. Zu
unserer großen Freude und Überraschung klappe auch die Übernahme des
Mietwagens reibungslos (wir hatten in Italien damit auch schon
ganz
andere Erfahrungen gemacht, diesmal allerdings nicht bei Hertz,
sondern bei Avis gebucht). Uns wurde ein weißer Peugeot 206
zugeteilt, der uns brav um die Insel fuhr. Auf den ersten Blick
nicht eben ein geräumiges Auto, und wer - anders als wir - mit mehr
als nur Handgepäck reist, hätte sicherlich Probleme bekommen, dieses
unterzubringen. Jedoch sollte sich in den schmalen Gassen
sizilianischer Ortschaften schnell herausstellen, dass ein größeres
Fahrzeug unter keinen Umständen anstrebenswert gewesen wäre.
Die Route ist schnell beschrieben - einmal um die Insel herum, mit
gelegentlichen Abstechern ins Inland.
Eine Karte unserer Fahrt gibt es
hier. |
Bereits im Vorfeld unserer Reise hatte sich uns die Frage gestellt,
ob wir Catania besichtigen oder auslassen sollten. Zwar
beheimatet die Stadt eine sehenswerte Kathedrale und einige andere
Bauten aus dem Spätbarock, davon abgesehen ist sie
touristisch aber nicht besonders interessant. Auch stand uns der
Sinn erst einmal nach Natur, und nicht nach einer lauten Stadt. Den
Ausschlag gegen Catania gab schließlich das Wetter, welches sich
nicht wie erwartet sonnig, sondern sehr bewölkt präsentierte. Vor
dem Ätna, an dessen Fuß Catania liegt, stauten sich die
Wolken auf, und unsere Hoffnung war, dass es auf der anderen Seite
des Berges besser sein könnte. Also brachen wir direkt Richtung Ätna
auf. |
Der Ätna ist mit
3.323m Höhe der höchste Vulkan Europas. Sein schneebedeckter Gipfel
ist weithin sichtbar, und man versteht sofort, warum er das Leben
der Menschen in seiner Umgebung prägt. Sein gewaltige Anblick macht
die zerstörerischen Naturkräfte, die ihm innewohnen, allgegenwärtig.
60 Ausbrüche seit 1800 hat es gegeben. Hiervon zeugen unendliche
Massen von Lavagestein. Wären nicht die überall wachsenden Blumen
und Sträucher - man käme sich vor wie auf dem Mond. |
Der Ätna ist für Touristen ein
relativ dankbarer Berg. Man kann auf einer gut ausgebauten Straße
einmal um ihn herumfahren, und/oder über zwei landschaftlich sehr
schöne Stichstraßen bis zu einer knapp unter dem Gipfel gelegenen
Station vordringen, von der aus eine Seilbahn bis ganz nach oben
führt. Neben besagtem Lavagestein prägen zahllose Radfahrer das
Bild, die sich in endlosen Kurven den steilen Weg hinauf mühen. |
Das Wetter besserte
sich zunächst übrigens nicht, ganz im Gegenteil. Wir beschlossen
daher kurz vor der Abreise, die Ätna-Tour zu wiederholen, und beim
zweiten Mal hatten wir deutlich mehr Glück. Man muss aber sagen,
dass Wolken rund um den Ätna der absolute Normalfall sind. Die im
Internet zu sehenden Bilder mit wolkenlos blauem Himmel hinter dem
schneebedeckten Gipfel sind unseres Erachtens entweder digital
überarbeitet, oder die jeweiligen Fotografen haben sehr lange darauf
warten müssen, denn am Ätna staut sich wirklich alles auf, was an
Wolken auf Sizilien ankommt.
Eine zweite - kleine - Enttäuschung waren die Örtchen am Fuße des
Ätna. Wir hatten gehofft, bei schöner Aussicht hier oder dort
eine Kleinigkeit essen zu können, aber daran war gar nicht zu
denken. Weder gab es eine Aussicht, noch etwas zu essen. Bronte
und Randazzo kann man völlig vergessen, erst in
Lingualossa fanden wir eine Bäckerei, die geöffnet hatte. Statt
Blick auf den Ätna bot sie allerdings nur Blick auf die
Durchgangsstraße, und statt typisch italienischer Speisen gab es nur
ein Plunderteilchen. Restaurants haben wir so gut wie keine gesehen,
und wenn es mal eine Pizzeria gab, so hatte sie geschlossen.
In jeder Hinsicht wesentlich besser sieht es in Taormina aus.
Diese in bergiger Höhe gelegene Kleinstadt entschädigte mit
wunderschönen Ausblicken auf die Küste und einem reichhaltigen
gastronomischen Angebot für den recht schleppenden Auftakt. |
Entsprechend
bevölkert ist Taormina. Neben Siracusa und - mit Abstrichen -
Palermo war dies der einzige Ort unserer Reise, wo wir nennenswert
mit Tourismus in Kontakt gekommen sind. Kein Wunder, denn
alle Reiseführer bezeichnen diesen Ort - nicht zu Unrecht - als
Pflicht. Ansonsten war Sizilien Ende Mai unglaublich leer, beinahe
schon verlassen. Uns unerklärlich, denn im Hochsommer herrschen dort
über 40 Grad - wer tut sich das an? Anscheinend alle außer uns,
müsste die Antwort lauten. Eine Erklärung mag sein, dass das Wasser
dann wärmer ist, aber sobald man (auch) etwas von der Insel sehen
will, kann man den Hochsommer ob der Temperaturen nun wirklich nicht
als Reisezeit empfehlen.
Die Preise waren allerdings auch schon im Mai auf gehobenem
Niveau. In Taormina haben wir in einer Pizzeria mit zwei Personen
für ein normales Essen (Pizza und Nudeln) mit Vorspeise und
Getränken über 70 Euro bezahlt. Immerhin: dafür saßen wir auf einer
Terrasse mit Ausblick.
Natürlich haben wir in Taormina nicht nur gegessen und den Ausblick
genossen, sondern sind auch die sehr schöne, lebhafte
Fußgängerzone entlang geschlendert, die neben den
unvermeidlichen Kitschläden durchaus über viele saubere Geschäfte
mit Waren guter Qualität verfügt (Handtaschen, Schuhe, Schmuck - man
kann sich denken, wer aus unserer zweiköpfigen Reisegruppe sich von
diesem Angebot angesprochen fühlte...). |
Keinesfalls verpassen darf man das Teatro Greco, das recht gut erhalten ist und einen
schönen Fernblick bietet. |
Wie der Name schon sagt, hat es
seine Wurzeln im antiken Griechenland. Die Römer haben es übernommen
und umgebaut, wie so Vieles auf Sizilien. Im Unterschied z.B. zu
Rhodos, wo man wirklich nur Trümmer sieht, sind sehr viele antike
Bauten auf Sizilien hervorragend erhalten. Davon später mehr. Ein
Tipp noch: Das Teatro Greco sollte man früh morgens oder spät Abends
besuchen, dann ist man relativ ungestört. Am allerbesten vielleicht
früh morgens, dann steht die Sonne günstig für Fotos in die Weite.
Sehr zu empfehlen ist unser Hotel, "Villa Angela", das nicht
direkt in Taormina, sondern ein Stück weiter den Berg hinauf liegt.
Es ist mit dem Auto problemlos in 10 Minuten ab Taormina zu
erreichen (wobei auch ein halbstündlicher, kostenloser
Shuttleservice angeboten wird) und bietet eine Ruhe und einen
Komfort, den man in Taormina City vergeblich suchen wird. Und die
Aussicht von der Villa Angela ist noch schöner als von Taormina
selbst. |
Bedauerlicherweise
besserte sich das Wetter auch am zweiten Tag nicht. Die geplante
Fahrt an der Nordküste entlang fiel daher komplett dem Regen zum
Opfer. Schade, denn besonders Tindari mit seinem spektakulär
auf einem Felsen gelegenen Castello hätte sicherlich einen Besuch
gelohnt. Statt der geplanten Cabriotour durch die Küstenörtchen
fuhren wir durch strömenden Regen auf der mautpflichtigen Autobahn
(8,40 €) direkt zu unserem nächsten Hotel, dem "Palazzo
Fortunato" in Sant'Agata di Militello. Auch dort hieß
es zunächst, ein "gutes Buch" in die Hand zu nehmen, bevor die
Wolken am späten Nachmittag immerhin für eine Stunde aufbrachen und
uns einen kleinen Spaziergang an der Strandpromenade von Sant'Agata
di Militello gönnten.
Allerdings - wenn man ehrlich ist: schön ist anders! Der ungepflegte
Kieselstrand und der Betondamm erinnerten doch eher an Omaha Beach
als an Badeurlaub. Und auch hier: keine Menschenseele.
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