Die Strecke von Caltagirone nach Ragusa entpuppte sich als
das vielleicht schönste Teilstück der gesamten Sizilienrundfahrt.
Zwar nicht am Meer entlang, dafür aber durch üppige Vegetation und
kurvige Straßen, die zu befahren mit einem Cabrio natürlich
besonders viel Spaß macht. Aber es ist nicht nur die Natur und das
(relativ) geringe Verkehrsaufkommen; auch die vielen malerisch auf
Hügeln gelegenen Ortschaften ließen uns staunen. |
Ragusa teilt sich im Grunde in zwei Ortschaften, einmal das noch im
Landesinneren auf einem Hügel gelegene Zentrum, und einmal den
Hafen, "Marina di Ragusa" genannt. Hier fiel uns die bereits
erwähnte Leere besonders auf, denn den ganzen Hafen, in dem
sicherlich hundert Boote ankerten, hatten wir praktisch für uns
allein, und das um die Mittagszeit. Natürlich gab es wieder einmal
nichts zu essen, nur eine Kantine hatte geöffnet. Dort servierte man
uns zunächst ein Stück Pizza, das vor unseren Augen in der
Mikrowelle aufgewärmt wurde, und danach Spaghetti mit Tomatensauce,
letztere im Unterschied zur Pizza immerhin frisch gemacht und
durchaus lecker. |
Das Ziel des Tages lag dann wieder ein Stück im Landesinneren:
Modica, über die Grenzen Siziliens hinaus bekannt für seine
Schokolade. Unser Hotel, "Palazzo
Failla", war das einzige Hotel auf der ganzen Rundreise, das
wir nicht uneingeschränkt weiterempfehlen können: Von innen zwar
wirklich ein Palast, aber extrem laut von der Straße her, und das
Frühstück war eine absolute Frechheit. Dass es keine hoteleigene
Parkplätze gab, bot uns die Gelegenheit, eine neue Methode der
Erhebung von Parkgebühren kennen zu lernen, nämlich durch
Rubbelkarten, die man sich als Kombination aus Parkautomat und
Parkscheibe vorstellen muss. Ähnlich wie bei einem Parkautomaten
zahlt man für eine Rubbelkarte eine Gebühr, wobei jede Rubbelkarte
für eine Stunde gilt. Die Startzeit muss auf der Karte freigerubbelt werden,
die man dann wie eine Parkscheibe im Auto hinterlässt. Der Haken: Will man länger als eine Stunde
parken, muss man mehrere Rubbelkarten erwerben und die Startzeiten
immer passend so freirubbeln, dass eine Karte in die andere
übergeht. Da wir über Nacht blieben, hatte ich am Ende ein ganz
schönes Ensemble von Karten freizurubbeln.
Und wehe, man verrubbelt sich... Ich bin daher nicht sicher, ob sich
diese Methode weltweit durchsetzen wird. |
Modica ist ein schöner Ort, wenngleich - da am Hang gelegen - nichts
für Leute, die nicht gerne Treppen steigen. Ich weiß nicht
wieviele Treppenstufen wir an diesem Nachmittag bewältigt haben,
aber einige tausend werden es gewesen sein. Zu sehen bekommt man das
typisch sizilianische Ambiente: Sandsteinhäuser, schmale Gassen und
viele Kirchen. Alles ganz nett, und es gab unterwegs sogar ein
leckeres Eis. |
Noch etwas schöner -
und vor allem flacher - als Modica ist das unweit gelegene Noto.
Dieser Ort kam uns geradezu atypisch für Sizilien vor, denn hier hat
man offensichtlich richtig Geld in die Hand genommen, um die alte
Bausubstanz der Kirchen, Paläste und öffentlichen Gebäude zu
sanieren. Gerade der Bereich um den Duomo herum sucht in Sizilien
Seinesgleichen. |
Noto war schon sehr schön, aber der Höhepunkt unserer Reise folgte
zum Schluss: Siracusa (zu deutsch: Syrakus), genauer gesagt
die Insel Ortiga, welche Siracusa vorgelagert ist. Hat man
sich erst einmal durch den Stadtverkehr von Siracusa dorthin
vorgekämpft, bietet sie alles, was wir uns von Sizilien erhofft
hatten: Viele Sehenswürdigkeiten, freundliche Menschen und vor allem
- endlich - leckeres Essen! Hier konnte man aus zahllosen
Restaurants wählen, und alle waren gut. Die Entscheidung war
eigentlich nur, ob man am Domplatz oder an der Küstenpromenade Platz
nehmen wollte. Wer uns kennt weiß, wie wir uns entschieden haben. |
Damit sei allerdings
nichts gegen den Domplatz gesagt, dessen wunderschönes
Ambiente wir bei einem Eis genossen. Sogar eine Hochzeit bekamen wir
geboten, bevor am Nachmittag wieder Regen aufzog, der den Rest des
Tages anhielt. |
Unbedingt lobend
erwähnen muss ich das Personal vom
Henry's
House, unserem letzten - und vielleicht besten - Hotel auf
der Reise. Zwar dauerte es eine Weile, bis unser Zimmer fertig war,
aber das lag an einer notwendigen Reparatur, für die das Personal
nichts konnte, und man entschädigte uns ungefragt mit Wein und
Olivenhäppchen. Nachts wurde wir plötzlich geweckt: Eine Filmcrew
beanspruchte die ganze Straße für einen Dreh, und wir mussten -
obschon legal geparkt - unser Fahrzeug umsetzen. Das einzige
Parkhaus auf Ortiga lag am anderen Ende der Insel. Dort wurden wir
vom Personal mit deren Privatwagen abgeholt und am nächsten Morgen
wieder hingebracht. Besser kann man eine solche Situation nicht
managen, dafür noch einmal vielen Dank! |
Siracusa war
gleichzeitig die letzte Station auf unserer Sizilienrundreise. Am
letzten Tag ging es zum Flughafen in Catania zurück, wobei wir die
späte Abflugzeit (20 Uhr, bzw. - da Air Berlin - 22 Uhr) nutzten, um
am Ätna und in Taormina bei gutem Wetter noch ein bisschen von dem
nachzuholen, was uns der Regen zu Reisebeginn verwehrt hatte.
Ein Fazit zu ziehen fällt nicht leicht. In Siracusa und
Taormina bekamen wir alles geboten, was wir uns erhofft hatten -
schöne Ecken, schönes Wetter, gutes Essen. Dort haben wir die Zeit
sehr genossen. An vielen anderen Orten fehlte es jedoch an dem einen
oder anderen, nicht selten an allem. Vielleicht wäre es zu einer
anderen Reisezeit besser gewesen, vielleicht sind wir auch zu
kritisch, weil wir schon recht viel gesehen haben. Aber welche
Entschuldigung kann ein italienisches Restaurant dafür vorbringen,
vor den Augen seiner Gäste eine Pizza in der Mikrowelle warm zu
machen?
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