Nach unserem Aufenthalt in San Gimignano hatten wir noch einen
halben Tag Zeit, um wieder nach Radda in Chianti zu gelangen,
unserer letzten Station vor Florenz. Wir fuhren einfach quer durch
die Gegend, immer grob Richtung Osten und der Sonne nach. Unterwegs
passierten wir mehr zufällig als geplant diverse Sehenswürdigkeiten,
zum Beispiel die zur Festung ausgebaute Siedlung Monteriggioni. |
Ein Abstecher führte uns zum Castello di Brolio, wo angeblich
der Chianti erfunden worden sein soll. Diesen Programmpunkt hätten
wir uns allerdings sparen können, denn vom Parkplatz mussten wir
noch 600m zu Fuß bergauf zum Castello kraxeln, nur um oben
festzustellen, dass es nichts zu sehen gab bis auf einen Garten, für
den man auch noch 5 € Eintritt haben wollte. Wieder in Radda
angekommen gönnten wir uns ein feudales Abendessen in einem schönen
Restaurant, wobei uns ehrlich gesagt der Wein besser schmeckte als
das Essen.
Am nächsten Morgen machten wir uns in aller Eile auf nach Florenz,
der letzten Station unserer Rundreise, denn die Sonne schien, und
wenn man den Prognosen glauben durfte, würde dieser Zustand nicht
lange anhalten. Immerhin, auf dem Piazzale Michelangelo
hatten wir noch gutes Wetter. Von dort aus hat man einen wunderbaren
Blick auf die Stadt. |
Nach der Parkplatzsuche führte uns der erste Fußmarsch zur
weltberühmten Ponte Vecchio, der vermutlich ältesten
Segmentbogenbrücke der Welt (daher auch der Name "Ponte Vecchio" =
"alte Brücke"). So interessant Segmentbogenbrücken auch sein mögen,
ihre Berühmtheit verdankt die Ponte Vecchio weniger ihrer Bauweise,
als vielmehr ihrer Nutzung. Dutzende Goldschmiedeläden haben
sich seit Ende des 16. Jahrhunderts auf ihr angesiedelt. Die
balkonartig angebauten Ladenlokale geben der Brücke ihr
Alleinstellungsmerkmal.
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Nach ihrer Fertigstellung 1345 wurde sie zunächst von Schlachtern
und Gerbern genutzt, die das Wasser des Arno gut gebrauchen konnten,
um ihren Müll zu entsorgen (so die Schlachter) bzw. ihre Fälle zu
gerben (so die Gerber). Der Gestank muss unerträglich gewesen sein.
1593 hatten die Medici die Nase voll und verfügten per Dekret, dass
die Schlachter und Gerber durch Goldschmiede zu ersetzen seien.
Natürlich sind die dortigen Läden völlig überteuert, kaufen sollte
man also nichts. Aber einmal über die Brücke zu schlendern und die
Schaufenster in ihrer gold-silbernen Pracht zu bewundern macht schon
Spaß. Natürlich wimmelt es dort von Touristen, vor allem Japanern
(und vermutlich auch von Taschendieben).
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Schlicht zur Verzweiflung getrieben hat mich der Versuch, die
Kathedrale Santa Maria del Fiore mit ihrer berühmten Kuppel ("Fiore"
= "Haube") zu fotografieren. Man bekommt zu dem Ding einfach keine
Distanz, weil es völlig zugebaut ist. Schade, denn wie unendlich
viel schöner wirkt ein
frei stehendes Gebäude... Am Ende habe ich mich frustriert
mit einigen Detailaufnahmen zufrieden gegeben, die m.E. auch nicht
wirklich gut geworden sind.
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Ein Trost ist, dass ich mit diesem
Problem wohl nicht allein dastehe. Im Internet konnte ich jedenfalls
auch kein gelungenes Foto der Kathedrale finden. Am besten sieht sie
wohl noch von oben aus, z.B. vom Piazzale Michelangelo.
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Die Kuppel muss man als statisches Meisterwerk bezeichnen.
Der Florentiner Architekt Filippo Brunelleschi ließ sie zwischen
1418 und 1434 bauen. Mit ihren 107 m Höhe und 45 m Durchmesser
war sie lange Zeit einzigartig (zum Vergleich: die Kuppel des
Petersdoms ist ganze 43 m hoch). Ihre Innenbemalung ist künstlerisch
umstritten, wirkt aber schon angesichts ihrer Größe überwältigend,
wenn man 'druntersteht.
Dass Florenz ohnehin an Meisterwerken nicht gerade arm ist, sollte
allgemein bekannt sein. So beheimatet die Stadt die vielleicht
berühmteste Statue der Welt, den "David" von Michelangelo
(oder sagen wir: die berühmteste Statue der Welt
mit Armen). Früher stand das Original vor dem Palazzo
Vecchio, heute kann man dort immerhin noch eine originalgetreue
Kopie bewundern. |
Wahrscheinlich kann man auch eine Woche in Florenz zubringen, ohne
alles gesehen zu haben. Liebhaber antiker Kunst können gar einen Monat in den
Uffizien verbringen, ohne dass ihnen
langweilig wird. Uns reichte es jedoch nach handgestoppten
13 km Fußmarsch, wobei ca. drei davon allein auf meine
Kappe gingen, denn ich hatte meine Mütze in einem Lokal vergessen
und bemerkte dies natürlich erst, als wir wieder am Auto waren
(immerhin, die Mütze war noch da).
Überraschend einfach fanden wir unser Hotel in Fiesole, einem
Vorort von Florenz. Was auf dem Stadtplan noch wie eine Weltreise
ohne Wiederkehr aussah, entpuppte sich als leicht machbar.
Dieses Hotel hatten wir natürlich nicht ganz zufällig
ausgewählt, denn es liegt an einem Hang mit wunderschönem Blick auf
die Stadt Florenz:
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Am letzten Tag ließen wir uns für die Strecke von Florenz zum
Flughafen in Pisa bewusst viel Zeit, denn der Abschied fiel schon
schwer. Unterwegs kamen wir noch - mehr zufällig - durch den Ort
Vinci, wo Leonardo da Vinci geboren wurde. Sein
Geburtshaus steht noch, was nach knapp 600 Jahren eine reife
Leistung ist, mehr als eine von Olivenbäumen umgebene Steinhütte
gibt es aber nicht zu sehen. Wir hielten uns daher nur kurz dort
auf. Eine Stunde später stellten wir den A3 dann am Flughafen Pisa
ab.
Die Toscana ist eine wunderschöne Landschaft mit vielen sehenswerten
Örtchen, leckerem Essen und natürlich gutem Wein. Der September ist
sicherlich auch ein guter Reisemonat, denn die Hauptsaison ist dann
vorbei, und es ist mit 25 Grad immer noch angenehm warm. Wir haben
unsere Zeit dort jedenfalls in jeder Minute genossen. |
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