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Tal
der Könige
Vom Karnak-Tempel aus fuhren wir mit dem Bus direkt
weiter zum Tal der Könige, das knapp 20 Kilometer vor
den Toren Luxors auf der anderen Nilseite liegt. Nachdem die Pyramiden allesamt
von Grabräubern geplündert worden waren, sahen sich
die Pharaonen nach einer anderen Bestattungsmethode um,
die ihnen und ihren Schätzen besseren Schutz bieten
sollte. Dabei entdeckte Thutmosis
I. um 1450 v.Chr. das Tal der Könige, dessen genaue
Lage über Jahrhunderte streng geheim gehalten wurde.
Den tausenden von Arbeitern errichtete man eigens ein
Dorf in der Nähe, das sie und ihre Nachkommen während
ihres ganzen Lebens nicht mehr verlassen durften.
Insgesamt 68 Gräber wurden in immer gleicher Weise in
den Fels gehauen: Ein langer Stollen, von dem
gelegentlich Nebenkammern abzweigen, führt zur
eigentlichen Grabkammer mit dem Sarkophag, den
Grabbeigaben und der Mumie.
Ramses II. wurde hier ebenso
bestattet wie Thutmosis III.
und der vielen wegen der in seinem Grab gefundene
Schätze bekannte Tut-Ench-Amun
(zu ihm später mehr). Ein größeres Grab wie das
Ramses II. benötigte ca. 6 Jahre Bauzeit.
Im Tal selbst war es sehr warm und recht windig. Man
muss es sich als Felsenlandschaft vorstellen, durch die
ein schmaler Weg führt, von dem links und rechts die
Grabstollen abgehen. Wir haben insgesamt 3 Gräber
besichtigt. Auffällig sind die reichen Verzierungen an
den Wänden und Decken, die überwiegend sehr gut
erhalten sind. Das Fotografieren ist in den Stollen
strengstens verboten, Kameras dürfen erst gar nicht mit
hinein genommen werden. Das Blitzlicht würde die 3500
Jahre alten Farben schädigen. Die Bilder auf dieser
Seite (links: Sonnenbarke aus dem Grab Ramses VI.) sind
daher seltene Originale: Sie wurden von unserem
Reiseleiter Mohamed mit einer Sondergenehmigung gemacht,
auf CD gebrannt und uns für 15 Euro angeboten. Auf sein
Copyright und seine Homepage
weise ich ausdrücklich hin.
Hatschepsut-Tempel
Der Tempel von Hatschepsut ist
ein für seine Zeit einmaliges Prunkstück. Er steht
nicht frei, sondern wurde ähnlich wie der von Abu
Simbel in den Fels gehauen. Ursprünglich unmittelbar
nach ihrem Tod von Thutmosis III. weitgehend zerstört
und anschließend in Vergessenheit geraten, wurde der
Hatschepsut-Tempel erst im letzten Jahrhundert von
überwiegend polnischen Arbeitern wieder
aufgebaut. Der Tempel hat 3 Ebenen, die über eine Rampe
zu erreichen sind. Ursprünglich war der Zugang mit
einer Sphingenalle und Obelisken geschmückt, von denen
jedoch nichts mehr erhalten ist. Der eigentliche Tempel
mit dem Allerheiligsten (ebenfalls zerstört) befindet
sich auf der 3. Ebene. Dort säumen kolossale Statuen,
die Hatschepsut mit Zeremonialbart und der
Doppelkrone von Ober- und Unterägypten zeigen, den
Eingang. Der
Tempel bietet einen Anblick, von dem man sich kaum
losreißen kann. Zwar bevölkerten zur Mittagszeit
Horden von Touristen den Tempel, aber das tat seiner
Wirkung keinen Abbruch. Auch hier kann man sich nur
schwer vorstellen, wie imposant die ganze Anlage zu
Zeiten Hatschepsuts ausgesehen haben mag.
Vom Busparkplatz aus fährt man übrigens die vielleicht
300 Meter zum Tempel mit einer Bimmelbahn, mit der die
Ägypter über die Schotterpiste heizen. Das hat uns
sehr an den Transport damals
im Antilope-Canyon erinnert. Prompt platzte auf der
Rückfahrt ein Reifen, und wir durften zu Fuß zurück
zum Bus marschieren. Um den Parkplatz herum scharten sich
zahllose Händler, die den Touristen ihre Waren z.T. auf
recht aggressive Weise feil boten. Man wurde zwar nie
frech angesprochen oder gar festgehalten, aber es kann
schon nerven, wenn man auf einer Strecke von vielleicht
100 Metern lautstark geschätzte 26 Skarabäen, 150
Postkarten, 80 Kaftane, 50 Papyrus-Rollen und 2
Wasserpfeifen angeboten bekommt. Ähnlich war es
übrigens auch an allen anderen Attraktionen auf dieser
Reise, ohne dass ich dies noch weiter erwähne. Man muss
einfach weiter gehen und geradeaus blicken, wenn man
seine Ruhe haben will. Sobald man zur Seite in ein
Geschäft schaut oder gar stehen bleibt und die Ware in
Augenschein nimmt, ist alles zu spät. Die Preise sind
allerdings sehr moderat. Man kann überall, selbst beim
fliegenden Händler auf der Straße, in Euro bezahlen.
Euro wird gegenüber der amtlichen Währung (ein Euro
sind ca. 7 ägyptische Pfund) sogar bevorzugt. An den
Pyramiden konnte man z.B. 30 Postkarten (allerdings
mäßiger Qualität) für einen Euro kaufen! Getränke
kosteten selbst in den 5-Sterne-Hotels nie mehr als 1-2
Euro. Auf der Straße gab es 2 Liter einwandfrei
abgefülltes stilles Mineralwasser für 50 Cent.
Tal
der Königinnen
Das Tal der Königinnen war unsere vorletzte
Station an diesem zweiten Reisetag. Hier befindet sich
die letzte Ruhestädte der
Angehörigen der Pharaonen. Übrigens sind nicht nur
Königinnen, sondern auch Prinzen und Hohepriester hier
begraben. Im Gegensatz zu den Pharaonen, deren Gräber
ausnahmslos gefunden worden sind, besteht hier durchaus
noch die Chance auf einen Überraschungscoup. So weiß
man zwar sicher, dass Imhotep, der geniale Baumeister
König Djosers, hier
irgendwo begraben ist, aber sein Grab wurde noch nicht
gefunden.
Die Gräber im Tal der Königinnen sind natürlich eine
Nummer kleiner als die der Pharaonen, wenn sie denn
überhaupt aus einem Stollen mit Grabkammer bestanden.
Manche Gräber fanden wir einfach als 6-8 Meter tiefe
Erdlöcher vor, über die man ein klappriges
Metallgitter gelegt hatte, damit kein Touri aus Versehen
hinein fällt. Das wohl schönste Grab im Tal gehört
Nefertari, der großen Liebe Ramses II. Dort sind die
Verzierungen an den Wänden besonders gut erhalten.
Leider war es bei unserer Ankunft gesperrt, so dass ich
das kleine Original-Foto links, welches Nefertari mit
dem Gott Horus zeigt,
wiederum der Foto-CD von Mohamed verdanke. Wir
besichtigten statt dessen das Grab des als Kind an der
Pest verstorbenen Prinzen Kah-Em Wast, das ebenfalls
über sehr gut erhaltene Fresken verfügte.
Memnon-Kolosse
Auf der Rückfahrt zum Schiff kamen wir an den Kolossen
von Memnon vorbei. Diese bewachten einst den riesigen
Tempel Amenophis III., der leider völlig zerstört ist.
Nur die beiden wirklich gigantischen Kolosse stehen
noch, auch wenn ein Erdbeben und der Zahn der Zeit ihnen
schon mächtig zugesetzt haben. Es ist aber nach wie vor
ein faszinierendes Bild, mitten zwischen
Zuckerrohrfeldern, Wüste und staubigen Straßen
plötzlich zwei solche Steinriesen aufragen zu sehen.
In der Gegend um Memnon konnte man auch sehen, wie bis
heute mit einfachsten Mitteln Landwirtschaft betrieben
wird: Eselskarren fuhren schwer beladen auf den
Straßen, Menschen gruben mit der Hand die Felder um,
schöpften Wasser aus Eimern usw. Die Landbevölkerung
ist nach meiner Einschätzung (zusammen mit den
Slumbewohnern Kairos) die ärmste Bevölkerungsschicht
in Ägypten. Sie profitiert auch nicht oder nur sehr
sporadisch vom Tourismus, der offensichtlich besten
Einnahmequelle des Landes.
Am Nachmittag legte das
Schiff zum ersten Mal ab, um den Nil nach Esna
herauf zu fahren. Bei schönstem Wetter lagen
wir an Deck und konnten das an uns vorbei ziehende
Nilufer mit seinen Dattelpalmen, kleinen Dörfern und
der allgegenwärtigen Wüste beobachten. Am frühen
Abend erreichten wir die Schleuse vor Esna, wo alle
Nilschiffe auf ihre Durchschleusung warten müssen. Das
machen sich Händler zu Nutze, die in kleinen
Ruderbooten an die Schiffe heran rudern und ihre Waren -
hauptsächlich Kleidung, Tücher usw. - lautstark
anbieten. Teilweise werfen sie die Sachen in hohem Bogen
an Bord und erwarten, dass man das Geld dafür zielgenau
in ihren Kutter herunter wirft. Ein lustiges Schauspiel.
Durch die Schleuse kamen wir mitten in der Nacht, aber
da lagen wir schon in süßen Träumen - beseelt
von der verlockenden Aussicht, am nächsten Morgen
ausschlafen zu dürfen: Wecken war erst für 6:30 Uhr
angekündigt.
Bilder:
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Eingang zum Tal der Könige. Vorn ein Grabeingang.
Hatschepsut-Tempel in Deir el-Bahari.
Detailansicht von der 3. Ebene des Hatschepsut-Tempels.
Hatschepsut mit Bart und Doppelkrone.
Die gewaltigen Memnon-Kolosse.
Nilufer zwischen Luxor und Esna.
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