3. Tag:
Königssee - Maria Alm - Sattelrouten - Zell am SeeHeute
brachen wir wieder früh auf, um von Königssee nach Zell am See zu
fahren. Das erste Stück über Schneizlreuth entlang der B 178 nach
Lofer und von dortaus weiter über die B 311 nach Saalfelden ist bereits
eine der schönsten Strecken, die man sich denken kann. Die Berge geben
einen phantastischen Hintergrund ab, und man fährt durch dünn
besiedelte Gebiete mit viel Grün.
Von Saalfelden aus führt die B 311 eigentlich schnurstracks gen Süden
nach Zell am See, aber für uns war ja in erster Linie der Weg das Ziel.
Also bogen wir in Richtung Osten nach Maria Alm ab, wo wir eine
Zwischenstation einlegten. Maria Alm ist ein Bergdorf mit gewisser
Infrastruktur, dessen eindeutiges Highlight jedoch die örtliche Kirche
ist. Selbige hat einen Kirchturm, der - je nach Perspektive - selbst die
Berge zu überragen scheint. Tatsächlich ist er immerhin einen Meter höher
als der Salzburger Dom. Die Kirche umgibt ein wohl einmaliger Friedhof,
dessen Gräber allesamt mit frischen Blumen auf das Schönste geschmückt
sind. Die Kreuze sind nicht wie bei uns aus Stein, sondern aus Eisen,
mit zahlreichen Verzierungen und ganz überwiegend mit eingelassenen
Bildnissen der Verstorbenen. Sehr beeindruckend. Fotografiert haben wir
dort nicht, ebenso nicht in der Kirche, obwohl es sich mehr als gelohnt
hätte. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass eine Kirche
in einem abgelegenen Bergdorf wie Maria Alm so prunkvoll ausgestattet
ist. Die gotisch gewölbte Decke ist vollständig mit Fresken verziert, und den Altarraum schmückt
eine in Gold scheinbar versinkende Madonna.
Die jetzt folgende Fahrstrecke über den Filzen
Sattel (1.292 m) und den Dientner Sattel (1.357 m) steigerte das
Naturerlebnis des heutigen Tages noch einmal deutlich. Wir hatten fast
die ganze Zeit die Fahrbahn für uns, wobei die Gegenrichtung deutlich
reger frequentiert wurde. Wir glauben, dass die diversen Reiseführer
die umgekehrte Fahrtrichtung vorschlagen (so jedenfalls der unsrige),
sodass dort weitaus mehr Verkehr herrscht. Schön für uns, denn so
konnten wir Berge, Wälder und Kurven noch einmal in vollen Zügen und
bei herrlichem Sonnenschein genießen.
Am östlichen Ende des Dientner Sattels führt ein kleiner Abstecher
hinauf zum Arthurhaus, einem Lokal mit Aussichtsplateau. Die Fahrt dort
hinauf lohnt sich allemal, denn es ist noch ruhiger, noch steiler und
(fast) noch schöner als die Sattelroute. Weniger begeistert waren wir
vom Arthurhaus selbst, denn die Aussicht vom Gipfel war nicht so überragend,
wie wir sie uns vorgestellt hatten, und ausgerechnet jetzt schob sich
eine dicke Wolke - die einzige des heutigen Tages - vor die Sonne. Wir
haben deshalb schnell wieder die Kurve gekratzt. Nicht unerwähnt
bleiben sollte vielleicht, dass das Arturhaus über ein reines Kupferdach
verfügt, wie ich es noch nie gesehen habe. Was bei uns sicher ein
Vermögen kosten würde, ist in der für ihre Kupfervorkommen bekannten
Umgebung wohl eine preisgünstige Alternative gewesen.
Den Rest der Fahrt wollten wir über St. Johann, Schwarzbach und Bruck
entlang der B 311 nach Zell am See zurücklegen, was wir am Ende auch
gemacht haben. Allerdings kam uns in Goldegg die unglückliche Idee, von
der Bundesstraße abzufahren und die
einsamen Feldwege über Weng und
Eschenau nach Lend zu nehmen, wo wir wieder auf die B 311 stoßen
wollten. Obwohl auf der Karte als befahrbar eingezeichnet, entpuppte
sich die Strecke als Labyrinth, weil die Österreicher - wir waren ja
mittlerweile im Nachbarland - es nicht für nötig befunden haben, für
die wenigen Ortsfremden, die sich hierher verirren, Schilder
aufzustellen. So endete die Straße mehr als einmal einfach auf einem
Bauernhof oder als unbefahrbare Schotterpiste. Wir gaben es schließlich
auf und fuhren reumütig den ganzen Weg nach Goldegg zurück auf die B
311, die uns dann ohne weitere Probleme nach Zell am See führte.
Am späten Nachmittag umfuhren wir noch einmal den Zeller See, der - ganz anders als der Königssee - rege zum Baden, Segeln usw.
genutzt wird. Er ist deshalb weitaus weniger beschaulich. Vor dem größten
Hotel am Platz befindet sich ein original Hundertwasser-Brunnen, den
der
Meister selbst noch entworfen, aber in seiner Vollendung nicht mehr
erlebt hat. Die 9 Säulen repräsentieren die Bundesländer Österreichs,
wobei die Höhe dem jeweiligen Bevölkerungsanteil prozentual entspricht
und sie in den Farben der Landeswappen gehalten sind. Sehr schön. Den
Tag ließen wir mit einem leckeren Essen ausklingen, wobei ich
-Ehrensache in Österreich - Wiener Schnitzel bestellte. Selbiges wird
in Zell am See überall mit Preiselbeeren angeboten. Keine Ahnung, ob
es sich dabei um eine lokale Spezialität handelt, aber in Wien gab es
keine Preiselbeeren zum Wiener Schnitzel. Schmeckte aber gut.
Bilder:
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