Alpentour 2004

3. Tag: Königssee - Maria Alm - Sattelrouten - Zell am See

Heute brachen wir wieder früh auf, um von Königssee nach Zell am See zu fahren. Das erste Stück über Schneizlreuth entlang der B 178 nach Lofer und von dortaus weiter über die B 311 nach Saalfelden ist bereits eine der schönsten Strecken, die man sich denken kann. Die Berge geben einen phantastischen Hintergrund ab, und man fährt durch dünn besiedelte Gebiete mit viel Grün.

Von Saalfelden aus führt die B 311 eigentlich schnurstracks gen Süden nach Zell am See, aber für uns war ja in erster Linie der Weg das Ziel. Also bogen wir in Richtung Osten nach Maria Alm ab, wo wir eine Zwischenstation einlegten. Maria Alm ist ein Bergdorf mit gewisser Infrastruktur, dessen eindeutiges Highlight jedoch die örtliche Kirche ist. Selbige hat einen Kirchturm, der - je nach Perspektive - selbst die Berge zu überragen scheint. Tatsächlich ist er immerhin einen Meter höher als der Salzburger Dom. Die Kirche umgibt ein wohl einmaliger Friedhof, dessen Gräber allesamt mit frischen Blumen auf das Schönste geschmückt sind. Die Kreuze sind nicht wie bei uns aus Stein, sondern aus Eisen, mit zahlreichen Verzierungen und ganz überwiegend mit eingelassenen Bildnissen der Verstorbenen. Sehr beeindruckend. Fotografiert haben wir dort nicht, ebenso nicht in der Kirche, obwohl es sich mehr als gelohnt hätte. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass eine Kirche in einem abgelegenen Bergdorf wie Maria Alm so prunkvoll ausgestattet ist. Die gotisch gewölbte Decke ist vollständig mit Fresken verziert, und den Altarraum schmückt eine in Gold scheinbar versinkende Madonna.

Die jetzt folgende Fahrstrecke über den Filzen Sattel (1.292 m) und den Dientner Sattel (1.357 m) steigerte das Naturerlebnis des heutigen Tages noch einmal deutlich. Wir hatten fast die ganze Zeit die Fahrbahn für uns, wobei die Gegenrichtung deutlich reger frequentiert wurde. Wir glauben, dass die diversen Reiseführer die umgekehrte Fahrtrichtung vorschlagen (so jedenfalls der unsrige), sodass dort weitaus mehr Verkehr herrscht. Schön für uns, denn so konnten wir Berge, Wälder und Kurven noch einmal in vollen Zügen und bei herrlichem Sonnenschein genießen.

Am östlichen Ende des Dientner Sattels führt ein kleiner Abstecher hinauf zum Arthurhaus, einem Lokal mit Aussichtsplateau. Die Fahrt dort hinauf lohnt sich allemal, denn es ist noch ruhiger, noch steiler und (fast) noch schöner als die Sattelroute. Weniger begeistert waren wir vom Arthurhaus selbst, denn die Aussicht vom Gipfel war nicht so überragend, wie wir sie uns vorgestellt hatten, und ausgerechnet jetzt schob sich eine dicke Wolke - die einzige des heutigen Tages - vor die Sonne. Wir haben deshalb schnell wieder die Kurve gekratzt. Nicht unerwähnt bleiben sollte vielleicht, dass das Arturhaus über ein reines Kupferdach verfügt, wie ich es noch nie gesehen habe. Was bei uns sicher ein Vermögen kosten würde, ist in der für ihre Kupfervorkommen bekannten Umgebung wohl eine preisgünstige Alternative gewesen.

Den Rest der Fahrt wollten wir über St. Johann, Schwarzbach und Bruck entlang der B 311 nach Zell am See zurücklegen, was wir am Ende auch gemacht haben. Allerdings kam uns in Goldegg die unglückliche Idee, von der Bundesstraße abzufahren und die einsamen Feldwege über Weng und Eschenau nach Lend zu nehmen, wo wir wieder auf die B 311 stoßen wollten. Obwohl auf der Karte als befahrbar eingezeichnet, entpuppte sich die Strecke als Labyrinth, weil die Österreicher - wir waren ja mittlerweile im Nachbarland - es nicht für nötig befunden haben, für die wenigen Ortsfremden, die sich hierher verirren, Schilder aufzustellen. So endete die Straße mehr als einmal einfach auf einem Bauernhof oder als unbefahrbare Schotterpiste. Wir gaben es schließlich auf und fuhren reumütig den ganzen Weg nach Goldegg zurück auf die B 311, die uns dann ohne weitere Probleme nach Zell am See führte.

Am späten Nachmittag umfuhren wir noch einmal den Zeller See, der - ganz anders als der Königssee - rege zum Baden, Segeln usw. genutzt wird. Er ist deshalb weitaus weniger beschaulich. Vor dem größten Hotel am Platz befindet sich ein original Hundertwasser-Brunnen, den der Meister selbst noch entworfen, aber in seiner Vollendung nicht mehr erlebt hat. Die 9 Säulen repräsentieren die Bundesländer Österreichs, wobei die Höhe dem jeweiligen Bevölkerungsanteil prozentual entspricht und sie in den Farben der Landeswappen gehalten sind. Sehr schön. Den Tag ließen wir mit einem leckeren Essen ausklingen, wobei ich -Ehrensache in Österreich - Wiener Schnitzel bestellte. Selbiges wird in Zell am See überall mit Preiselbeeren angeboten. Keine Ahnung, ob es sich dabei um eine lokale Spezialität handelt, aber in Wien gab es keine Preiselbeeren zum Wiener Schnitzel. Schmeckte aber gut.

Bilder:



Die Kirche in Maria Alm mit dem die Berge überragenden Turm.



Das Innere der Kirche in Maria Alm (Quelle: Postkarte).



Panoramablick vom Filzen Sattel aus.



Das Arturhaus.



Zell am See vom Ostufer aus.



Der Hundertwasser-Brunnen vor dem "Grand Hotel" im Zell am See.