Alpentour 2004

4. Tag: Großglockner Hochalpenstraße

Die Großglockner Hochalpenstraße wurde in der unglaublichen Bauzeit von nur 3 Jahren (1932-35) erbaut. Sie führt entgegen ihrer Bezeichnung natürlich nicht über den Großglockner. Selbiger ist für Menschen ohne alpine Kletterkünste (und daher erst recht für jegliche Art von Fortbewegungsmitteln) völlig unzugänglich. Vielmehr verbindet sie die österreichischen Bundesländer Salzburg und Kärnten. Ihr wirtschaftlicher Wert tangiert gegen null, es handelt sich um eine reine Panoramastrecke, auf der so gut wie ausschließlich Touristen verkehren.

Auf die Großglockner Hochalpenstraße führen zwei Eingänge, einer über die von uns gewählte Nordroute bei Bruck/Zell am See und einer über die Südroute bei Heiligenblut. Die Mautgebühr beträgt 26 € pro Fahrzeug, wobei wir im Hotel einen Gutschein vorfanden, der uns ganze 2,20 € Ermäßigung brachte. Immerhin. Sofort taucht man in die Naturgewalten der Ostalpen ein. Konnte man unsere bisherigen Strecken als schön, hübsch, grün und natürlich charakterisieren, so wird die Hochalpenstraße durch majestätisch-massive Alpenwände und Gipfel geprägt. Natürlich gibt es noch immer viele Bäume und Wiesen, aber die alles dominierenden Berge ziehen das Auge auf sich. Man kann aus nächster Nähe Gletscher, Wasserfälle und wolkenumhangene Gipfel bestaunen. Die Straße ist wunderbar zu befahren, aber auch hier empfiehlt es sich dringend, früh aufzubrechen. Wir haben kaum Verkehr gehabt, aber auf der Rückreise konnten wir beobachten, dass sich in der Gegenrichtung regelrechte Staus bildeten. Die Hochalpenstraße ist eben viel befahren. Auch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, hinter einem Wohnmobil oder einem Bus festzusitzen, denn Überholen will hier angesichts der zahllosen Kurven und der Enge der Straße gekonnt sein. Früh unterwegs waren übrigens auch die Radfahrer, die täglich zu Hunderten versuchen, per Rennrad oder Mountainbike den Aufstieg zu bewältigen.

Von Norden kommend ist das erste Zwischenziel die Edelweiß-Spitze, zu der man einen kleinen Abstecher von der eigentlichen Route machen muss. Selbiger lohnt sich aber in jedem Fall, denn man wird für die Überwindung, die der äußerst steile und enge Anstieg kostet, reichlich belohnt. Die Edelweiß-Spitze ist mit 2.571 m der höchste Punkte der Großglockner-Hochalpenstraße. Sie bietet einen Rundblick auf über 30 Dreitausender. Man hat das Gefühl, inmitten eines Rings von Bergen zu stehen, die die Edelweiß-Spitze umrahmen. Der Berg verdient seinen Namen übrigens nicht mehr, denn die obersten 6 Meter der "Spitze" wurden kurzehand für einen Parkplatz plattgemacht. Natürlich gibt es dort auch ein Lokal, einen Souvenirshop u.v.m. Etwas vorgelagert befindet sich das "Fuscher Törl", eine Gedenkstätte, die an die beim Straßenbau verunglückten Arbeiter erinnert. Natürlich befindet sich dort ein weiteres Lokal.

Zurück auf der Hochalpenstraße muss man das "Hochtor" überwinden, um zur Kaiser Franz-Josefs-Höhe zu gelangen. Das Hochtor ist nichts anderes als ein 311 m langer Tunnel, der die Landesgrenze von Salzburg und Kärnten markiert. Es stellt mit 2.504 m den höchsten Punkt der eigentlichen Route dar, wenn man den besagten Abstecher zur Edelweiß-Spitze nicht mitzählt. Danach folgt eine längere Abfahrt, die an einem Kreisverkehr endet. Dort muss man sich entscheiden, ob man direkt zum Wallfahrtsort Heiligenblut durchfährt oder einen erneuten Abstecher zu jener Kaiser Franz-Josefs-Höhe macht, von der aus man endlich den Großglockner selbst in voller Pracht zu sehen bekommt. Wir entschieden uns natürlich für letzteres, und so sollte es jeder halten, denn sonst verpasst man den Höhepunkt der gesamten Tour.

Die Kaiser Franz-Josefs-Höhe markiert den Punkt, an dem die Hochalpenstraße dem Großglockner am nächsten kommt. Zwar liegen immer noch 5 km Luftlinie zwischen dem höchsten Berg Österreichs (3.798 m) und seinem Betrachter, dem Auge kommt es aber so vor, als könne man in einer Viertelstunde herüberwandern und in maximal einer weiteren Stunde hinaufklettern. Dabei liegt die Kaiser Franz-Josefs-Höhe mit 2.369 m auch noch gute 1.400 m tiefer als der Gipfel. Würde man es nicht im Reiseführer lesen, könnte man es nicht glauben, so nah erscheinen der Berg und seine zahlreichen Nebengipfel. 

Zwischen der Kaiser Franz-Josefs-Höhe und dem Großglockner befindet sich die Schneise, die der Gletscher Pasterze in das Massiv gegraben hat. Die Pasterze liegt unter den größten Alpengletschern zwar "nur" auf Platz 9, in den Ostalpen und damit in Österreich aber auf Platz 1. Man kann mit einer Seilbahn den senkrecht abfallenden Hang hinunter fahren (7 € pro Person) und von der Talstation der Seilbahn aus auf den Gletscher wandern, zu dem behelfsmäßig in den Felsen gehauene, aber gut zu überwindende Stufen hinabführen. Auf dem Gletscher selbst erkennt man erst richtig, wie sehr er sich auf dem Rückzug befindet. Überall laufen Rinnsaale und kleine Bäche mit Schmelzwasser, und weite Teile sind durch Bodenerosion bereits abgetragen worden. Das Rauschen des Wassers bestimmt die Umgebungsgeräusche. Trotzdem ist natürlich noch genügend Eis vorhanden, und das Betreten des Gletschers ist ungefährlich, wenn man nicht gerade einer Gletscherspalte zu nahe kommt, von denen es jede Menge gibt. Für den Aufstieg sollte man übrigens etwas Kondition mitbringen, denn überraschenderweise kommt man die Schlucht leichter hinunter als herauf. 

Erwähnt werden sollte vielleicht noch, dass wir erneut sagenhaftes Glück mit dem Wetter hatten. Am Großglockner gibt es an 250 Tagen im Jahr Niederschlag, meistens als Schnee. Oft ist es bewölkt und stürmisch. Heute aber schien die Sonne, es wehte überhaupt kein Wind und die Temperaturen lagen um 20 Grad.

Die Rückfahrt führt "klassisch" nun durch den Südeingang nach Heiligenblut und dann in einem großen Schlenker über Lienz und Matrei durch den Felberttauern-Tunnel zurück nach Mittersill und Zell am See. Wir hatten aber keine Lust auf die Autobahn und sind daher den selben Weg zurück gefahren, den wir gekommen waren. Dabei konnten wir beobachten, dass die Auffahrt zur eigentlichen Kaiser Franz-Josefs-Höhe bereits gesperrt - da überlaufen - war und die Autos auf einen einige hundert Meter tiefer gelegenen Großparkplatz umgeleitet wurden, von dem aus ein Bustransfer stattfand. Aber selbst dort bildete sich bereits um 12.30 Uhr ein langer Stau, denn auch der Parkplatz war brechend voll. Wir empfehlen daher nochmals, spätestens um 11.00 Uhr oben zu sein, wenn man sich das nicht antun will. Die Berge leben doch auch von der Ruhe.

Bilder:



Alpengipfel von der Großglockner-Hochalpenstraße aus.



Blick auf die Hochalpenstraße von der Edelweiß-Spitze herab.



Auf der Edelweiß-Spitze.



Der Großglockner (Mitte) von der Franz-Josefs-Höhe aus.



Der Gletscher Pasterze. Rechts das Aussichtsplateau der FJH.



Die Seilbahn zur Pasterze hinab.



Gletscherbach am Fuße der Pasterze.