4. Tag:
Großglockner HochalpenstraßeDie
Großglockner Hochalpenstraße wurde in der unglaublichen Bauzeit
von nur 3 Jahren (1932-35) erbaut. Sie führt entgegen ihrer Bezeichnung
natürlich nicht über den Großglockner. Selbiger ist für Menschen
ohne alpine Kletterkünste (und daher erst recht für jegliche Art von
Fortbewegungsmitteln) völlig unzugänglich. Vielmehr verbindet sie die
österreichischen Bundesländer Salzburg und Kärnten. Ihr
wirtschaftlicher Wert tangiert gegen null, es handelt sich um eine reine
Panoramastrecke, auf der so gut wie ausschließlich Touristen verkehren.
Auf die Großglockner Hochalpenstraße führen zwei Eingänge, einer
über die von uns gewählte Nordroute bei Bruck/Zell am See und
einer über die Südroute bei Heiligenblut. Die Mautgebühr beträgt 26
€ pro Fahrzeug, wobei wir im Hotel einen Gutschein vorfanden, der uns
ganze 2,20 € Ermäßigung brachte. Immerhin. Sofort taucht man in die
Naturgewalten der Ostalpen ein. Konnte man unsere bisherigen Strecken
als schön, hübsch, grün und natürlich charakterisieren, so wird die
Hochalpenstraße durch majestätisch-massive Alpenwände und
Gipfel geprägt. Natürlich gibt es noch immer viele Bäume und Wiesen,
aber die alles dominierenden Berge ziehen das Auge auf sich. Man kann
aus nächster Nähe Gletscher, Wasserfälle und wolkenumhangene Gipfel
bestaunen. Die Straße ist wunderbar zu befahren, aber auch hier
empfiehlt es sich dringend, früh aufzubrechen. Wir haben kaum Verkehr
gehabt, aber auf der Rückreise konnten wir beobachten, dass sich in der
Gegenrichtung regelrechte Staus bildeten. Die Hochalpenstraße ist eben viel
befahren. Auch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, hinter einem
Wohnmobil oder einem Bus festzusitzen, denn Überholen will hier
angesichts der zahllosen Kurven und der Enge der Straße gekonnt sein.
Früh unterwegs waren übrigens auch die Radfahrer, die täglich zu
Hunderten versuchen, per Rennrad oder Mountainbike den Aufstieg zu
bewältigen.
Von Norden kommend ist das erste Zwischenziel die Edelweiß-Spitze,
zu der man einen kleinen Abstecher von der eigentlichen Route machen
muss. Selbiger lohnt sich aber in jedem Fall, denn man wird für die
Überwindung, die der äußerst steile und enge Anstieg kostet,
reichlich belohnt. Die Edelweiß-Spitze ist mit 2.571 m der höchste
Punkte der Großglockner-Hochalpenstraße.
Sie bietet einen Rundblick auf über 30 Dreitausender. Man hat das
Gefühl, inmitten eines Rings von Bergen zu stehen, die die
Edelweiß-Spitze umrahmen. Der Berg verdient seinen Namen übrigens
nicht mehr, denn die obersten 6 Meter der "Spitze" wurden
kurzehand für einen Parkplatz plattgemacht. Natürlich gibt es dort
auch ein Lokal, einen Souvenirshop u.v.m. Etwas vorgelagert befindet
sich das "Fuscher Törl", eine Gedenkstätte, die an
die beim Straßenbau verunglückten Arbeiter erinnert. Natürlich
befindet sich dort ein weiteres Lokal.
Zurück auf der Hochalpenstraße muss man das "Hochtor"
überwinden, um zur Kaiser Franz-Josefs-Höhe zu gelangen. Das Hochtor
ist nichts anderes als ein 311 m langer Tunnel, der die Landesgrenze von
Salzburg und Kärnten markiert. Es stellt mit 2.504 m den höchsten
Punkt der eigentlichen Route dar, wenn man den besagten Abstecher zur
Edelweiß-Spitze nicht mitzählt. Danach folgt eine längere Abfahrt,
die an einem Kreisverkehr endet. Dort muss man sich entscheiden, ob man
direkt zum Wallfahrtsort Heiligenblut durchfährt oder einen erneuten
Abstecher zu jener Kaiser Franz-Josefs-Höhe macht, von der aus
man endlich den Großglockner selbst in voller Pracht zu sehen bekommt.
Wir entschieden uns natürlich für letzteres, und so sollte es jeder
halten, denn sonst verpasst man den Höhepunkt der gesamten Tour.
Die Kaiser Franz-Josefs-Höhe markiert den Punkt, an dem die
Hochalpenstraße dem Großglockner am nächsten kommt. Zwar
liegen immer noch 5 km Luftlinie zwischen dem höchsten Berg
Österreichs (3.798 m) und seinem Betrachter, dem Auge kommt es aber so
vor, als könne man in einer Viertelstunde herüberwandern und in
maximal einer weiteren Stunde hinaufklettern. Dabei liegt die Kaiser
Franz-Josefs-Höhe mit 2.369 m auch noch gute 1.400 m tiefer als der
Gipfel. Würde man es nicht im Reiseführer lesen, könnte man es nicht
glauben, so nah erscheinen der Berg und seine zahlreichen
Nebengipfel.
Zwischen der Kaiser Franz-Josefs-Höhe und dem Großglockner befindet
sich die Schneise, die der Gletscher Pasterze in das Massiv
gegraben hat. Die Pasterze liegt unter den größten Alpengletschern
zwar "nur" auf Platz 9, in den Ostalpen und
damit in Österreich aber auf Platz 1. Man kann mit einer Seilbahn den
senkrecht abfallenden Hang hinunter fahren (7 € pro Person) und von
der Talstation der Seilbahn aus auf den Gletscher wandern, zu dem
behelfsmäßig in den Felsen gehauene, aber gut zu überwindende Stufen
hinabführen. Auf dem Gletscher selbst erkennt man erst richtig, wie
sehr er sich auf dem Rückzug befindet. Überall laufen Rinnsaale und
kleine Bäche mit Schmelzwasser, und weite Teile sind durch Bodenerosion
bereits abgetragen worden. Das Rauschen des Wassers bestimmt die
Umgebungsgeräusche. Trotzdem ist natürlich noch genügend Eis
vorhanden, und das Betreten des Gletschers ist ungefährlich, wenn man
nicht gerade einer Gletscherspalte zu nahe kommt, von denen es jede
Menge gibt. Für den Aufstieg sollte man übrigens etwas Kondition
mitbringen, denn überraschenderweise kommt man die Schlucht leichter
hinunter als herauf.
Erwähnt werden sollte vielleicht noch, dass wir erneut sagenhaftes
Glück mit dem Wetter hatten. Am Großglockner gibt es an 250 Tagen im
Jahr Niederschlag, meistens als Schnee. Oft ist es bewölkt und
stürmisch. Heute aber schien die Sonne, es wehte überhaupt kein Wind
und die Temperaturen lagen um 20 Grad.
Die Rückfahrt führt "klassisch" nun durch den Südeingang
nach Heiligenblut und dann in einem großen Schlenker über Lienz und
Matrei durch den Felberttauern-Tunnel zurück nach Mittersill und Zell
am See. Wir hatten aber keine Lust auf die Autobahn und sind daher den
selben Weg zurück gefahren, den wir gekommen waren. Dabei konnten wir
beobachten, dass die Auffahrt zur eigentlichen Kaiser Franz-Josefs-Höhe
bereits gesperrt - da überlaufen - war und die Autos auf einen einige
hundert Meter tiefer gelegenen Großparkplatz umgeleitet wurden, von dem
aus ein Bustransfer stattfand. Aber selbst dort bildete sich bereits um
12.30 Uhr ein langer Stau, denn auch der Parkplatz war brechend voll.
Wir empfehlen daher nochmals, spätestens um 11.00 Uhr oben zu sein,
wenn man sich das nicht antun will. Die Berge leben doch auch von der
Ruhe.
Bilder:
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