Nach einem ereignislosen Seetag, den wir mit Essen und Piña Coladas verbrachten, lief "Mein Schiff 2" im Hafen von Abu Dhabi ein. Bilder können die Zustände dort nicht beschreiben - noch schlimmer als in Khor Fakkan! Direkt neben dem Schiff errichtete man einen neuen Terminal. Man blickte also auf eine Monster-Baustelle, deren Lärm selbst durch die geschlossene Balkontür schlicht nicht auszuhalten war. Dass man Menschen in dieser Hölle absetzt, ist nicht zu entschuldigen.

Immerhin: Der Transport aus diesem Hades in die Stadt gestaltete sich hier völlig unproblematisch: am Schiff warteten zahllose Taxis, und anders als in Muscat erwischten wir einen ausgesprochen netten Fahrer, der uns eine hervorragende Tour vorschlug. Deren erste Station war die am Stadtrand gelegene Scheich-Zayid-Moschee, ein unfassbares Meisterwerk orientalischer Baukunst der Gegenwart (keine 10 Jahre alt), das uns in Optik und Aufwand an den Taj Mahal erinnert hat (ein Kompliment, das ich mit Sicherheit nicht leichtfertig vergebe). Schon aus der Ferne bietet sich dem Auge ein überwältigender Anblick:

 

Das Faszinierende ist, dass die Moschee aus verschiedenen Blickwinkeln immer wieder neue Schönheiten offenbart. Ich kann aus Platzgründen hier gar nicht alle Eindrücke wiedergeben, hoffe aber, unserer Begeisterung gebührenden Ausdruck zu verleihen.

Das Interieur hält, was das Exterieur verspricht: prunkvoll, pompös, fast schon protzig, jedenfalls einfach überwältigend.

Natürlich spielt hier der Statusgedanke eine große Rolle. So konnte der größte Teppich der Welt natürlich nicht im Oman bleiben, nein, Abu Dhabi musste nochmals über 1.300 qm 'draufsetzen. Und wer die Kronleuchter in der Großen Sultan-Qabus-Moschee in Muscat gesehen hat und dachte "mehr geht nicht", wurde auch hier eines Besseren belehrt.

Zweite Station unserer Stadtrundfahrt war die Rennstrecke von Abu Dhabi, der Yas Marina Circuit, auf dem alljährlich am ersten Wochenende im November ein Formel-1-Rennen ausgetragen wird, meistens das letzte der Saison. Auch hier: alles neu und alles vom Feinsten, nicht zuletzt das futuristische Yas Viceroy Abu Dhabi Hotel, das inmitten der Rennstrecke liegt. Ich möchte nicht wissen, was dort ein Zimmer am Rennwochenende kostet...

 

In unmittelbarer Nähe der Rennstrecke befindet sich die Ferrari World, der größte überdachte Freizeitpark der Welt mit der angeblich schnellsten Achterbahn der Welt (man sieht wieder: es müssen Superlative sein). Dort kann man sicherlich einen ganzen Tag und länger verbringen, aber da wir erstens nur diesen einen Tag hatten, und ich zweitens begeisterter Anhänger einer Konkurrenzmarke bin, statteten wir der Ferrari World nur einen kurzen Anstandsbesuch ab.

Was man bei einen Bericht über die Highlights von Abu Dhabi nicht vergessen darf: es gibt dort an jeder Ecke Bauwerke zu bestaunen, die man nirgends sonst auf der Welt findet und die in jeder Metropole Mitteleuropas eine Hauptattraktion wären, in Abu Dhabi aber völlig untergehen. Hier mal zwei Beispiele, im Vorbeifahren aufgenommen:

Ein Highlight der besonderen Art bot uns das Emirates Palace Hotel. Dies auch, aber keineswegs in erster Linie wegen seiner Architektur (im Bild zu sehen übrigens ein Nebeneingang, das Hauptportal ist allein dem Scheich und seiner Familie vorbehalten).

Nein, das eigentlich coole war, dass wir beschlossen, im Hotelcafé unseren High Tea einzunehmen. Aus der unüberschaubaren Auswahl an Köstlichkeiten wählten wir ein Tiramisu und eine Früchtetorte aus, dazu zwei Cappuccino. "You mean Emirates Palace Cappuccino?", fragte mich die Bedienung fast ein wenig erstaunt. "Sure", antwortete ich, weil ich immer "sure" sage, wenn ich nicht genau weiß, was man von mir will. Gleichzeitig schwante mir, dass ich hier wohl nicht einen Allerwelts-Cappuccino bestellt hatte, und tatsächlich - serviert wurde uns auf einem Silbertablett Cappuccino mit echtem Goldstaub! Dazu ein Glas Wasser und zwei süße Datteln. Das muss man einmal im Leben gemacht haben!

Das tolle war: der Cappuccino und der Kuchen schmeckten auch noch unvergleichlich gut! Man erwartet ja eigentlich, dass das alles nur Show ist, aber fast möchte ich sagen, dass dies auch geschmacklich der beste Cappu war, den ich je getrunken habe. Während wir dort saßen, uns diese Köstlichkeiten schmecken ließen und die Leute beobachteten, schlossen wir interne Wetten ab, was der Spaß am Ende wohl kosten würde. Es sei an dieser Stelle verraten: umgerechnet 55 Euro. Für zwei Cappu und zwei Stück Kuchen ein stolzer Preis, und sicher nichts für jeden Tag, aber angesichts des Ambientes und der Qualität des Gebotenen jeden Cent wert.

An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an unseren Taxifahrer, der uns zum Abschluss der Rundfahrt zum "Heritage Village" brachte, einer Strandanlage, von der aus man einen überwältigenden Ausblick auf die Skyline von Abu Dhabi hat. Ein echter Geheimtipp, den wir ohne ihn sicherlich nicht gefunden hätten.

Unser Gesamteindruck: Wenn man die konkurrierenden Metropolen einmal vergleicht, so mag Dubai mit dem Burj Khaifa und dem Burj al Arab etwas spektakulärere Einzelattraktionen haben, aber insgesamt hat uns Abu Dhabi besser gefallen. Es gibt einfach noch mehr zu sehen, noch mehr Abwechslung. Hier war ein Tag definitiv zu wenig, um alles mitzunehmen.


Ein Fazit zu ziehen ist am Ende dieser acht Tage wirklich nicht leicht. Das fängt mit "Mein Schiff 2" an: Schiff super, Verpflegung super, All-Inclusive-Paket super, aber die Industriehäfen...! Wer diese Tour mit "Mein Schiff 2" macht, muss einfach wissen, dass die Liegeplätze schlicht die Hölle sind. Ob das mit anderen Schiffen besser ist (z.B. mit der Aida, welche auf derselben Route verkehrt), würde uns interessieren, ein Feedback hierzu wäre herzlich willkommen. Khor Fakkan war ebenfalls eine Katastrophe. Aber Dubai und speziell Abu Dhabi muss man einfach einmal im Leben gesehen haben. Selbstverständlich könnten wir dort nie für länger leben, aber eine Reise wert sind diese Städte auf jeden Fall. Vielleicht hätte es gar keine Kreuzfahrt gebraucht, denn ein Flieger nach Dubai ist schnell gebucht, und die beiden Städte trennen ja nur 140 km, die ein Schnellzug dort in knapp einer Stunde überbrückt. Jeweils zwei Tage in einem schönen Hotel in diesen Metropolen wären eine echte Alternative gewesen, schon weil sie uns diese unmöglichen Häfen erspart hätten. Also lautet das Fazit - trotz der Gratis-Cocktails und des schönen Schiffs -: Orient eher ja, Kreuzfahrt eher nein.