Über den langen Weg, der uns über Münster, Düsseldorf, Madrid,
Lima, Cusco und Ollantaytambo schließlich nach Machu Picchu
geführt hat, habe ich einen
eigenen Bericht geschrieben, sodass ich mich an dieser
Stelle auf die Kurzfassung beschränken möchte: Von einem
Bahnhof ca. 30km hinter Ollantaytambo aus fährt Perurail
täglich hunderte von Besuchern durch ein schmales Tal nach
Machu Picchu, das in 2.400m Höhe mitten in den Anden liegt.
1535 auf der Flucht vor den Spaniern verlassen, geriet die
Inkastadt bald in Vergessenheit. Erst 1911 wurde sie wieder
entdeckt, völlig verwildert, aber in ihrer Substanz
hervorragend erhalten. Ihren Namen verdankt sie dem Berg
hinter der Stadt ("Machu Picchu" heiß soviel wie "alter
Berg").
Für Touristen
ist es wunderbar, dass man sowohl die Stadt betreten als auch
einen Blick aus der Ferne auf sie werfen kann. Dadurch hat man
einerseits Gelegenheit, die Inka-Architektur aus der Nähe zu
studieren, kann andererseits aber auch jenes Postkartenmotiv
genießen, welches die obigen Bilder zeigen. Übrigens war es
während unseres Aufenthalts gar nicht voll, ganz entgegen
allem, was wir im Vorfeld gehört und gelesen hatten. Es hat
sich wohl sehr gelohnt, früh aufzustehen, sodass wir die
allererste Bahn des Tages erwischten. Dadurch mussten wir
Machu Picchu nur mit den Wanderern teilen, die über den
Inka-Trail hereinkamen. Großes Glück hatten wir mit dem
Wetter, denn normalerweise regnet es dort oder ist zumindest
bewölkt, am 14.09.2010 herrschte aber nichts als Sonnenschein
(ein weiterer Grund übrigens schon morgens zu kommen, denn
dann steht die Sonne günstig für die Postkartenfotos).
In jedem
Reiseführer liest man von der mystischen Ausstrahlung des
Ortes, und selbst gestandene Historiker haben in Machu Picchu
eine besondere Kultstätte für dieses oder jenes gesehen. Die
moderne Forschung geht jedoch davon aus, dass Machu Picchu für
die Inka nichts Besonderes war, eine Stadt von vielen eben.
Wegen ihrer exponierten Lage und ihres hervorragenden
Zustandes ist sie heute jedoch weltberühmt. Übrigens ist Machu
Picchu nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer einsamen
Lage so gut erhalten. Die Spanier sind nämlich nie bis dorthin
vorgestoßen, konnten die Stadt also auch nicht zerstören. Was
kaputt ist, fiel der Witterung zum Opfer, vor allem die
Dächer, welche aus Holz und Stroh bestanden. Manches sieht
kaputt aus, ist aber in Wahrheit nicht zerstört, sondern gar
nicht erst fertig gestellt worden. Machu Picchu hatte seine
Blütezeit um 1450, war gegen Ende des Inkareichs um 1535 aber
immer noch eine Baustelle.
So interessant
die Besichtigung der Stadt war - die schönsten Momente in
Machu Picchu genossen wir friedlich auf einem Terrassenfeld
sitzend und aus der Distanz auf die Stadt blickend, während
neben uns ein paar Lamas grasten. Zusammenfassend war Machu
Picchu sicherlich das Ziel der Reise.
Von Machu Picchu aus ging es zurück nach Cusco für zwei
weitere Übernachtungen und einen Tag zur freien Verfügung.
Anschließend stand die lange Fahrt nach Puno am
Titicaca-See auf dem Programm.
Unterwegs nach Puno
Unterwegs legten wir allerdings diverse Zwischenstopps ein,
z.B. in Rumicola, wo ein Stadttor aus Inkazeiten
erhalten ist, oder in Andahuaylillas, wo eine gerade in
Renovierung befindliche Kirche steht. Dies waren allerdings
nur Sehenswürdigkeiten der Kategorie B, im Grunde eine kurze
Rast unter einem Vorwand. Wesentlich lohnender war da schon
die Besichtigung des Wiracocha-Palastes in Raqchi.
Vom Palast steht zwar nur noch eine Mauer, die ist aber recht
beeindruckend. Das gilt auch für die umliegenden Rundbauten,
ehemalige Kornspeicher, die dutzendweise nahezu im
Originalzustand erhalten sind. Eine kleine Kirche, die wie aus
einem Clint-Eastwood-Western entsprungen aussah, und ein Markt
rundeten das touristische Angebot von Raqchi ab.
Kurz hinter
Sicuani passierten wir mit 4.338m den höchsten Punkt unserer
Reise. Nie zuvor im Leben waren wir auf solch einer Höhe. Am
Pass war ein kleiner Markt aufgebaut, man konnte einen schönen
Blick auf die umliegenden Berge genießen, aber vor allem war
man froh, dass man in dieser dünnen Luft nicht lange durch die
Gegend laufen musste.
Puno
Puno ist eine Stadt mit 120.000 Einwohnern am
Titicaca-See. Sie liegt immer noch auf 3.800m, also verdammt
hoch. Bereits an der Stadtgrenze konnten wir einen ersten
Blick über die Dächer von Puno auf den See werfen:
Am Abend bot
sich dann noch ein schöner Blick von der Terrasse des Hotels
auf den See, über den zu lesen ist, er sei der höchste
schiffbare See der Erde. Übrigens ist er auch nicht gerade
klein, sondern ungefähr dreimal so groß wie der Bodensee.
Der Titicaca-See grenzt bereits an Bolivien. Allerdings
ist die Grenze von Puno noch 150km entfernt. Für uns hieß das
Aufstehen um fünf Uhr, denn für diesen Tag stand neben der
Grenzüberquerung noch ein langer Bootstörn auf dem See an. Man
fährt übrigens nicht einfach über die Grenze nach Bolivien,
nein, man geht über die Grenze. Das Gepäck wird dabei
von professionellen Kofferträgern geschleppt (ob man will oder
nicht), und erst nach der Abfertigung durch den peruanischen
und bolivianischen Zoll darf man es auf der anderen Seite
wieder in Empfang nehmen.
Copacabana
Der erste Ort hinter der bolivianischen Grenze heißt
Copacabana, genau wie der berühmte Strand in Rio de
Janeiro, wobei letzterer nach ersterem benannt worden sein
soll. Uns wurde dazu erzählt, in der Kirche von
Copacabana/Bolivien gebe es eine Madonnenstatue, zu der
ein Schiffbrüchiger einst gebetet haben soll. Seine Gebete
wurden erhört, und den Strand, an den er gespült wurde, nannte
er nach der Heimat jener Madonna "Copacabana". Wahrscheinlich
ein Märchen, aber es scheint zu stimmen, dass das
bolivianische Copacabana zuerst da war (auch der Name,
übersetzt "Blick auf den See" lässt darauf schließen). Die
Madonna gibt es übrigens wirklich, sie macht Copacabana zu
einem der wichtigsten Wallfahrtsorte Südamerikas. Die Kirche,
in der sie steht, konnten wir besichtigen:
In Copacabana
befand sich auch der Hafen, von dem aus wir mit einem
Katamaran zur "Sonneninsel" auf dem Titicacasee
schipperten.
Auf der
Sonneninsel gibt es bis auf ein Museum mit örtlichen
landwirtschaftlichen Produkten nicht viel zu sehen. Einen
Besuch dort kann man sich im Grunde schenken. Immerhin hatten
wir das Vergnügen, das letzte Stück des Weges in einem
Schilfboot zurückzulegen:
Wir sind nicht zum
Spaß hier...
Nach dem Besuch der Sonneninsel ging es - schon in der
Abenddämmerung - noch drei Stunden mit dem Katamaran quer
über den See nach Chua, und von dort aus weitere zwei
Stunden mit dem Bus durch die Dunkelheit nach La Paz. Dort
fielen wir wie tot in unsere Betten. Diesen Tag hätte der
Reiseveranstalter um die Hälfte kürzen können, ohne dass man
irgend etwas verpasst hätte. Wir waren von fünf Uhr
morgens bis zehn Uhr abends unterwegs, also siebzehn (!)
Stunden. Dass wir die gesamte Fahrstrecke im Bus mit einer
Reisegruppe zurücklegen mussten, obwohl wir eine
Individualreise im Pkw gebucht (und teuer bezahlt) hatten, sei
nur am Rande erwähnt. Erholung war das nicht!
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