Unser erster Urlaub an der Westküste der USA war einfach überragend. Bis dahin Strandlieger, war eine Rundfahrt mit dem Mietwagen etwas völlig neues für uns. Land und Leute haben uns so gut gefallen, dass wir zwei Jahre später dieselbe Tour noch einmal unternahmen, und zwar erstmals mit einem Cabrio - eine Verbesserung, die sich als Tüpfelchen auf dem "i" herausstellte und die wir seitdem nicht mehr missen möchten. In den Folgejahren haben wir zahlreiche ähnliche Fahrten unternommen, darunter auch wieder solche in die USA (1, 2, 3, 4).

Als für den Spätsommer 2009 wieder ein Urlaub anstand und das Thema "Cabriotour USA" auf den Tisch kam, lautete daher die erste Frage: "Wo waren wir denn noch nicht"?

Schnell wurde klar, dass wir die Reiseroute individuell zusammenstellen mussten, die Pauschalreisen hatten wir bereits alle unternommen. Schließlich ist es eine "Nationalpark-Tour" geworden, die uns in gut 14 Tagen von Denver (COL) nach Las Vegas (NV) kreuz und quer durch die Rocky Mountains führte. Unterwegs lagen die schönsten Nationalparks der USA, beispielsweise der Grand Canyon und Bryce Canyon, aber auch exotischere Ziele wie die Great Sand Dunes. Darüber hinaus blieb Zeit für einen Abstecher zum etwas abseits der Route gelegenen Mount Rushmore.

Die Anreise von Münster über Frankfurt nach Denver mit Lufthansa und die Übernahme des Mietwagens von National verliefen völlig problemlos, wobei der Mietwagen sich als erstes Highlight entpuppte: Wir hatten die Wahl zwischen einem Vernunftauto und einem knallblauen Ford Mustang Cabrio! Da gab es nur eine Entscheidung:


Unser erster Weg führte vom Flughafen direkt zum Coors Field, wo die Colorado Rockies an diesem Abend die Los Angeles Dodgers empfingen. Es ist bei uns mittlerweile üblich, während unserer USA-Aufenthalte nach Möglichkeit ein Baseballspiel zu besuchen, und auf dieser Fahrt ergab sich schon am ersten Tag die Gelegenheit. Herrlich, gleich zu Beginn des Urlaubs in diese Atmosphäre einzutauchen, in der Abendsonne zu sitzen und ein Monster-Hotdog zu verspeisen.

Dass die Rockies daheim mit 1:6 gegen die Dodgers untergingen, haben wir übrigens nur am Rande registriert, denn während des Spiels (im 2. Inning, um ganz genau zu sein), machte ich meiner Freundin einen Heiratsantrag! Nach vielen Jahren des Zusammenlebens hatte sich bei uns beiden der Wunsch herausgebildet, unsere Beziehung endlich zu "legalisieren", und eine Hochzeit in Las Vegas, der letzten Station unserer Reise, schien uns der perfekte Ort zu sein. Dass ein Baseballspiel ein ungewöhnlicher Ort für einen Heiratsantrag ist, mögen Dritte vielleicht meinen, aber für uns ist es eben Tradition und daher genauso privat wie zu Hause auf dem Sofa.

In Denver selbst gibt es für den Touristen nichts zu sehen. Wenn, dann sollte man die zu einer einzigen endlosen Mall umgebaute 16th Street in Augenschein nehmen, was wir am nächsten Morgen - nach der Übernachtung im Curtis, einem wirklich schönen (und bunten) Hotel - mit einem Frühstück verbanden. Unmittelbar danach ging es mit dem Cabrio gen Norden, in den Rocky Mountains National Park.


Der Rocky Mountains National Park liegt nur einen Steinwurf nördlich von Denver. In dieser Gegend sind die Rocky Mountains Ende August noch sehr grün, nur vereinzelt sah man schneebedeckte Gipfel in der Ferne. Dass sich das Anfang Oktober ganz schnell ändert, war überall zu erkennen. Beispielsweise können alle Straßen im Nationalpark bei Glätte sofort gesperrt werden. Wenn man wandern oder Radfahren möchte, wozu die Gegend geradezu einlädt, sollte man unbedingt bedenken, dass man sich auf 3.500m Höhe (und darüber) befindet. Selbst bei unseren kurzen Spaziergängen merkten wir deutlich, dass die Atemluft ungewohnt dünn war.

In den Nationalpark gelangt man am besten über den Osteingang bei der Ortschaft Estes Park. Von hieraus erreicht man leicht die Old Fall River Road, die schönste Panoramastrecke im Park. Allerdings ist selbige nichts für Anfänger. Es handelt sich um eine schmale, steile, kurvenreiche Schotterpiste (Bild unten rechts), die zum Fall River Pass hinauf führt. Dieser markiert mit 3.594m einen der höchsten frei zugänglichen Punkte im Park (der höchste Berg, Longs Peak, ist 4.345m hoch). Deutlich leichter ist die Abfahrt, die über eine zweispurige Asphaltstraße zurück nach Estes Park führt. 

Im nachhinein war es genau richtig, von Denver nach Las Vegas zu fahren und nicht umgekehrt, denn es stellte sich heraus, dass die Sehenswürdigkeiten an Attraktivität immer mehr zunahmen. So war der Rocky Mountains NP zu Beginn eine ideale Einstimmung auf die weitere Reise, während er an deren Ende gegen andere Attraktionen deutlich verloren hätte. Wir fanden es dort recht europäisch, einer Alpenlandschaft vergleichbar, und deshalb vielleicht etwas weniger spektakulär als z.B. am Grand Canyon oder Bryce Canyon, denen Europa nichts Vergleichbares entgegenzusetzen hat.

Wir verließen den Rocky Mountains Nationalpark am späten Nachmittag und beschlossen, noch ein Stück die I-25 hinauf zu fahren. Dabei drangen wir in unendliche Weiten vor, die noch nie zuvor ein Mensch gesehen hat:
 

Nichts, Nichts und wieder Nichts. Schon in Colorado, spätestens aber in Wyoming bietet sich dem Betrachter das immer gleiche Bild: Endlose Graslandschaften wechseln sich mit endlosen Graslandschaften ab. Verkehr gibt es nicht, jedes entgegenkommende Fahrzeug wird zum Ereignis. Alle 50 Meilen stößt man auf einen Ort, der aus drei Häusern, einer Tankstelle und einem Motel besteht. In einem solchen Kaff, Wheatland, übernachteten wir. Am nächsten Morgen ging es weiter gen Norden bis Rapid City, genauer gesagt bis zum Mount Rushmore, der in den Black Hills südwestlich von Rapid City liegt.


Vorher nahmen wir aber noch den Custer State Park in Augenschein, durch den man zwangsläufig kommt, wenn man sich Rapid City von Süden her nähert. An die Stelle der endlosen Grasweiden treten hier schon kleinere Berge. Vor allem aber sorgen zahlreiche Tiere für Abwechslung, die sich im Park frei bewegen können. Der Kollege unten rechts trottete beispielsweise völlig teilnahmslos einfach so an der Straße entlang. Üblicherweise bewegen sich Bisons allerdings in Herden, und im Custer State Park gibt es eine Menge davon. Besondere Freude haben uns ferner die Erdmännchen gemacht, die hier zu Dutzenden auf ihren Hügeln sitzen und neugierig in die Landschaft starren.
 

Auf dem Rückweg wählten wir eine alternative Route durch den Park, den Needles Highway entlang, der seinen Namen Felsnadeln wie dem Monolithen unten links verdankt. Darüber hinaus bietet der Park viele schöne Ausblicke.